Diana zur Löwen: Ist ihr Anxiety-Ring in Wahrheit aus China?

Eine Perlenkette in Nahaufnahme.
Die Finanz-Influencerin Diana zur Löwen verkauft Schmuck, der gegen Angst helfen soll, Vorwürfe des Greenwashing folgen.

Sie will FLINTA* an die Börse bringen, Deutschland soll bis 2030 klimaneutral werden und Menschen mit Angstproblemen liegen ihr so am Herzen, dass sie ihnen Schmuck verkauft, der ihnen helfen soll. Alles zu einem Preis, denn die 29-jährige Diana zur Löwen ist stolze Vollblutkapitalistin mit einem Häufchen an sozialem Bewusstsein, über 1,2 Millionen Menschen folgen ihr auf Instagram, auf YouTube sind es fast 600 Tausend.

Leider ist es genau dieses verblendete Häufchen der Grund, warum sie die Ironie ihres eigenen Handelns nicht erkennen kann. Von Empowerment zu reden und gleichzeitig Billigschmuck aus Asien als Lösung für Angststörungen anzupreisen, kommt eben nicht so gut an.

Bei FLINTA handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für Menschen, deren Identität im Patriarchat leider eine Benachteiligung mit sich zieht. Dazu gehören Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nicht-Binäre, Transgender und Agender.

In ihrem Online-Shop verkauft Diana zur Löwen Perlenschmuck und Bademäntel, doch der X-Userin @Ann_Waeltin war aufgefallen, dass es nahezu identischen Schmuck zu einem Bruchteil des Preises auf chinesischen Handelsplattformen wie Temu, Shein und Alibaba gibt. Der Shop enthielt bis gestern noch den Zusatz "Entdecke meinen Lieblingsschmuck – von mir entworfen und fair und nachhaltig produziert", der nach dem viralen Post auf X verschwand.

Der Fall erinnert an das Schmucklabel "BRUNA" (k.at berichtete), wo vergleichbare Transparenzprobleme in der Lieferkette zu Recht kritisiert wurden. Auf X zog die Userin noch eine Parallele zu Cathy Hummels, die sich ebenfalls mit Vorwürfen konfrontiert sah und ähnlich wie BRUNA und Diana zur Löwen agierte.

Handelt es sich hier um ein "Erfolgsrezept"?

Veredelung? Von wegen nachhaltig und fair

Diana zur Löwen inszeniert sich gekonnt als Kapitalistin mit Herz, lässt aber immer mehr durchblicken, dass sie von sozialem Gewissen und Nachhaltigkeit entweder nichts weiß oder nichts hält. Schmuck gegen Angstzustände zu verkaufen, ist nicht nur moralisch absolut verwerflich, sondern eigentlich auch illegal. Aber: Da sie damit keine Heilsversprechen macht, sondern nur selbst immer wieder betont, wie sehr ihr die Ringe helfen, soll es nicht als Werbung zählen.

Greenwashing 101 ist es, wenn Online-Händler:innen "Rohstoffe aus dem asiatischen Raum beziehen", aber nicht erwähnen, dass die einzige Veredelung, die bei diesem Produkt noch stattfindet, eine schönere Verpackung samt Story ist. Es wird der Eindruck erweckt, eine sozial bewusste Selfmade-Businessfrau zu unterstützen, ein Bild, dem Diana zur Löwen einfach nicht entspricht. 

Ist das, was die Influencerin tut, zwangsläufig illegal? Vielleicht nicht, aber es sind definitiv falsche Versprechungen, mit denen gelockt wird. Es fällt eben auf, dass manche Schmuckstücke aus Kunstperlen bestehen, andere wiederum aus Süßwasserperlen – als gäbe es kaum standardisierte und saubere Schritte in der Lieferkette, wie es bei einem Handelsunternehmen üblich wäre. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun, mit Fairness noch weniger.

Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass weder die Produzent:innen dieser Schmuckstücke fair bezahlt werden, noch die Angstpatient:innen irgendeine Linderung ihres Leidens durch einen wackeligen Ring mit falschen Perlen am Finger erfahren.

Nachdem der X-Post am 26. März viral gegangen war, wurden die Texte auf der Webseite zur Löwens mit folgendem Inhalt ersetzt:

"Wir arbeiten für unsere Schmuckherstellung mit unserem Partner aus Frankreich zusammen, der schon seit über 20 Jahren Schmuck produziert. Je nach Produkt, werden sie in Frankreich, der Schweiz oder auch in Südkorea hergestellt. Auf der Suche nach guter Qualität haben wir zu unserem aktuellen Hersteller gefunden. Gewisse Einzelteile werden eben noch immer im asiatischen Raum produziert, aber wir arbeiten gemeinsam daran, dass man zukünftig Lieferketten transparenter gestalten kann. Und leider können wir auch nicht ausschließen, dass es ähnliche Produkte von unserem Schmuck auf anderen Websites gibt. Aber wir können euch garantieren, dass wir hinter unseren Produkten und unserer Qualität stehen. Unsere Morgenmäntel werden in Portugal gefertigt."

Der Abschnitt mit ähnlichen Produkten auf anderen Websites war vorher nicht vorhanden, außerdem soll die Influencerin Kommentare auf Instagram gelöscht haben, in denen Follower:innen nach der Herkunft der Schmuckstücke fragten.

Auch die Tatsache, dass der Zusatz "fair und nachhaltig produziert" ebenfalls 'über Nacht' von der Website verschwunden ist, lässt auf unlautere Machenschaften schließen.

Dropshipping von Ware ist an sich kein Verbrechen, aber in Kombination mit Influencer-Dasein und Heilschmuck entsteht ein Cocktail, der überhaupt nicht schmeckt.

Wäre der Schmuck tatsächlich nachweislich fair und nachhaltig produziert, wäre der Nachweis ein Kinderspiel, jeder Marketeer würde sich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sein Produkt als authentisch nachhaltig und fair bewerben. Dies geschieht jedoch nicht, es werden lediglich die gleichen Greenwashing-Standardfloskeln verwendet, um ja die Markenidentität zu wahren.

Bisher hat sich die Influencerin nicht öffentlich zu dem Fall geäußert.

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