Mascara auf TikTok: NutzerInnen sprechen über ihre Erfahrungen

Screenshots TikTok

Warum auf TikTok plötzlich alle von ihrer Mascara sprechen

Nein, es geht nicht wirklich um Make-up, sondern um Sex, Erfahrungen und persönliche Geschichten.
Dario Bojic

TikToks strenge Community-Richtlinien tragen dazu bei, dass die NutzerInnen der Plattform sich immer wieder neue Begrifflichkeiten überlegen, um über sensible Themen zu sprechen. Beim #MascaraTrend TikToks sprechen die Menschen vor der Kamera über ihre Erfahrungen mit "Mascara", und ob sie "Mascara" überhaupt noch vertrauen können, nachdem ihre "Wimpern" verletzt wurden.

Natürlich geht es hier nicht wirklich um Make-up.

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Mascara auf TikTok: Über die PartnerInnen sprechen

NutzerInnen verwenden "Mascara" als Codewort, um über vergangene PartnerInnen zu sprechen. Dabei geht es oft um PartnerInnen, die ihnen nicht gutgetan haben, oder gar Schlimmeres getan haben. Andere nutzen den Trend, um über positive Erfahrungen mit ihren Beziehungen zu berichten. Es ist eine Möglichkeit, um sich offen über Themen auszutauschen, die wir viel zu oft in uns hineinfressen, bis wir wie eingetrocknete Mascara zerbröckeln.

Auch einen eigenen Sound haben die verschlüsselten Botschaften: Das Lied "Constellations" der amerikanischen Indie-Rock-Band Duster verleiht den Videos mit den emotionalen Texten den melancholischen Touch. In anderen Videos finden sich auch "Mascara wand" als Umschreibung für einen Penis, sowie "lashes" als Umschreibung für Gefühle. Bei diesen ist die Bedeutung jedoch nicht immer einheitlich, darum ist der Versuch den Kontext zu verstehen hier wichtig.

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Warum die Codewörter?

Wenn du dich schon immer gefragt hast, warum es auf TikTok so viele verschiedene Trend-Begriffe, Codewörter, Umschreibungen und zensierte Wörter gibt – ein Wort: Richtlinien. Die chinesische Plattform versucht mit allen Mitteln, als familienfreundliche App durchzugehen, damit der zugängliche Content von allen Menschen, unabhängig des Alters, genossen werden kann.

Das gestaltet sich jedoch schwierig, wenn der Content von NutzerInnen selbst stammt. Diese möchten über alles Mögliche sprechen, jedoch stuft TikTok Inhalte, die Sexualität, Missbrauch, oder Trauma thematisieren, als "unsicher" ein und verwendet laut "Netzpolitik“ Wortfilter, um die Diskussion um bestimmte Themen zu erschweren.

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Wenngleich es verschiedene Arten von Wortnutzungen gibt, so ist auf TikTok oft aus dem Kontext herauszulesen, welche Botschaft sich hinter den "Safe For Work" – Ausdrücken verbirgt. In diesem Fall sprechen mutige NutzerInnen über Sachen, die ihnen widerfahren sind. Mit über 102 Millionen Aufrufen hat der #MascaraTrend einigen Geschichten Gehör verschafft, wo vielleicht sonst niemand zugehört hätte.

 

Wer Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Übergriffen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat, kann sich kostenlos und anonym an die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, www.frauenhelpline.at, an die Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, www.haltdergewalt.at, an die Frauenhelpline für gehörlose Frauen, www.oegsbarrierefrei.at/bmf/hilfseinrichtungen/ oder an die Männerberatungsstelle unter 0720 / 70 44 00, https://www.maennerinfo.at wenden.