Hank Ge und sein "Bali-Imperium": Vorwurf kultureller Aneignung

Strand auf Bali
Hank Ge ist in Wien eine lokale Größe. Der Influencer hat sich mit Gastronomie und Produktlinien einen Namen gemacht.

Dass Hendrik Genotte, kurz Hank Ge, ein großer Fan der Insel Bali und dem damit verbundenen "spirituellen Lifestyle" ist, weiß jede:r, der bereits auf seiner Instagram-Page gelandet ist. 

Der Deutsche Influencer betreibt in Wien, neben einer versteckten Cocktailbar, mehrere Filialen des sogenannten Bali Brunch. Hier möchte er laut seiner Website das "Bali Feeling" ins Herz lassen und die "Sehnsucht nach der Lieblingsinsel Bali" stillen. Aber damit nicht genug: Seine Produktlinien, die über Rewe vermarktet werden, widmen sich der veganen, gesunden Jause (zum Beispiel Falafel-Wraps via BILLA) und auch der Haarpflege.

Aktivistische Gruppe kritisiert Hank Ge

Da Hank Ge auch für seine Lockenpracht berühmt ist, bietet er über BIPA seine Linie "Bali Curls" an. Was das Ganze mit Indonesien und Bali an sich zu tun hat, fragt sich nun die aktivistische Gruppe Cinta Cinta Collective in einem offenenen Brief an Genotte und die Rewe International AG.

Bali Brunch und Co: Kulturelle Aneignung?

Im offenen Brief über Instagram erklären die Aktivist:innen, dass "die Übernahme von Ausdrucksformen, Artefakten oder Geschichten und Wissensformen von Träger:innen einer anderen Kultur oder kulturellen Identität als kulturelle Aneignung bezeichnet" wird. "Wenn Träger:innen einer 'dominanteren Kultur' Kulturelemente einer 'Minderheitskultur' aufnehmen und sie ohne Genehmigung, Anerkennung oder Entschädigung in einen anderen Kontext stellen, wird dies als kulturelle Aneignung bezeichnet."

Im Detail fordert Cinta Cinta Collective eine "inhaltliche Stellungnahme" und "reflektierte Maßnahmen" der Rewe International AG und Hank Ge. Nämlich, in Ansprache an Genotte: "Deine Produkte und Lokale nicht mehr BALI zu nennen, wäre ein erster Schritt. Kein Bali Curls, Kein Bali Brunch, Kein Bali Living und was dir sonst noch eingefallen ist."

Eat, Pray, Love

Bali sei vor allem für "Influencer:innen, Surfer:innen, Yoga-Enthusiast:innen, digitale Nomad:innen, Austeiger:innen und angehende Erleuchtetete" attraktiv. Mit dem Kulturgut, religiösen Bekenntnis der Bewohner:innen oder der Geschichte rund um Kolonialismus werde sich jedoch laut Cinta Cinta Collective nur spärlich auseinandergesetzt. Der konkrete Vorwurf: Hank Ge schlägt Kapital aus dem Kulturgut Balis, ohne, dass es je einen kulturellen Austausch gegeben hätte.

Bali Brunch ohne indonesische Gerichte

Der Bali Brunch zum Beispiel ist berühmt als "Platter Brunch", also eine große Platte, die laut Website reich gefüllt ist mit feinen Dingen wie Rainbow Falafel Wraps, Superfood Smoothie Bowls, Crazy Cake Pops, Homemade Hummus, Chocolate Fudge Brownie, Rote Beete-Wasabi Aufstrich oder Mini Burger. Wer auf der Suche nach traditionell-indonesischer Küche ist, sucht hier vergebens. Tatsächlich gibt es nämlich kein einziges indonesisches Restaurant in Wien.

Bali Curls von Hank Ge

Oder auch Bali Curls, mit dem Genotte Beach Waves bis Löwenmähnen an die Konsument:innen bringen will – natürlich "inspiriert von unserer Lieblingsinsel". Cinta Cinta Collective erklärt im offenen Brief, dass sich das Unternehmen Methoden des "Natural Hair Movements" aneigne und die "Exotik" Balis reproduziere, obwohl die Akzeptanz von lockigen Haaren in Indonesien noch nicht weit verbreitet sei. Das habe unter anderem mit Kolonialismus zu tun.

Hank Ge antwortet

Und der Brief von Cinta Cinta Collective blieb zumindest von Hank Ge nicht unbeantwortet. In einer persönlichen Nachricht, die von den Aktivist:innen über Instagram geteilt wurde, erklärte er, die "Wertschätzung für die außergewöhnliche Atmosphäre und Stimmung auf Bali" und die "Intention, den Spirit der Insel (...) nach Wien zu bringen." 

Genotte lädt die Aktivist:innen dazu ein, sich persönlich zu treffen und in den kulturellen Austausch zu gehen. Er spricht davon, gemeinsam Rezepte zu entwickeln und Österreich die indonesische Kultur näherzubringen.

Weiterer Vorwurf: "White Saviorism"

Cinta Cinta Collective zeigt sich von Genottes Erklärungsversuch jedoch nicht überzeugt und wirft ihm in einem weiteren Statement über Instagram "White Saviorism" vor, da er ihre Darlegung anscheinend "nicht verstanden" habe. Die Aktivist:innen fordern eine "Erklärung und Maßnahmen", da viele Menschen und Communities dies von ihm verlangen würden. Rewe International AG gab zu dem offenen Brief bisher noch kein Statement ab.

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