Warum können manche Männer nach einem Streit so schnell einschlafen?

Warum können Männer nach einem Streit trotzdem gut schlafen?
Nach einem Streit einzuschlafen, fällt schwer, könnte man meinen. Ist bei vielen Männern aber nicht der Fall. Warum ist das so?

Wer hasst es nicht: Ihr habt euch kurz vor dem Schlafengehen noch gezofft, du bist aufgewühlt, kämpfst mit den Tränen und was macht er? Dreht sich um, macht die Augen zu, schläft innerhalb von gefühlt zehn Sekunden in aller Seelenruhe ein und rüsselt sich Richtung Traumland. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Nicht mal dein passiv-aggressives Hin- und Herwälzen kriegt den jetzt noch wach. 

Wie ist es möglich, dass manche Männer in der Regel nach einem Streit gut schlafen können, während Frauen dermaßen aufgewühlt, wütend und/oder traurig sind, dass sie kein Auge zubekommen?

Nicht im Streit schlafen gehen

Dass eine Auseinandersetzung kurz vor der Nachtruhe keine gute Idee ist, bestätigt eine Studie der US-amerikanischen Psychologinnen Angela Hicks und Lisa Diamond. Sie untersuchten, wie sich Konflikte auf die Schlafqualität auswirken. Es stellte sich heraus, dass ein hitziger Streit mit Schlafstörungen einhergeht. Dieser Zusammenhang war bei Personen mit Verlustängsten signifikant größer.

Die Folgen am nächsten Tag sind Erschöpfung und intensive Müdigkeit. Zudem stellten die Forscherinnen fest, dass bei besonders ängstlichen Frauen die Cortisol-Aufwachreaktion, die dafür gedacht ist, seine Kräfte morgens zu mobilisieren, gedämpft ist. Frauen kann ein Konflikt demnach stärker im Magen liegen als Männern.

Geht man also zerstritten ins Bett, schläft man schlechter. Warum aber können viele Männer nach einem Streit trotzdem schnell einschlafen?

Die Gründe im Schnellüberblick:

  • Fehlen einer konstruktiven Streitkultur
  • Kein großer Wunsch nach Versöhnung 
  • Unterschiedliches Stressempfinden
  • Anderer Umgang mit Streit

Konstruktive Streitkultur fehlt häufig

Man hat den Eindruck, deinem Schatz wäre die Sache nicht wichtig, aber das stimmt so nicht. Der Berliner Paarberater Ferdinand Krieg erklärt gegenüber der "Welt", dass Paare eine konstruktive Streitkultur bräuchten, bei der man über alles reden kann. Viele hätten dies aber nicht gelernt. Insbesondere Männer würden laut Krieg mit einem "Das brauchen wir nicht. Läuft doch" reagieren. Kracht es dann mal so richtig, wissen die PartnerInnen nicht wirklich, wie sie damit umgehen sollen. Überforderung stellt sich ein, die im Rückzug enden kann. 

Warum manche Männer trotz Streit schlafen können

Warum manche Männer trotz Streit schlafen können, liegt womöglich daran, dass es ihnen nicht so wichtig ist wie Frauen, den Konflikt noch am selben Tag beizulegen. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von "ElitePartner". Demnach legt nur jeder dritte Mann (36 Prozent) Wert darauf, sich noch vor dem Schlafengehen auszusprechen. Hingegen wünschen sich 54 Prozent aller befragten Frauen noch am selben Abend ein klärendes Gespräch.

Die Mehrzahl der Frauen wünscht sich also ein klares Ende des Streits, Männer würden das Ganze unkomplizierter sehen: Jeder vierte Mann meint, dass es auch mal gut sein muss, wenn er sich entschuldigt hat. Hinzu kommt, dass laut der Studie Männer stärker dazu neigen, ihre Gefühle und ihren Ärger zu unterdrücken, um die Harmonie nicht zu gefährden. 

Unterschiedliches Stressempfinden

Ein weiterer Grund, weshalb sich einige Männer in der Regel nach einem Konflikt schneller ins Land der Träume verabschieden, liegt im unterschiedlichen Stressempfinden der Geschlechter. Die spanische Psychologie-Professorin María Pilar Matud fand in einer Studie mit 1.758 TeilnehmerInnen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren heraus, dass Frauen eher dazu neigen, psychischen Stress zu empfinden, während Männer von einem allgemein niedrigeren Stressniveau berichteten. 

Männer ziehen sich bei Streit eher zurück

Hinzu kommt, dass Männer die Tendenz zeigen, sich bei Stress aggressiv zu verhalten oder eben auch zurückzuziehen, wie "HelloBetter", ein Onlineportal für psychologische Unterstützung, berichtet. Bei einem Streit ist es also nicht ungewöhnlich, dass viele Männer die Diskussion nicht mehr fortführen wollen, sondern den Rückzug antreten und sich auf das konzentrieren, was ihnen im Moment vernünftig erscheint: zu schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein.

Was tun, wenn man vor dem Schlafen gestritten hat?

Zerstritten ins Bett zu gehen, mindert die Schlafqualität und ist weder für Psyche noch für die Beziehung gesund. Und wer schlecht schläft und am nächsten Tag unausgeglichen ist, ist schneller reizbar und streitlustiger. Deswegen ist es ratsam, den Konflikt zu pausieren, falls der/die Partner/in die Diskussion nicht mehr weiterführen, sondern sich zurückziehen und schlafen möchte.

Laut Psychotherapeutin Johanna Böhm-Schöller ist es wichtig, zu akzeptieren, dass jede Person anders mit Auseinandersetzungen umgeht. Gegenüber "Woman" erklärt die Expertin: "Es ist auch total legitim, auf die Couch auszuweichen, um Abstand zur Situation zu gewinnen. Es ist völlig normal, wütend zu sein." Manchmal muss man sein Gegenüber einfach mal sein lassen und der Person den Raum gewähren, den sie offenbar benötigt.

Auf Selbstfürsorge setzen

Statt die Konfrontation zu suchen, ist es sinnvoller, sich einen Tee zu machen, ein wenig zu lesen und sich ganz bewusst dafür zu entscheiden, die negativen Gedanken zu unterbrechen und zur Ruhe zu kommen. Vertraue darauf, dass ihr den Streit am nächsten Tag klären werdet. Er macht es schließlich auch.

Kommentare