Beziehung mit Ablaufdatum – festhalten oder loslassen?

Was machen bei einer Beziehung mit Ablaufdatum?
Was passiert, wenn man jemanden kennenlernt, sich blitzschnell verliebt und die Person dann kurz danach wieder loslassen muss?

Es ist selten, aber soll doch vorkommen: Man lernt eine Person kennen, mit der es sofort klickt. So schnell wie möglich wird dann die rosarote Brille aufgesetzt und der Google-Kalender synchronisiert  schließlich wurde diese neue Liebe sicherlich vom Universum geschickt. Er oder sie entspricht nämlich nicht nur optisch, sondern auch emotional den eigenen Vorstellungen und spricht zudem die gleiche "Love Language" wie man selbst. Match made in Heaven!

Wenn man dann an die gemeinsame Zukunftsplanung denkt, wird es aber schnell holprig, schließlich gibt es da das kleine aber eigentlich wichtige Detail, dass die neue Liebe bald das Land verlässt, auf Weltreise geht oder eine intensive Ausbildung startet.

Handelt es sich hier um einen Fall von Beziehung mit Ablaufdatum?

Das Entstehen einer Beziehung

Die natürliche Anbahnung einer Beziehung läuft meiner Meinung nach meistens folgendermaßen: Ein erster Kontakt persönlich oder virtuell wird hergestellt, auf ein offizielles Date folgen im Idealfall weitere und irgendwann entwickelt sich aus dem Techtelmechtel eine Beziehung. Oder man beendet die Sache, wenn die Zuneigung nicht reicht oder andere Probleme auftreten. Was macht man also, wenn man sich Hals über Kopf verliebt, aber ein Ende bereits fix vorprogrammiert ist?

"Freckling" – Die berühmte Sommerromanze

Man denke in diesem Zusammenhang nur an berühmte Filmvorbilder wie "The Notebook" oder "Call Me By Your Name": Die klassische Sommerromanze beschreibt in ihren Grundzügen genau dieses Phänomen. Einen Sommer lang ist man schwer verliebt, bevor man wieder in sein altes Leben, sprich, die Realität zurückkehrt. Und am Ende schreit irgendjemand den anderen an: "Was willst du?" und es folgen Bäche an Tränen.

Laut "GQ" hat dies sogar einen Namen: "Freckling" – benannt nach den englischen Sommersprossen "Freckles", die sich bei einigen Menschen nur in der besagten Jahreszeit zeigen, wenn sie beispielsweise romantische Strandspaziergänge mit reichlich UV-Strahlen mit seine/r/m Liebsten genießen.

"Freckling" kommt aber im Liebesleben keineswegs nur im Sommer vor, sondern tritt zu jeder Jahreszeit auf. Was soll man also tun, wenn man eine Beziehung verfolgen möchte, aber dies aus unterschiedlichen Gründen nicht kann? Lohnt es sich dann weitere romantische Dates auszumachen oder lässt man eine potenzielle Liebe direkt wieder ziehen, um zukünftigen Herzschmerz zu vermeiden?

"Was zur Hölle willst du?"

Laut der Therapeutin Dr. Markesha Miller ist es wichtig, sich selbst über die eigenen Wünsche klar zu werden. Denn je nachdem welche Beziehungsziele man selbst verfolgt, so ändert sich auch die Herangehensweise. Manchmal wird man vielleicht von einer Schockverliebtheit geblendet und nach nüchterner Überlegung kommt die Person vielleicht gar nicht wirklich als potenzielle/r PartnerIn in Betracht.

 

Sucht man selbst nur nach einer heißen Affäre, wird ein Ablaufdatum vielleicht sogar zum Glücksfall. Sofern beide PartnerInnen gut miteinander kommunizieren, sind die Grenzen klar abgesteckt und man kann unbeschwert die gemeinsame Zeit genießen, bis die Romanze dann an einem gewissen Datum vorbei ist. Arrivederci!

Möchte man jedoch eine ernsthafte Beziehung eingehen, so ist die Dynamik denkbar schlecht – vor allem für die Person, die alleine zurückbleibt. Welche Möglichkeiten hat man also, um mit so einer Situation umzugehen?

