Am 8. März findet der feministische Kampftag statt. Wir haben Frauen befragt, was sie daran besonders nervt. 

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Frauen erzählen, welche Dinge sie am Weltfrauentag nerven

Am 8. März findet der feministische Kampftag statt. Wir haben Frauen befragt, was sie daran besonders nervt.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

"Keine Frauenrechte, sondern Menschenrechte", sagte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin 1910 auf dem zweiten dem Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen. Ihr Engagement hat dazu geführt, dass ein Jahr später zahlreiche Frauen in Österreich, Deutschland, Dänemark und der Schweiz auf die Straße gingen. Sie demonstrierten vor allem für das Frauenwahlrecht, das in Österreich im Jahr 1918 eingeführt wurde.

So wurde die Idee des Weltfrauentags geboren. Laut Stadt Wien wurde der erste Frauentag am 19. März 1911 gefeiert. In der Hauptstadt gingen rund 20.000 Menschen für Frauenrechte am Ring protestieren.

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Der Weltfrauentag soll auf Gleichberechtigung aufmerksam machen

Am 8. März demonstrierten anlässlich des internationalen Frauentags die Arbeiter- und Soldatenfrauen in St. Petersburg und läuteten somit die Februarrevolution ein. Um an die Rolle der Frau in der Revolution zu erinnern, wurde 1921 in Moskau dieses Datum als internationaler Gedenktag vorgeschlagen. 

Wie die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung berichtet, wurde der Frauenkampftag in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus wieder verboten. Stattdessen wurde der Muttertag hervorgehoben sowie die "biologische Verpflichtung" der Frau. 

Ende der 1960er-Jahre kam das Bewusstsein für den Frauentag wieder zurück. Der politische Gedenktag gewann wieder an Bedeutung und stand vor allem für den Kampf gegen die Unterdrückung und Gewalt an Frauen sowie den Einsatz für legalen Schwangerschaftsabbruch.

Der internationale Frauentag soll auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern aufmerksam machen, die auch noch heute im Job und vielen anderen Lebensbereichen fehlt. Denn auch im 21. Jahrhundert sind beispielsweise der Gender- und Pension-Pay-Gap noch lange nicht besiegt. 

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Jedes Jahr soll uns der feministische Kampftag daran erinnern, dass es in Sachen Gleichberechtigung noch einiges zu tun gibt. An und für sich eine gute Sache, wenn es da nicht einige Punkte gäbe, die so manche Frauen an diesem besonderen Tag zur Weißglut bringen.

Denn viele Menschen und auch Unternehmen scheinen den Frauenkampftag mit dem Valentinstag zu verwechseln, an dem man Frauen Geschenke macht und ihnen sagt, was sie nicht allesamt für "Powerfrauen" seien. Vom ursprünglichen Geist des Tages bleibt da nicht mehr allzu viel übrig. Und wir lügen nicht, wenn wir sagen: Diese Entwicklung (und noch mehr) finden wir mehr als nervig.

Bianca, 24: "Von 365 Tagen im Jahr gehört also ein Tag 'uns'"?

Ich finde es unglaublich wichtig, auch jüngeren Generationen klarzumachen, dass es beim Weltfrauentag nicht um Prozente bei diversen Kleidergeschäften oder gratis “Frauen”-Artikel geht. Von 365 Tagen im Jahr gehört also ein Tag “uns”? Darum geht es nicht. Ich muss nicht an einem Tag im Jahr hoch gefeiert und mit Blumen und Gratisprodukten überhäuft werden, wenn ich die restlichen 364 Tage in so vielen Bereichen vernachlässigt werde.

Der Weltfrauentag ist eine Erinnerung an die Kämpfe, die so viele Frauen in der Vergangenheit für uns geführt haben und vor allem daran, was uns noch bevor steht. In vielen Ländern kämpfen Frauen noch immer um das Recht, über ihren eigenen Körper zu entscheiden, und um noch mehr Rechte, die für "jederMann" selbstverständlich sind.

Ich will keine Blumen oder Tampons. Ich will mindestens mal eine geschlossene Gender-Pay-Gap. Lächerlich, über so etwas überhaupt zu diskutieren.

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Sabrina, 32: "Das Ganze wird mit dem Woman-Shoppingday verwechselt"

In meiner Bubble haben zwar die meisten verstanden, worum es am Weltfrauentag geht, aber leider rafft es meiner Meinung nach die breite Masse noch immer nicht ganz. Neben den Rabattaktionen am 8. März nervt mich wohl am meisten, dass das Ganze mit dem Woman-Shoppingday verwechselt wird – einer Marketingaktion eines Frauenmagazins.

Die gesellschaftspolitische Message geht verloren und wird leider Gottes mit einem Shoppingday (der irgendwann im April stattfindet) verwechselt. Vielleicht würde es aber auch helfen, wenn sich Unternehmen zusammenreißen würden und am 8. März mit Aktionen für ihre Mitarbeiterinnen überzeugen würden, statt mit Rabattcodes, um noch mehr Profit zu machen.

Lana, 25: "Am Weltfrauentag ist mir nicht zum Feiern zumute"

Am Weltfrauentag ist mir nicht zum Feiern zumute. Denn dieser Tag zeigt einmal mehr, dass es keine Gleichberechtigung der Geschlechter gibt – und wir davon auch noch immer weit entfernt sind.

Er ist natürlich wichtig, für das Problem Aufmerksamkeit zu erregen, auf das Ungleichgewicht hinzuweisen und vielleicht sogar Raum für Lösungsansätze zu bieten, was ich aber dann wirklich nicht brauche, sind Blumen, Geschenke oder Werbungen mit Männern, die erklären, dass sie Frauen eh lieben.

Denn im selben Atemzug schwingt immer mit: In dieser Gesellschaft bist du weniger wert. Cheers to that!

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Selma, 30: "Ich fühle mich wichtig – aber nur für einen Tag"

Ich finde die Idee des Weltfrauentags großartig, weil er auf Dinge aufmerksam machen soll, für die wir so hart gekämpft haben – und immer noch kämpfen. Ich fühle mich wichtig – aber nur für einen Tag.

Denn ich habe das Gefühl, dass nach dem 8. März all das wieder vergessen ist. Wir teilen ein paar Insta-Postings, schreien mit erhobener Faust "Girl Power" und lassen uns von vermeintlich tollen "Frauen"-Angeboten zum Kaufen animieren. Der Weltfrauentag hat meiner Meinung nach schon lange seinen "eigentlichen" Sinn verloren und wird erneut ausgeschlachtet, um Profit zu machen oder Unternehmen die Chance zu geben, sich an einem Tag im Jahr "besonders frauenfreundlich" zu zeigen.  

Ja, es ist toll, wenn wir Blumen bekommen und beim Einkaufen mal wieder sparen können, aber wisst ihr, was noch besser ist? Wenn wir im selben Job endlich genauso viel wie Männer verdienen, Frauen auf der ganzen Welt selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden können und wir nicht aufgrund unseres Geschlechts diskriminiert werden.