Satans Bratan: "Die Wiener:innen sterben immer mehr aus"

Social-Media-Star Satans Bratan erzählt im Interview, welchen Einfluss er auf Wien hat und wie sein Alltag aussieht.
Social-Media-Star Satans Bratan erzählt im Interview, welchen Einfluss er auf Wien hat und wie sein Alltag aussieht.

Mehr als 550.000 Menschen folgen Satans Bratan auf TikTok. Der Influencer ist für seine lustigen Videos bekannt, in denen er gerne in die Rollen der überfürsorglichen Balkan-Mutter, des grantigen Wieners oder des cholerischen Bundesheerlers schlüpft. Dabei kommt auch eine Portion Selbstironie nicht zu kurz, wenn sich der Content Creator über Influencer-Kolleg:innen lustig macht. 

Der Comedian unterhält mit seinen Videos eine breite Community, hat unzählige Kooperationen mit bekannten Marken und wird im März sogar mit einem Live-Programm in Graz, Linz und Wien zu sehen sein. Im exklusiven Interview mit k.at erzählt der Content Creator, wie er mit zwei Kulturen aufgewachsen ist, was er an seinem Job besonders liebt und warum er Jugendliche über das Influencer-Dasein aufklären will. 

So wurde Satans Bratan zum Social-Media-Star

Wie kam Erik, wie Satans Bratan mit bürgerlichem Namen heißt, auf seinen Künstlernamen? "Ich war in der Schule immer ein kleiner Satansbraten", erklärt der Content Creator. Seine Mutter musste deswegen häufig in der Schule aufkreuzen. Die Wortkombination seines Künstlernamens erschloss sich dann vor allem daraus, dass Erik nicht nur ein schlimmer Schüler war, sondern auch "halb Jugo und halb Österreicher" ist, wie er sagt. 

Bevor der Wiener zum Social-Media-Star wurde, hatte er schon zuvor einige Follower:innen auf Instagram unterhalten. Als er vor drei Jahren beim Bundesheer war, begann Erik weitere lustige Videos zu filmen, was ihm schnell teuer zu stehen kam: Weil er in der Kaserne gefilmt hat, wurde ihm mit einer Strafe von 3.000 Euro gedroht. "Irgendwer hat mich verpetzt", erklärt der 24-Jährige. Satans Bratan entschied sich dafür, die Aufnahmen wieder zu löschen. Zudem war er damals ohnehin der Meinung, dass TikTok keinen großen Erfolg bringen würde. 

Satans Bratan als Vorbild für Jugendliche 

Doch sechs Monate später veröffentlichte der Influencer wieder neuen Content und zeigte darin vor allem Stereotype von ausländischen Jugendlichen in Österreich. "Ich habe Videos gemacht, in denen ich mich so benehme wie die Jugendlichen, damit ich ihnen so einen Spiegel vor's Gesicht halte und damit zeige, wie man sich nicht verhält." Er wollte damit darauf hinweisen, dass man etwa nicht auf die "Straße spucken" oder sich wie ein "Ungustl" verhalten sollte. Doch auch dieser Plan ging nicht ganz auf: "Die haben mehr meine Identität angenommen, anstatt, dass sie sich gebessert haben. Und so ist dann Comedy daraus entstanden."

Doch trotz der amüsanten Videos versucht der Comedian, seinen jungen Fans auch ernste Themen nahezubringen. Zu Beginn seiner Social-Media-Karriere wurde Erik für die Kampagne "Gemma Lehre" angeschrieben. "Das war meine erste große Kooperation", so der Content Creator. In dem Projekt wurden verschiedene Lehrberufe in Betrieben vorgestellt. "Mit dieser Kampagne ist alles ins Laufen gekommen", erinnert sich Satans Bratan zurück, der selbst eine Lehre als Schalungsbauer abgeschlossen hat. In seinem alten Job hat er unter anderem bei den Umbauten der U1-Verlängerung oder bei der Parlamentssanierung mitgeholfen. Darauf ist er bis heute stolz.

