Wie geht man mit FreundInnen um, die sich nicht gegen Corona impfen lassen?

Wie geht man mit FreundInnen um, die sich nicht gegen Corona impfen lassen?
ImpfgegnerInnen im Freundeskreis: Wir haben Menschen gefragt, wie sie mit FreundInnen umgehen, die sich nicht gegen Corona impfen lassen wollen.

Die Corona-Impfungen gehen eher schleppend voran: In Österreich sind etwa 54 Prozent der Gesamtbevölkerung vollimmunisiert. Vor allem jüngere Personen lassen sich weniger impfen. In Wien sind bei den 25- bis 34-Jährigen nur 52,6 Prozent vollimmunisiert. Personen zwischen 65 und 74 Jahren sind dagegen impfwilliger: Knapp 72 Prozent ließen sich bereits beide Teilimpfungen geben. 

Während mit verschiedensten Kampagnen versucht wird, die Bevölkerung aufzuklären, helfen viele auch im kleinen Rahmen mit und diskutieren im Freundes- und Familienkreis über die Corona-Impfung.

Vielen geht dabei die Luft aus: Die Diskussionen können nicht nur ermüdend sein, sondern einen waschechten Streit auslösen. Was tun, wenn man gegensätzlicher Meinung ist? Soll man lieber Fakten fein säuberlich auf kleinen Täfelchen aufbereiten und wie in einer TV-Polit-Diskussion damit um sich schmeißen? Oder sollte man der guten Stimmung willen nicht doch lieber Thema wechseln?

Wir haben bei euch nachgefragt und einige Antworten erhalten.*

Wie geht ihr mit FreundInnen um, die sich nicht impfen lassen wollen?

Ivana, 27: "Wir machen kein Thema draus!"

"Wir sind eine Gruppe von vier Leuten. So viel ich weiß, sind drei davon geimpft. Wir reden eigentlich gar nicht so viel darüber. Wenn wir darüber diskutiert haben, meinte derjenige, er sei generell gegen Impfungen. Er ernährt sich vegan und interessiert sich auch für Energetik. Ich finde es nur ein bisschen strange, wie man gegen Impfungen sein kann – er wurde als kleines Kind geimpft. Er ist aber kein Corona-Leugner, nur prinzipiell besorgt darüber, was in seinen Körper kommt. Wir vertreten zwar stark unsere Meinung, aber – wie gesagt – es war vielleicht ein- oder zweimal Thema und dann gar nicht mehr."

Marie, 32: "Es läuft auf 'My body, my choice' hinaus"

"Eine Freundin von mir möchte mit der Impfung noch warten. Sie meint, die Impfstoffe seien noch nicht genug erforscht worden. Wir achten im Freundeskreis ziemlich gut darauf, sachlich über Corona zu diskutieren, nicht nur, was Impfungen angeht, sondern auch über die Maßnahmen. Wenn die Debatte bei den Impfungen dann doch ein bisschen zu hitzig wird, wechseln wir langsam aber sicher das Thema.

Niemand würde mich mit einer anderen Meinung überzeugen können, deshalb würde ich auch nicht versuchen, meine Freundin mit allen Mitteln vom Gegenteil zu überzeugen. Es gäbe eine Menge zu diskutieren, aber ich denke, die Debatten im Freundeskreis ergeben nur bis zu einem gewissen Grad Sinn.

Es ist ein heikles Thema, das die ganze Gesellschaft, die Wirtschat, uns alle betrifft. Wir können und sollen darüber weiterhin diskutieren. Aber ich kann ihr weder selbst die Impfung geben, noch kann und werde ich mit ihr darüber streiten. Deshalb unterhalten wir uns sachlich darüber und hören ab einem gewissen Punkt einfach damit auf."

Userin auf Instagram: "Es sollte keine Versuche geben, den anderen etwas reinzudrücken."

"Leider hat uns die Pandemie weiter auseinander gebracht. Es gibt keine kritischen Gespräche mehr, sondern nur Diskussionen. Es soll doch so sein, dass Person A sagt: 'Hey, bin da kein Fan davon, will ich nicht.' Person B sagt dann: 'Okay, sehe ich anders.' PASST. ENDE! PUNKT. So sollte das ablaufen.

Kein mühseliger Versuch, den anderen was reinzudrücken. Leben und leben lassen. Vor allem unter Freunden! Wär zu schade für die Freundschaft. Bedeutet zwar nicht, dass man ganz verrückte Fantasien unterstützt, aber sich gegenseitig austauscht und den anderen akzeptiert. Ich bin stolz darauf, geimpft zu sein, und akzeptiere jeden, der das halt nicht möchte, und so möchte ich auch behandelt werden. ❤️"

Userin auf Instagram: "Habe den Kontakt abgebrochen"

"Jemand aus meinem Bekanntenkreis hat mir gesagt, dass es ihr leid tut, mir mitteilen zu müssen, dass ich nach meiner Impfung 'nicht mehr lange leben werde'. Das war sehr hart und Kontakt wurde natürlich abgebrochen."

Eine andere Userin auf Instagram geht mit geimpften und ungeimpften Personen gleich um:

"Ich mach doch meine zwischenmenschlichen Beziehungen nicht von einer Impfung abhängig."

Userin auf Instagram: "Freundschaft geht vor!"

"Anfangs war ich doch schon überrascht, da auf einmal Seiten einer Persönlichkeit ans Licht kamen, mit denen ich nach 30 Jahren Freundschaft nie gerechnet habe. Ich dachte immer, ich kenne meine beste Freundin bis ins Knochenmark. Das hat mir persönlich eigentlich mehr zu schaffen gemacht. 

Es hat schon eine Zeit gebraucht, dies zu akzeptieren. Aber bei einer so langen Freundschaft steht es für mich nicht zur Diskussion und ich akzeptiere jede Entscheidung. Wir verbringen die Zeit miteinander, ob nun geimpft oder nicht, aber unter einer Regel: Corona ist kein Thema bei unseren Unterhaltungen. Da würden wir aufs Blut diskutieren. Wir haben entschieden, dass unsere Freundschaft und Erlebnisse vorgehen. ❤️"

Marko, 20: "Ich umschiffe das Thema"

"Wenn ich weiß, dass mein Gegenüber das Impfangebot nicht annimmt, versuchen wir meist beide, das Thema zu umschiffen. Oft sind jedoch fruchtbare Diskussionen entstanden, welche die Unterschiede zwischen berechtigten Zweifeln und 'ImpfgegnerInnen partout' beleuchten. Manche Menschen haben keine andere Wahl als die Impfung abzulehnen, so etwa aus gesundheitlichen Gründen. Jedoch glaube ich, dass es im sozialen Leben weiterhin ein Thema sein wird, gerade was den Eintritt in Restaurants und Clubs betrifft."

* Die Namen wurden von der Redaktion auf Wunsch geändert.

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