Warum glaubt man eigentlich Verschwörungstheorien?

Warum glaubt man Verschwörungstheorien?
Eine Studie sieht einen Zusammenhang zwischen psychologischen Merkmalen und einer Affinität zu Verschwörungstheorien.

War die Mondlandung echt? Wurden die Anschläge vom 11. September heimlich von der CIA durchgeführt? Sind UFOs schon seit langem auf der Erde? War die COVID-Pandemie nur eine Farce? Verschwörungstheorien gibt es unendlich viele, vor allem seitdem Apps wie TikTok & Co. weltweite Verbreitung gefunden haben. Ideen, Theorien und Halbwissen lassen sich schneller aufnehmen und teilen denn je, und damit entsteht wunderbarer Nährboden für Felder von Halbwahrheiten. Eine neue Meta-Studie sieht einen Zusammenhang zwischen einer paranoiden oder ängstlichen Persönlichkeit und der Affinität zu Verschwörungstheorien.

Warum sind Verschwörungstheorien so beliebt?

Eine gute Verschwörungstheorie ist verwirrend, aber interessant und polarisierend genug, um ein Interesse zu wecken. Selbst wenn sie vollständig haltloser Unfug ist, wie die meisten, appelliert sie ebenso an unsere Psyche wie ihre Verfechter:innen: "Bitte, überleg doch mal kurz!" Kurz überlegt, und schon hinterfragt man Bill Gates Pläne der neuen Weltordnung. Der Studie zufolge gibt es bestimmte psychologische Faktoren, welche für eine stärkere Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien sprechen.

Diese Faktoren seien etwa ein starker Verlass auf die eigene Intuition, ein feindseliges Weltbild, sowie ein Überlegenheitsgefühl "der Masse" gegenüber. Auch ein Hang zu emotionaler Instabilität und Impulsivität ist laut Studie bei Verschwörungstheoretiker:innen zu beobachten. Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, sind aber nicht unbedingt feindselig, leichtgläubig oder gar dumm. Der Glaube an geheime Absprachen und Bündnisse erfülle viel eher gewisse unterdrückte Bedürfnisse.

Soziale Zugehörigkeit spielt eine große Rolle

Weiters fand die Studie heraus, dass die Aufklärung oft nicht die oberste Priorität sei, viel öfter gehe es um soziale Beziehungen und Zugehörigkeit. So wollen die Theorie-Hörigen ihre Umwelt unbedingt verstehen, sind aber auch der Meinung, diese als Ganzes deutlich besser überblicken zu können als alle anderen.

Wer glaubt an Verschwörungstheorien?

"Verschwörungstheoretiker:innen sind sehr wahrscheinlich nicht alle einfältige, mental schwache Menschen - ein Portrait, welches immer mehr Popularität erlangt", erklärt Shauna Bowes, Doktorratsstudentin und Hauptautorin der Studie. Stattdessen vermutet sie, dass viele an Verschwörungstheorien glauben, um fehlende Motivation zu kaschieren, sowie für manche Einschränkungen und Notstände eine Begründung zu finden.

Es ist wichtig zu wissen, dass es Verschwörungstheorien passend zu jeder politischen Orientierung gibt. Die amerikanischen Politikwissenschaftler Uscinski & Parent analysierten Leserbriefe, welche die "New York Times" zwischen 1890 und 2010 erhalten hatte. Ihre Analyse ergab, dass die Partei, welche den aktuellen US-Präsidenten stellt, viel eher der Verschwörung verdächtigt wird. Gewitzt formulierten sie also das Paper "Conspiracy Theories are for Losers". Besonders Menschen, deren "politisches Lager" oder Gruppierung sich als "Verlierer" oder "Opfer" wahrnehmen, tendieren dazu, an Verschwörungstheorien zu glauben.

Grundsätzlich ist es daher ratsam, alle Beiträge, die wahllos von zahlreichen (online) Absender:innen verbreitet werden können, auf deren Gehalt und Richtigkeit zu hinterfragen und kritisch zu überdenken. Dabei haben wir Menschen uns auf wissenschaftliche Grundprinzipien geeinigt, welche es zu respektieren gilt.

Die Studie wurde im "Psychological Bulletin" der American Psychology Association veröffentlicht.

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