Die Vorstellung der großen Liebe

Wer merkt, dass sich unerlaubte Gefühle anbahnen, möchte diese vielleicht direkt im Keim ersticken. Und eventuell ergibt das auch Sinn, schließlich ist ein gewisser Realismus im Dating durchaus gesund. Ein klarer Schnitt, bei dem man dafür einsteht, was man will, steuert vielleicht zukünftigem Drama entgegen.

Will man eine Beziehung und arbeitet darauf hin, so ist es wahrscheinlich ratsam, sich auf nichts einzulassen, was nicht den eigenen Wünschen entspricht. Außerdem ist es wichtig, wie der Therapeut Zach Brittle in "Huffpost" beschreibt, sich von der Vorstellung der einen großen Liebe zu trennen. Dies nimmt den Druck raus und öffnet für andere Optionen.

Aber was passiert, wenn die Anziehung zu groß ist? 

Die Beziehung ein wenig ausprobieren

Kann man sich dem Gefühl nicht erwehren, so hat man meiner Meinung nach vielleicht gar keine Wahl, als sich eine Zeit lang darauf einzulassen. Schließlich lernt man etwas Neues aus jeder Beziehung und kann vielleicht sogar persönlich dadurch wachsen  um in Folge ein/e gute/r PartnerIn für jemand anderes zu sein. Die Beziehungs-Coach Deb Besinger erklärt: "Man sollte sich darauf konzentrieren, eine Person wirklich kennenzulernen, ohne sich direkt auf das Endergebnis zu konzentrieren."

Ob und inwiefern man sich für eine Person öffnet, also auch verletzbar macht, bleibt im eigenen ermessen. Offenheit ist aber in jedem Fall der Schritt zu persönlichem Wachstum, auch auf die Gefahr hin, mal eine Träne zu vergießen. Kommunikation ist in dieser Hinsicht aber unabdingbar und wer es schafft, die Situation als positiv und lehrreich zu betrachten, profitiert bestimmt davon. Eine Lehre im Loslassen ist vorprogrammiert!

An der Person festhalten

Wer an der scheinbar ausweglosen Beziehung festhält und die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgeben will, der wird eventuell enttäuscht werden  oder sich vielleicht doch in einer Beziehungskiste wiederfinden, die man sich eigentlich anders vorgestellt hatte. Wenn es hart auf hart kommt, ändern sich manche Sichtweisen und zuvor festgefahrene Standards werden verschoben. Reicht die Zuneigung also doch für eine Fernbeziehung?

Die Dating-Expertin Jenny Block macht darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, sich nicht auf das Potenzial de/r/s PartnerIn zu konzentrieren, sondern darauf, wer wahrhaftig vor einem sitzt. Wer in einer Illusion lebt, wartet ständig auf besseres Wetter – niemand weiß jedoch, wann und ob es noch kommt.

Die Moral von der Geschichte

Eine optimale Lösung wird sich in dieser kniffligen Situation wohl nur schwer finden lassen. Sie bietet aber auf jeden Fall die Möglichkeit, über sich selbst hinauszuwachsen und manche Dinge über das eigene Verhalten zu lernen. Wie Life Coach Jennifer Boon gegenüber "Cosmopolitan" erklärt, sollte man sich auch fragen, ob man in der Vergangenheit bereits öfter eine vergleichbare Situation erlebt hat und gewisse Muster wiederholt.

Dieses Phänomen wird, wie berichtet auch "Groundhogging" genannt. Also, wenn man sich immer wieder zum gleichen Typ Mann oder Frau hingezogen fühlt, ausschließlich Fernbeziehungen hat oder ständig emotional nicht verfügbare Menschen anzieht.

Vielleicht fängt man am besten bei sich selbst an und überlegt, in welcher Hinsicht man nicht ganz so offen für eine Beziehung ist, wie man das gerne denken möchte. Dort beginnt nämlich die harte Arbeit und endet eventuell in einer glücklichen Paarbeziehung, bei der das Ende definitiv noch nicht vorprogrammiert ist. Der Rest ist im Notebook verewigt...

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