Auseinandersetzungen in Partnerschaften gehören dazu. Doch wie streitet man richtig?

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Streit in der Beziehung? So macht ihr's richtig!

Nur ein Wort, das man in den falschen Hals bekommt und schon ist der Streit entfacht. Wie aber streitet man fair? Diese Tipps könnten deine Beziehung retten.
Monika Kässer

"Was hast du?" – "Nichts!" – Ich merk doch, dass was ist" – Jetzt sag halt!" –"Neiheeein, ich hab doch schon gesagt, dass nichts ist, mein Gott!"

So oder so ähnlich beginnen sie: Streitereien in Partnerschaften. Meist enden sie in einem Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem es darum geht, wer es schafft, länger zu schweigen. Das Sprichwort "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" ist bei Auseinandersetzungen nur leider kein guter Ratgeber. Aber wie funktioniert faires Streiten, wenn man seinem Gegenüber am liebsten den nächstbesten Gegenstand an den Kopf knallen würde und vor lauter Impulsivität die ganze Beziehung in Frage stellt?

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Streit in der Beziehung ist ganz normal

Beruhigend ist schon mal zu wissen, dass Auseinandersetzungen Teil einer gesunden und funktionierenden Partnerschaft sind. Auch in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz darf es Konflikte geben, die ausgetragen werden sollten. Wird es mal ein bisschen lauter und kommt es zu einem hitzigen Wortgefecht zwischen deinem/r Partner/in, ist das auch vollkommen okay. Nehmen Streitigkeiten jedoch Überhand oder arten sie aus, so ist Vorsicht geboten. Sie stellen zum einen eine Gefahr für die Partnerschaft dar und sind zum anderen eine psychische Belastung für die Betroffenen. Problematisch wird es auch, wenn es nur noch darum geht, wer Recht hat und den Streit "gewinnt". 

Weiß man hingegen, wie man fair streitet und ist auch in der Lage, jenes Wissen zu praktizieren, so kann das die Partnerschaft erheblich verbessern und und sogar retten. Wichtig ist, dass beide an einem Strang ziehen, sprich beide bereit sind, an sich zu arbeiten und bei der nächsten drohenden Auseinandersetzung einen kühlen Kopf bewahren. Dadurch kann es gelingen, einen Streit in ein konstruktives, respektvolles Gespräch umzuwandeln. 

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Die häufigsten Gründe für Konflikte

Ganz oben auf der Liste an Themen, die ordentlich Konfliktpotential in sich tragen: Geld. Ob das überrascht? Vielleicht ein bisschen, denn in erster Linie denkt man an herumliegende Unterhosen, den Müllsack, der nicht runtergebracht wurde, oder an den Geschirrspüler, der schon wieder nicht ausgeräumt wurde. Ganz zu schweigen von dem letzten Stück Schokolade, dem Mini-Schluck Milch oder den paar verkümmerten Chips, die gerne zurückgelassen werden, damit man die Verpackung nicht entsorgen muss.

Nach dem Finanziellen folgen laut dem Portal "Lets Family" – endlich kommt's – die Verteilung der Aufgaben im Haushalt, Sex, ungeliebte Freude und die Familie des Partners, welche zu den häufigsten Gründen für ordentlich Zündstoff in der Beziehung zählen. 

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Kommunikation ist der Schlüssel

Ja, eh scho wissen, das ist nichts Neues und die Info fühlt sich in etwa so an wie der enttäuschende Schönheits-Tipp etlicher Hollywoodstars: Viel Wasser trinken. Zwar weiß man in der Theorie, wie wichtig miteinander reden ist, die Umsetzung in der Praxis gestaltet sich aber dann doch nicht so einfach. Bei einem Streit wollen meist beide Partner recht haben, aber vor allem auch verstanden werden.

Erzählt einer der beiden von seinen Sorgen und der andere ist genervt und fragt sich, warum man das Problem nicht einfach aus der Welt schafft, so ist das keine erfolgreiche Kommunikation, die Verständnis zum Ziel hat. Kommunikation ist nur das Mittel zum Zweck, die wahre Königsdisziplin ist das Verständnis für das Empfinden seines Gegenübers. 

7 Tipps, wie man richtig und fair streitet

Es kursieren zahlreiche Tipps für eine faire Auseinandersetzung, die man beachten könnte und sollte. DIE einzig richtigen Regeln gibt es nicht, was aber auf jeden Fall zu mehr Harmonie und Verständnis in der Beziehung führt, sind folgende Tipps. Einen (unnötigen) Streit abwenden kannst du mit Zuhören, Nachfragen und Verständnis haben. Habt ihr einen Konflikt, der ausgetragen werden sollte, so kannst du folgendermaßen vorgehen:

  1. Beschreibe so ruhig wie möglich, was dir auf dem Herzen liegt und hake nach, ob dein Gegenüber deinen Standpunkt versteht oder gar nachvollziehen kann.
  2. Teile mit, wie du dich gerade fühlst und was du empfindest. Ganz wichtig sind Ich-Botschaften, anstatt mit dem Finger auf den anderen zu zeigen. Formulierungen, die mit "Du sagst jedes Mal ..." oder "Du machst nie ..." beginnen, führen schneller zur Eskalation als "Ich empfinde das als ungerecht, weil ..." oder "Ich wünsche mir, dass du mir zunächst einfach nur zuhörst."
  3. Versuche, Verallgemeinerungen wie "jedes Mal", "immer", "ständig" zu vermeiden, sondern benenne das konkrete Beispiel.
  4. Erkläre, was genau du dir wünschst, frag deinen Partner/deine Partnerin nach seinen/ihren Wünschen und höre gut zu. 
  5. Sei bereit, auch Kompromisse einzugehen. 
  6. Der Ton macht die Musik: Ganz wichtig ist es, sich bewusst für eine respektvolle Wortwahl zu entscheiden und zu versuchen, so gelassen wie möglich zu bleiben. 
  7. Einsicht haben und sich entschuldigen, wenn man zu weit gegangen ist oder dem anderen Unrecht getan hat. 

Eine tolle Methode, um aus Streitereien zu lernen, ist es, das Gespräch zu suchen, sobald sich die erhitzten Gemüter beruhigt haben. Nach ein paar Stunden lasst ihr eure Auseinandersetzung am besten Revue passieren. Was hat dich gestört? Was fandest du unfair? Was hat dein Gegenüber gut gemacht?

Aller Anfang ist schwer

Kommt man am Abend nach Hause und ist genervt vom Tag oder einfach nur mal schlecht drauf, so fällt es besonders schwer, sich an gewisse Regeln bei einem drohenden Streit zu halten. Alles gut! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Eine gesunde Streitkultur einzuführen bedarf viel Zeit und vor allem auch kontinuierlicher Arbeit. Vielleicht hilft es dir, wenn du das Ganze mit einem spielerischen Zugang betrachtest und dich selbst herausforderst, ob du es beim nächsten Mal schaffst, ruhig und verständnisvoll zu reagieren, obwohl du innerlich kochst wie ein Vulkan. Gelingt es dir aber, so wirst du in deiner persönlichen Entwicklung daran wachsen. Es profitiert also sowohl die Partnerschaft als auch du davon. 

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