Liebe Fitnessstudios, hört auf mit euren Bodyshaming-Slogans
Wir alle sind täglich Bodyshaming ausgesetzt: Egal, ob Männer oder Frauen – auf Social Media, in der Popkultur oder auch im sozialen Umfeld werden Schönheitsideale propagiert, die sich immer wieder ändern. Als wäre das nicht schon genug psychische Belastung, knallen uns Fitnessstudios ihre Slogans unverblümt in Großbuchstaben ins Gesicht. Sprüche wie "Die fetten Jahre sind vorbei" sind nicht nur toxisch, sondern noch dazu außerordentlich fettphobisch.
Das Marketing der Fitnesskette FITINN spielt gerne mal mit dem schlechten Gewissen potenzieller Kund:innen. Fitnessstudios sind damit kein Ort des Wohlfühlens, sondern werden zu einem Ort fehlender Selbstakzeptanz. Eigentlich sollten wir das Gym besuchen, um etwas für unsere Gesundheit zu tun, Stress abzubauen, den Körper zu trainieren, damit wir auch mit 80 noch mit unseren Enkelkindern über eine Wiese laufen können. Stattdessen wird man hier dazu angehalten beim Laufband gefälligst noch eine Stufe höher zu drehen, um die lästigen Fettpölsterchen zu killen, die von der Gesellschaft so sehr verachtet werden.
Auch wenn wir es nicht wollen: Diese Slogans prägen uns – mehr als uns lieb ist.
Quäle dich, um deinen Traumbody zu erreichen
Liebe Fitnessstudios, wie wäre es, wenn ihr uns mit Selfcare-Slogans an die Geräte lockt, statt mit Sprüchen wie "Wir kümmern uns um jede Problemzone"? Fun Fact: "Problemzonen" und "Bikini Bodys" haben wir schon seit 2017 aus dem Wortschatz gestrichen. Ein Körper kann niemals ein Problem sein, nur weil er vielleicht nicht in das gesellschaftlich geprägte Schönheitsideal passt.
Ganz nebenbei: Fatshaming ist diskriminierend und führt nachweislich zu mehr gesundheitlichen Problemen von dicken Personen. Diese Slogans helfen also nicht dabei, gesünder zu werden – im Gegenteil.
Slogans im Fitnessstudio: Wo bleibt die Bodyneutrality?
Und auch die folgenden Slogans haben wir uns nicht ausgedacht, sondern stammen aus dem Repertoire des Instagram-Accounts von FITINN: Man möchte hier mit Sprüchen wie "Minimiere deinen Schatten" oder "Weil unsere Hanteln schwerer sind als dein Gewissen nach dem dritten Döner" zum Sport animieren. Der Besuch im Fitnessstudio soll laut der Kette also den Genuss von kalorienreichen Nahrungsmitteln rechtfertigen, den Schweinehund antreiben, das Gewissen beruhigen, während Essstörungen immer häufiger werden – vor allem bei jüngeren Menschen.
Skinny-Shaming ist auch Bodyshaming
Dabei soll hier die Konkurrenz nicht außer Acht gelassen werden, denn beim Anblick des Instagram-Accounts von McFit wird uns erst beim zweiten Hinsehen übel. Beim Trainieren geht es hier anscheinend weniger um Wohlbefinden und Bewegung an sich, sondern eher darum "einfach gut auszusehen". Besucher:innen sollen laut den Marketingköpfen hinter der Fintesskette also eher aus optischen, weniger aus gesundheitlichen Gründen trainieren und ihr Workout durchziehen. Denn laut McFit ist auch ein zu schlanker Körper einfach nur lame und sollte bitte mit etwas Muskelmasse optimiert werden. Der Spruch "Das Leben ist zu kurz um schmal zu sein" beinhaltet nicht nur einen Beistrichfehler, sondern betreibt Bodyshaming in die andere Richtung.
"Tränen bringen dir Sympathie, aber Schweiß bringt Ergebnisse"
Kein Wunder, dass sich viele Menschen so gar nicht im Fitnessstudio wohlfühlen, nur ungern alleine hingehen oder sogar mit Ängsten zu kämpfen haben. Nicht immer liegt es am inneren Schweinehund, der uns von der Fitness-Bubble fernhält – in manchen Fällen ist es die Atmosphäre und das Mindset, das hier vermeintlich vorherrscht. Diese Sprüche suggerieren, dass Körper nicht so angenommen werden, wie sie sind, sondern als seien sie etwas, das bekämpft werden muss, um in die gesellschaftliche Norm zu passen – und zwar mit Disziplin.
Diese Slogans existieren nicht seit gestern. Die Frage ist: Warum sind sie noch immer großgeschrieben auf den Außenfassaden der Studios oder im Internet zu sehen?
Kommentare