Schlafparalyse: Was tun, wenn der Körper im Schlaf erstarrt?

Frau liegt mit ihren Haaren über dem Gesicht im Bett und blickt zur Kamera.
Schlafforscher Prim. Stefan Seidel erklärt im Interview, was hinter einer Schlafparalyse steckt.

Als ich meine erste Schlafparalyse erlebte, konnte ich gar nicht realisieren, was mit mir geschieht. Ich wachte mitten in der Nacht auf und spürte einen starken Druck auf meinem Brustkorb. Zudem hatte ich das Gefühl, dass eine Person neben mir steht und mich an meinen Schultern in die Matratze drückt. Bewegen oder schreien? Absolut unmöglich. 

Ich fühlte mich ausgeliefert, bis heute kann ich dieses Gefühl der panischen Angst nicht vergessen. Nach ein paar Schreckensmomenten war der Spuk aber auch schon wieder vorbei. Die "Person" neben mir war weg, mein Körper entspannte sich und ich schlief wieder ein. 

Es war eines von vielen Malen, dass ich in der Nacht komplett gelähmt aufgewacht bin. Dass ich dabei eine so genannte Schlafparalyse erlebt habe, wurde mir erst viel später bewusst. 

Prim. Stefan Seidel, Somnologe und Ärztlicher Direktor der Klinik Pirawarth, weiß, welche Ursachen dahinterstecken können. Im Gespräch mit k.at erklärt er die Hintergründe dieses körperlichen Phänomens und ob eine Schlafparalyse sogar gefährlich werden kann. 

Was versteht man unter einer Schlafparalyse? 

Der Begriff setzt sich aus den beiden Begriffen "Schlaf" und "Paralyse" zusammen. Sprich es hat mit einem Phänomen zu tun, das um den Schlaf herum auftreten kann, etwa beim Einschlafen oder auch beim Aufwachen. "Paralyse" heißt Lähmung, das bedeutet, man ist während einer Schlafparalyse vorübergehend und in einem Zeitrahmen von einer halben Minute bis Minute großteils gelähmt. Man kann zwar die Augen bewegen, aber den restlichen Körper nicht. Auch die Fähigkeit sich zu artikulieren ist weitestgehend aufgehoben.

Was sind die genauen Symptome? 

Häufig tritt bei der Lähmung auch eine Form der Atemnot auf. Man kann daran zwar nicht ersticken, aber subjektiv entsteht dieses Gefühl der Atemerschwernis und daraus auch häufig die Angst während der Schlafparalyse. Dies kann bei jedem Menschen anders sein. Wenn ich zehn Schlafparalysen hernehme, wird nicht jede gleich lang oder gleich stark ausgeprägt sein. Das heißt, es gibt sicherlich quantitativ Unterschiede zwischen den einzelnen Episoden.

In welcher Schlafphase kann eine Körperstarre auftreten?

Die Lähmung tritt nicht im Schlaf selbst auf, sondern häufiger beim Aufwachen. Dies wird auch Hypnopomp genannt, was 'am Ende des Schlafes' bedeutet und den Übergang vom Schlaf- in den Wachzustand beschreibt. Das Einschlafen, wenn man sich also vom Wach- in den Schlafzustand befindet, nennt man Hypnagog. 

Welche Ursachen gibt es? 

Die Ursachen sind nicht ganz geklärt. Die Erfahrung zeigt, dass beispielsweise Schlafmangel oder Schlafentzug eine Körperstarre hervorrufen können. Auch ein fieberhafter Infekt oder ein Jetlag können zur nächtlichen Körperstarre beitragen. In den allermeisten Fällen steckt jedoch einfach nichts dahinter. 

Mediziner:innen sollten jedoch hellhörig werden, wenn eine Person von regelmäßigen Schlafparalysen berichtet und eine erhöhte Schläfrigkeit tagsüber aufweist. Diese Kombination könnte auf eine noch nicht diagnostizierte Narkolepsie hinweisen. Diese Krankheit ist an sich sehr selten, sie geht jedoch neben der exzessiven Tagesschläfrigkeit auch häufig mit Schlafparalysen einher. Trifft das auf eine Person zu, dann sollte sie eine:n Spezialist:in beziehungsweise ein Schlaflabor aufsuchen. 

Kann eine Schlafparalyse gefährlich sein? 

Das Risiko, an einer Schlafparalyse beispielsweise zu ersticken, besteht nicht. Deswegen sind die nächtlichen Lähmungen auch nicht gefährlich. Aber wenn man das erste Mal eine Schlafparalyse erlebt, führt das oft zu einem Besuch bei einem Arzt/einer Ärztin, oder auch zu einem Besuch in einer Schlafambulanz. 

Wie kann man sich aus einer aktiven Schlafparalyse befreien?

Da die Kontaktaufnahme in dem Zustand erschwert ist und man nur schwer jemanden rufen kann, hilft laut einigen Betroffenen schon eine Berührung. Durch die Berührung eines anderen Menschen beispielsweise wird die Bewegungsfähigkeit und auch das Erwachen wieder beschleunigt. 

Was hilft zur Vorbeugung? 

Wer zu Schlafparalysen neigt, sollte insbesondere darauf achten, den Schlafmangel gering zu halten und Infekte möglichst zu vermeiden. Menschen, die jedoch unter regelmäßigen Schlafparalysen leiden, können diese nach Absprache mit einem Experten/einer Expertin medikamentös eindämmen. 

Können Schlafparalysen auch bei Kindern auftreten?

Ja, auch Kinder können Schlafparalysen erleben, zudem kann auch eine Narkolepsie bereits im Kindesalter auftreten. 

Hier findest du Schlaflabore in ganz Österreich. 

Kommentare