Wahllos Kooperationen einheimsen ist für den Social-Media-Star jedoch ein No-Go: "Es gibt nichts, was ich machen würde, bei dem ich nicht zu 100 Prozent dahinterstehe." Für den Wiener sei es vor allem wichtig, dass Kooperationen in seinen Content-Plan passen und qualitativ sind. Würde man nicht darauf achten, würden das Image und die Seriosität eines Influencers/einer Influencerin leiden, meint Erik. 

Das liebt Erik an meisten an seinem Job

Täglich Content zu produzieren ist nicht immer einfach – dessen ist sich auch Erik bewusst, der betont, dass die Produktion der Videos häufig von seiner Tagesverfassung abhängt. Zudem wird es immer schwerer, Beiträge zu produzieren, die den gewissen "Spice" enthalten. "Je länger man Social Media macht, desto anspruchsvoller wird es", weiß der Wiener, der seit knapp drei Jahren als Influencer tätig ist. "Es ist ein psychisch anstrengender Job." 

Bei seiner vorherigen Beschäftigung am Bau konnte der Wiener nach seiner Arbeit "abschalten" – seitdem er in den sozialen Medien regelmäßig Content postet, ist das nicht mehr so einfach. Nun würde er "24/7" arbeiten: Nächtliche Eingebungen zu neuen Videoideen hält er sofort auf seinem Smartphone in Notizen fest. Doch obwohl Erik rund um die Uhr arbeitet, gefällt ihm nun vor allem seine "Freiheit" – auch wenn er es manchmal vermisst, in der Früh für seinen Job aufzustehen. 

"Ich habe meine alte Arbeit so sehr geliebt. Wenn ich meine Nageltasche angelegt habe, war das dasselbe Gefühl, wie wenn ein Polizist seinen Waffengurt trägt", erinnert sich Satans Bratan zurück. Doch heute sieht seine Realität ganz anders aus: "Ich wache auf und werde zum Beispiel in eine Skihütte eingeladen und kann mehrere Freund:innen mitnehmen", erklärt Erik. "Durch das, was ich mir aufgebaut habe, kann ich die Menschen in meinem Umfeld glücklich machen. Das ist das Schönste, glaub ich.

Negative Seiten des Lifestyles zeigen

Auch, dass der 24-Jährige durch seine Tätigkeit als Content Creator mehr Geld verdient, ist natürlich ein großer Pluspunkt. Dadurch könne er sein Umfeld finanziell unterstützen oder ihnen Urlaube ermöglichen. Dass er dieses Privileg besitzt, vergisst Erik dabei nie: Obwohl es für viele Influencer:innen nach einigen Jahren zur "Normalität" wird, solche Möglichkeiten zu bekommen, treffe das auf ihn nicht zu. "Ich bin jeden Tag dankbar für alles, was ich habe. Ich bin so glücklich, dass ich das machen kann", zeigt er sich bescheiden. 

Dankbar ist Satans Bratan zudem auch dankbar, dass er nicht nur zum Thema Lehrberufe in Österreich Vorträge an Schulen halten, sondern auch über (Cyber-)Mobbing oder das Leben als Content Creator vor jungen Menschen sprechen darf. "Viele Jugendliche glauben, dass ist so einfach ... Ein paar Videos hochladen", erzählt Erik über seinen Social-Media-Job. "Aber die Realität sieht anders aus. Die Jugendlichen haben häufig falsche Vorbilder, zum Beispiel Internet-Stars, die ihre Follower:innen hinters Licht führen." Der Wiener will sich daher dafür einsetzen, die positiven sowie negativen Seiten des Influencer:inner-Lifestyles aufzuzeigen. 

Satans Bratans größter Fan

Die Personas, die Erik auf Social Media verkörpert, wurden vor allem durch seine Eltern und seine Lebenserfahrungen inspiriert. Dabei verfolgt er eine wichtige Mission: Den Wiener Dialekt für die Jugendlichen wieder schmackhaft machen. Vor allem seine Rolle als Hausmeister Seppl (inspiriert durch seinen österreichischen Vater) hilft ihm bei diesem Vorhaben: "Die Wiener:innen sterben immer mehr aus", erklärt Erik weiter. 

