Emanzipation oder Emaskulation: Wer zahlt beim ersten Date?

Getrennte Rechnung beim ersten Date?
Der Tanz um das Thermopapier, auf dem Rechnungen gedruckt werden, ist ein Tanz der Macht, Emanzipation und Männlichkeit.

Wenn es bei einem Date darum geht nach der Rechnung zu greifen, spüre ich als Mann einen gesellschaftlichen Druck. Nicht so stark, dass ein Beugen leicht wäre, doch gerade so stark, dass ich schon hitzige Diskussionen darüber führen durfte. Etwa, warum ich "als Mann nicht einfach zahle", warum ich mich weigere Geld für eine fremde Person auszugeben, die ich vielleicht gar nicht mag? Eine getrennte Rechnung beim ersten Date, ein Machtspiel zwischen Emanzipation und Emaskulation.

Emanzipation oder Emaskulation?

Die Frage dürfte sich schon jede Person gestellt haben, die mal auf einem Date war. "Zahlen wir getrennt? Wenn wir gemeinsam zahlen, wer zahlt dann?" Im Idealfall zahlt diejenige Person, welche die Einladung ausgesprochen hat, jedoch "benachteiligt" das direkt das männliche Geschlecht: Dem "RND" zufolge erwarten sich laut ElitePartner-Studie 72 Prozent der Frauen unter 30, dass ein Mann den ersten Schritt machen sollte. In meiner Erfahrung habe ich in heterosexuellen Beziehungen ebenfalls beobachtet, dass ein weiblicher erster Schritt eher eine Seltenheit ist.

Eine Seltenheit ist jedoch nur eine statistische Beobachtung, es kommt natürlich darauf an in welchen Kreisen man seine Dates sucht. Welche Werte man als Person vertritt, und welche man im Gegenüber sucht, lassen meist erahnen, wie die Rechnung später aufgeteilt wird. Doch mehr als einmal wurde ich dabei vor den Kopf gestoßen, fand mich in einer Konfrontation wieder, warum ich denn nicht für mein Date zahlen wolle? Sorry, dass ich mein Geld nicht jeder Frau nachwerfe, die mit mir Essen geht.

Männer, deren "Männlichkeit" es nicht zulässt, dass eine Frau ihr Essen zahlt, definieren in meinen Augen ihre Männlichkeit über ihre Rolle als Brotversorger. Eine Rolle, die keinen Platz für emanzipierte und selbstbestimmte Frauen lässt, weil sie eine Abhängigkeit schafft. Gott bewahre, dass ich meine Männlichkeit daran festmache, ob ich eine Restaurantrechnung über 44 Euro übernehme, oder nicht. Gleichermaßen bewahre er mich vor Dates, die im Vorhinein erwarten, nichts zu zahlen, denn darin liegt für mich das eigentliche Problem der Diskussion.

Zahlen ist (meistens) nicht das Problem

Es geht meiner Meinung nach in der Diskussion nicht wirklich darum, wer schlussendlich zahlt, sondern um die Erwartungshaltung, die dabei gezeigt wird. Wenn mein Date im Vorhinein schon erwartet, dass ich die Rechnung übernehme, eben weil ich ein Mann bin, kann leicht das Gefühl entstehen, dass unser Treffen an diese Bedingung gekoppelt ist. "Würde sie hier sitzen, wenn ich sie nicht ins schicke Restaurant eingeladen hätte?" Es sind Selbstzweifel, Ängste und gesellschaftliche Machtspiele, die Männer hier leicht verunsichern können.

Oft habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass eine getrennte Rechnung ein unmissverständliches Zeichen sein kann und das von beiden Seiten. Wenn das Date etwa nicht so toll, romantisch und wunderschön war, kann das Verlangen einer getrennten Rechnung auch so viel bedeuten wie: "Ich möchte dir nichts schuldig bleiben, weil ich dich nicht unbedingt wieder treffen möchte." In diesem Fall ist das getrennte Zahlen als non-verbale Grenze zu verstehen und zu respektieren.

Am Ende kommt es nur darauf an, wie die Chemie zwischen den Beteiligten ist. Wenn sich die Frage nach der zahlenden Person zu einer Grundsatzdiskussion entwickelt, sind die Personen vielleicht grundsätzlich anders getaktet, was eine Basis für spätere Uneinigkeiten und Konflikte darstellen kann. Außerdem kann eine Rechnung von sich aus zu übernehmen eine nette Geste sein, um ein zweites Treffen auszumachen, welches dann die andere Person übernehmen darf.

Kommentare