"More Nutrition" vor Gericht: Christian Wolf meldet sich zu Wort

Zwei Proteinpulver-Dosen mit der Markenaufschrift MORE stehen auf einem Holztisch
Die Verbraucherzentrale erzielte einen Erfolg vor Gericht gegen More Nutrition. Nun äußerte sich der Mitgründer der Marke.

Christian Wolf, Fitness-Influencer und Co-Gründer von einer der bekanntesten Fitness-Supplement-Marken auf dem deutschen Markt, hat sich nach viel Kritik an seiner Person und dem Unternehmen nicht nur kurzzeitig aus Social Media, sondern auch aus den Geschäften der Firma More Nutrition, hinter der die Quality First GmbH steht, zurückgezogen. 

Nach einer gut zweimonatigen Instagram-Sendepause hatte er Mitte November sein Comeback angekündigt. Grund war ein kritischer TV-Beitrag über More Nutrition von Satiriker Jan Böhmermann, bei dem die Inhaltsstoffe der Supplement-Produkte genauer unter die Lupe genommen wurden. 

Denn neben vielen positiven Rückmeldungen tauchten auf Seite der Konsument:innen auch immer wieder Vorwürfe auf. Kund:innen klagten über gesundheitliche Probleme nach dem Verzehr der More-Produkte. Aufgrund irreführender Werbung hat sich auch die Verbraucherzentrale NRW eingeschaltet und einen Erfolg erzielen können.

Werbeversprechen verstoßen gegen Gesetz

Was war los? Der Nahrungsergänzungsmittel-Anbieter hat das Produkt "More Protein Brownie Bowl" auf Instagram mit Claims wie "95 % weniger Zucker", "70 % weniger Fett" und "perfekt für jede Diät" beworben, dabei aber auf Vergleichsangaben zu anderen Brownie-Backmischungen verzichtet. Derartige Aussagen können unrealistische Erwartungen wecken sowie einen gesundheitlichen Vorteil suggerieren.

Dagegen ging die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gerichtlich vor. Das Landgericht Hamburg gab den Verbraucherschützern recht: Die Werbeversprechen von "More Nutrition Protein Brownie" verstoßen gegen Irreführungsverbote und sind daher unzulässig. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. 

Statement von Christian Wolf

Christian Wolf meldete sich auf Instagram zu dem Gerichtsurteil zu Wort. Er betont, dass sowohl auf der Verpackung der "Protein Brownie Bowl" als auch auf der Website der Hinweis "als vergleichbare Brownie-Backmischungen" angegeben wird. "Es ging tatsächlich nur um den Instagram-Post, weil das Social-Media-Team sich gedacht hat 'Naja, ist schon irgendwie offensichtlich'." Der Fitness- und Ernährungsinfluencer mokiert sich: "Ich glaube, wir können der Verbraucherzentrale wirklich dankbar sein, dass die Steuergelder sinnvoll investiert sind."

Ein weiterer Rückschlag für das Unternehmen, das erst kürzlich im "ZDF Magazin Royale" in der Kritik stand. Mehr dazu hier:

"ZDF Magazin Royale": Böhmermann übt Kritik an More Nutrition

Rückblick: Am 10. November 2023 war in Jan Böhmermanns Satire-Sendung "ZDF Magazin Royale" die Supplements-Marke More Nutrition das große Thema. Böhmermanns Team nahm in Zusammenarbeit mit dem Reportageformat STRG_F gehypte More-Produkte wie Chunky Flavour (Geschmackspulver mit Süßungsmitteln) unter die Lupe und stellt die Frage: Wie gesund und wirksam sind die Produkte wirklich?

Der Satiriker fasste in einem ersten Seitenhieb zusammen: "More Nutrition ist so etwas wie Scientology zum Abnehmen, nur nicht ganz so harmonisch und ohne richtige Promis." Im Gespräch mit ehemaligen More-Nutrition-Kund:innen berichteten einige von Magenproblemen nach dem Verzehr der Produkte. Der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Martin Smollich erklärte daraufhin: "Magen-Darm-Beschwerden sind in so einer Produktkombination relativ häufig, sowohl durch die Sucralose als auch durch das enthaltene Inulin. Es kommt oft zu Blähungen und Bauchschmerzen."

November: Instagram-Comeback wegen Böhmermann-Sendung

Diese und weitere Vorwürfe, die unter anderem die Verkaufsstrategie betreffen, wollte Christian Wolf nicht unkommentiert lassen. Aus diesem Grund folgte einen Tag darauf sein überraschendes Social-Media-Comeback. In einer ausführlichen Instagram-Story ging er auf Böhmermanns Kritik ein und versuchte, sämtliche Behauptungen zu widerlegen. 

Doch was ist eigentlich in den letzten Monaten genau vorgefallen, was dazu geführt hat, dass der Mitgründer von More Nutrition dermaßen in der Kritik stand? Es folgt eine chronologische Aufstellung der Ereignisse, die sich regelrecht überschlagen haben.