Die Videos kommen bei seinen Follower:innen jedenfalls gut an, die den Humor des 24-Jährigen feiern. Eine Person gibt Satans Bratan besonders viel Halt und Unterstützung: "Ich glaube es gibt keinen größeren Fan und Supporter als meine Mutter." Die Balkan-Mama-Videos stören sie dabei ganz und gar nicht, auch wenn sie durch ihre Person inspiriert werden.

Österreich und den Balkan verbinden

Wie ist es, in einer Familie aufzuwachsen, in der zwei Kulturen vereint sind? "Wir sind keine typischen Jugos und keine typischen Österreicher:innen", erklärt der Vollzeit-Influencer. "Wir sind wie Freund:innen." Der enge Zusammenhalt in der Familie sei aber definitiv durch seine Balkan-Wurzeln geprägt. Einer bestimmten Kultur fühlt er sich nicht zugehörig, obwohl er sich selbst definitiv als Österreich sieht. "Ich glaub, ich bin eine Mischung", meint Erik. "Ich bin multikulturell aufgewachsen." Das spiegelt sich auch in seinem engsten Kreis wider: Seine besten Freund:innen sind unter anderem aus Lateinamerika, Ex-Jugoslawien oder Österreich. 

Mit seinen Videos sorgt der Influencer nicht nur für Lacher, sondern prägt auch die Balkan-Community. Allen voran trägt die Figur der "Balkan-Mama" dazu bei: "Ich glaube, dass viele Menschen in meinen Videos ihre eigene Mutter wiedersehen und sich denken: 'Wir haben alle dieselbe Mama'". Erik ist zudem der Meinung, dass er durch seinen Content auch Einfluss auf den Sprachgebrauch seiner Follower:innen hat. "'Klab i net' verwenden sehr viele im Alltag", weiß der Social-Media-Star, der auch Merchandise mit dem Spruch verkauft. 

Mit seinem Content spricht er viele verschiedene Länder an, immerhin hat Satans Bratan Fans aus den verschiedensten Kulturkreisen. Ihm sei es deswegen ein Anliegen, sich nie auf eine bestimmte Nationalität festzulegen: "Wir sind ein multikulturelles Land. Mir ist es deswegen immer sehr wichtig, dass ich allgemein über Österreich oder den Balkan spreche." 

Satans Bratan im Reality-TV

2023 sah man Eriks Gesicht auch im österreichischen TV in der Show "Forsthaus Rampensau". Der Influencer gewann mit seinem Freund Mio das Preisgeld von 20.000 Euro. Doch wie sehr unterscheidet sich das Reality-TV- vom Social-Media-Business? Die Showteilnahme sei für ihn eine "gute Erfahrung fürs Leben" gewesen, außerdem sei es das erste Mal seit vielen Jahren gewesen, dass der er ganze zwölf Tage lang kein Handy zur Hand hatte. "Da merkt man erst, wie lang der Tag wirklich ist", erinnert sich Satans Bratan zurück. Und obwohl er sich selbst als "Gewinnertyp" beschreibt, erklärt e, dass seine Teilnahme insbesondere "psychisch sehr anstrengend" gewesen sei.

Kein Wunder, denn im Forsthaus trafen viele verschiedene Charaktere aufeinander. Satans Bratan schließt eine erneute Teilnahme an einer Reality-TV-Show nicht aus: "Ich weiß auf jeden Fall, was ich das nächste Mal besser machen werde", erklärt Erik, der betont, dass er sich in der Show sehr "zurückgehalten" habe. Beim deutschen Dschungelcamp wäre der Comedian sofort dabei: "Ich esse auch Käfer, das stört mich nicht." 

Der Social-Media-Star ist die Karriereleiter bereits hoch hinauf geklettert, hat verschiedene Projekte gestartet und ist noch lange nicht fertig damit, seinen Fans mit neuen Content-Ideen zu unterhalten. Wenn er sein Teenager-Ich heute treffen könnte, würde er sich selbst eine wichtige Botschaft vermitteln: "Lass dir von niemandem sagen, dass du etwas nicht schaffen kannst. Du kannst alles schaffen und wenn dein Wille sehr stark ist, kannst du alle deine Ziele erreichen." 

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