Thomas Gottschalk und das Heiße-Luft-Problem

Gottschalk moderiert Kult-Show zum letzten Mal
Amina Beganovic
Wieder einmal hat TV-Star Thomas Gottschalk seine Meinung zu einer jungen Frau des öffentlichen Lebens losgelassen.

Wir alle kennen wohl den gutgemeinten Elternrat aus unserer Kindheit: "Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, bleib am besten still." Zugegeben, dieser Erziehungsspruch ist heutzutage längst obsolet, kann man doch in Zeiten digitaler Dauervernetzung ständig und überall seinen Senf dazugeben. Und grundsätzlich sind Dialog, Diskussion und Meinungsaustausch zu begrüßen. Wenn man es halt schafft, zumindest ansatzweise auf einer Ebene des Konstruktiven zu bleiben. Und genau hier liegt leider oftmals das Problem. 

Aktuelles Beispiel: Thomas Gottschalk hat wieder einmal seine Meinung zu einer jungen Frau des öffentlichen Lebens losgelassen (ob die wirklich jemand hören wollte, sei dahingestellt): Im Podcast "Supernasen" unterhielt sich Gottschalk mit dem deutschen Komiker Mike Krüger kürzlich über verschiedene Themen, einschließlich Leni Klum

Gottschalks heiße Luft zu Leni Klum

Konkreter Anlass der "Diskussion" der beiden Männer ist die Werbekampagne von Intimissimi, in der Model Heidi Klum zusammen mit Tochter Leni in Dessous abgelichtet ist. Mike Krüger zeigt sich verwundert: "Ich fahre durch Hamburg und sehe plötzlich auf allen Plakatwänden Heidi mit ihrer jungen Tochter, nur wirklich spärlich bekleidet in Dessous." Was wohl die Intention dieser Kampagne sei, was Heidi denn ihrer (volljährigen!) Tochter damit beibringen wolle?! Gottschalk setzt prompt seine "Experten"-Meinung drauf: "Fürs Modeln war Leni zu klein, aber für Unterhosen hat‘s gereicht."

Eh ein "Feminist"

Wir halten fest: Ein 73-Jähriger und ein 72-Jähriger debattieren in einem Podcast über eine 19-Jährige – und wofür deren Aussehen vermeintlich "reicht" und wofür nicht. Okay. Wir in Österreich subsumieren derartigen Habitus gerne als "Stammtisch-Mentalität" (auch wenn an dieser Stelle noch viele andere Begriffe in den Sinn kämen). 

Auffällig ist es in letzter Zeit schon, sorgte Gottschalk erst vor kurzem in seiner "Wetten, dass"-Abschiedsshow für Kontroversen. Da empfand er es unter anderem als notwendig, Rapperin Shirin David darauf hinzuweisen, dass sie nicht "wie eine Feministin" aussehe. "Warum denn nicht? Weil ich gut aussehe?", lautete Davids Konter darauf. Im Netz hagelte es darauf ordentlich Kritik für Gottschalk, der in der Folge noch schnell zurückruderte und beteuerte, selbst eh auch "Feminist" zu sein. 

>> Mehr zu dem verbalen Schlagabtausch lest ihr hier.

... dann am besten still bleiben

Zurück zu Leni Klum. Dass die Unterwäsche-Kampagne gemeinsam mit Mama Heidi nicht überall auf Begeisterung stößt, von einigen Fans im Netz sogar als "cringe" bezeichnet wird, ist bekannt. Dazu kann man persönlich stehen (oder auch nicht), wie man möchte. Ist ehrlich gesagt auch nicht wirklich spannend. 

Interessanter hingegen ist die Tatsache, dass ein Publikumsliebling jenseits der 70 meint, eine Meinung dazu öffentlich kundzutun, die klar herabsetzend gegen besagte junge Frau ist. Das ist schade und mehr als "cringe". Und wenn man schon seinen Senf zur Qualitätsfrage einer solchen Kampagne abgeben muss (again: Es geht um Unterwäsche!), kann man diesen vielleicht auf andere Aspekte fokussieren. 

In Gottschalks Fall hätte man es besser ganz sein gelassen und den elterlichen Rat von danno dazumal befolgt: Einfach still bleiben, keine heiße Luft verbreiten. Und sich überlegen, ob man seine immense Bekanntheit und Publikumspopularität nicht für das Ansprechen von Themen nützt, wo man tatsächlich etwas Konstruktives beitragen könnte. Ist ja nicht so, als gäbe es davon nicht genug.

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