August: Trennung von schwangerer Freundin

Mitte August gaben Christian Wolf und seine Freundin Antonia nach fünf Jahren Beziehung die Trennung bekannt. Das kam für die Fans unerwartet, schließlich war die Freude der beiden über den erfüllten Kinderwunsch nach einer künstlichen Befruchtung im Juli noch groß. Das Geheimnis um den Trennungsgrund hat Wolf selbst gelüftet, denn er äußerte sich in einer Instagram-Story, dass er durch seine Tätigkeit im Unternehmen kaum Zeit für seine Verlobte hätte und sich nun wieder vollends auf das Geschäft konzentrieren möchte. 

Der Influencer sagte unter anderem: „Ich hab das schon in ein paar anderen Bereichen im letzten Jahr gemerkt, wo ich mich quasi aufgrund des Kinderwunsches und der Beziehung versucht habe, leicht zurückzuziehen, wo ich mir im Nachhinein einfach Vorwürfe mache, wenn der Bereich nicht mehr so läuft [...]. Am Ende bin ich dafür verantwortlich.“

Dass er seine schwangere Partnerin "im Stich lässt" und das Berufliche priorisiert, stoß vielen sauer auf. Ihren Unmut taten User:innen auf Wolfs Instagram-Profil kund. 

August: Kritik an Christian Wolf und More Nutrition

Der Skandal drohte zu eskalieren, als Julian Zietlow – sein ehemaliger Supplements-Konkurrent von Rocka Nutrition – öffentlich behauptete, Wolf sei seiner schwangeren Freundin fremdgegangen. Anschließend lieferten sich die beiden Influencer einen digitalen Schlagabtausch. 

Zuletzt gerieten auch die More Days, eine Art Messe-Veranstaltung von More Nutrition, aufgrund der teils chaotischen Umsetzung vor Ort sowie die Produkte und die Verkaufsstrategien der Firma selbst ins Visier von kritischen Stimmen. 

September: Christian Wolf verlässt eigene Firma More Nutrition

Diese Information wurde am 6. September auf der Firmenseite von More Nutrition in einer Instagram-Story bekannt gegeben. Darin hieß es: "Christian Wolf hat sich [...] nun auch mit sofortiger Wirkung vollumfänglich aus dem Geschäft zurückgezogen. Diese Entscheidung halten wir für den richtigen Schritt." Unterzeichnet ist die Nachricht von Stefan Smalla, dem Geschäftsführer von The Quality Group, der die Marke More Nutrition angehört. Zu den Gründen des überraschenden Ausstiegs ist noch nichts bekannt. 

August/September: Wolf hat alle Instagram-Beiträge gelöscht

Auf seinem Instagram-Profil war er seit Ende August/Anfang September inaktiv, auch sämtliche Beiträge hatte er gelöscht. In einer seiner letzten Instagram-Storys kündigte er das vorzeitige Ende seiner Social-Media-Karriere an: "Ich sage es euch ganz ehrlich: Ich möchte das so nicht mehr. Daher werde ich bis auf Weiteres mein Profil hier beenden." Denn es seien viele "haltlose, falsche und unwahre Sachen behauptet" worden, so der Unternehmer. Auf weitere Details ist er nicht eingegangen.

September: Enthüllungs-Video von Influencer:innen

Nachdem es eine Weile ruhig um ihn gewesen war, veröffentlichten mehrere Influencer:innen Ende Oktober, dass sie Post von Wolfs Anwalt erhalten hätten: Unterlassungserklärungen, damit sie seinen Namen nicht mehr in sozialen Medien erwähnen. Im September hatten nämlich drei von ihnen ein einstündiges Video mit dem Titel: "Die Akte Wolf – Die ganze Wahrheit!" veröffentlicht. Darin sprechen sie über die gesamte Situation. Eine von ihnen ist die Österreicherin Judy, vom Kanal "Trashgossipfame4days".

Oktober: Unterlassungserklärungen und Rechtsstreit 

Dieses Video, das mittlerweile auf YouTube nicht mehr aufzufinden ist, da es auf privat gestellt wurde, ist der Grund für die Unterlassungsklagen und Abmahnungen, die Christian Wolf verschicken lässt. Darin spricht auch Jenna Miller, ihres Zeichens Frisörin und Influencerin. Gemeinsam haben sie im Video mehrere Punkte gegen Christian Wolf angeführt und befinden sich seit Ende Oktober auch in einem Rechtsstreit mit ihm. Er habe eine einstweilige Verfügung beantragt, welche das Video sperren soll.

Der Dritte im Bunde ist Influencer Florian Buchholz, welcher in seiner Instagram-Story bereits wenige Wochen vor der Ausstrahlung der Sendung angekündigt hat, dass investigative Formate wie "ZDF Neo Royale" oder "STRG+F" bereits in der Causa Wolf recherchieren würden. 

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