Wer ist der Selbstoptimierungs-Messias Andrew Huberman wirklich?

Andrew Huberman sitzt neben einer Interviewerin auf der Bühne der Psychedelic Science 2023 Expo
Der so hoch verehrte Science-Bro der Selbstoptimierungs-Bubble muss sich schweren Anschuldigungen stellen.

Von "Intermittent Fasting" über "Cold Plunges" bis hin zum täglichen Bibellesen: Wir probieren heutzutage fast alles aus, um ein wenig "besser zu werden". Doch unterbieten sich auf diesem Gebiet schon lange nicht mehr nur die Quacksalber. Viele von ihnen sind Mediziner:innen mit beeindruckender akademischer Vita, die sich wissenschaftlichen Methoden verschrieben haben, oder Tech-Unternehmer mit einer beneidenswerten Erfolgsbilanz im Leben und im Geschäft.

Einer von ihnen ist Andrew Huberman, weitreichend anerkannte Größe auf dem Gebiet des Ich-Steigerns. Über lange Zeit hinweg war jedes Wort aus seinem Mund ein Wort in Gottes vollends optimiertes Ohr. Nun muss sich der 48-jährige Neurowissenschaftler aus dem Silicon Valley jedoch Vorwürfen der Untreue stellen, von mehreren Frauen gleichzeitig.

Wer ist Andrew Huberman?

Andrew Huberman hat sich einen Namen gemacht, indem er Wissen über die komplexen Funktionen des Gehirns zugänglich macht und dieses Wissen auf einfache und anwendbare Weise vermittelt. Sein Podcast "The Huberman Lab", der sich mit Themen rund um Neurowissenschaften, Gesundheit und menschlicher Leistungsfähigkeit befasst, zieht Millionen von Zuhörer:innen an, die begierig darauf sind, seine Ratschläge zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu hören.

Von Atemtechniken über Sonnenexposition bis hin zu Schlafhygiene bietet Huberman praktische Ratschläge, die auf wissenschaftlicher Forschung basieren und darauf abzielen, die körperliche und geistige Gesundheit zu optimieren. 

Übertriebene Selbstoptimierung via Huberman Labs

Trotz seines Erfolges ist Andrew Huberman nicht unkritisiert geblieben. Es gibt Stimmen, die ihm vorwerfen, Teil der so genannten "Selbstoptimierungsblase" zu sein, einer Bewegung, die besonders in Kalifornien stark vertreten ist und manchmal für ihre überzogenen Versprechungen kritisiert wird. Kritiker:innen wie seine Kollegin Dr. Andrea Love erörtert in ihrem Artikel "Also, sollte man Andrew Huberman vertrauen?", dass der Forscher gerne mal über seine Kompetenzen hinaus spricht. Auch, dass das ständige Streben nach Selbstverbesserung und maximaler Leistung zu einem ungesunden Perfektionismus führen kann, der mehr Druck und Stress erzeugt als er nützt, wird kritisiert. Außerdem wird die Verallgemeinerbarkeit von Hubermans Ratschlägen in Frage gestellt, da nicht jede Methode oder Technik für jede Person geeignet oder wirksam ist.

Er war ein angenehmer, einnehmender Gesprächspartner, reich an Einsichten und klugen Ratschlägen. In einem von Tod und Krankheit geprägten Jahr 2020, in dem viele das Gefühl haben, nur noch Beifahrer in ihrem Leben zu sein, hatte Huberman einen genialen Plan. Er tauchte in so gut wie jedem möglichen Interview auf, wenn er nicht in seinem eigenen Podcast zu sehen war, war er es in einem anderen. Seine grundlegende Aussage blieb in fast allen Interviews konstant: Wir mögen im Chaos leben, aber es gibt Mechanismen zur Kontrolle. Bestes Beispiel hierfür: Sein Fokus darauf, wie "Richtiges Sehen und Atmen uns durch 2020 bringen".

Vorwürfe der Untreue gegen Andrew Huberman

Ein ausführlicher Bericht des "New York Magazine" enthüllt, wie sechs Frauen, die alle glaubten, ihre Beziehung zu Huberman sei exklusiv, ein betrügerisches Spinnennetz seiner Beziehungen entlarvten. Anhand ihrer eigenen Nachrichten konnten sie die Handlungen des Podcasters auf die Minute genau nachvollziehen, indem sie ihm beispielsweise unabhängig voneinander die gleichen Fotos von sich schickten.

Eines Tages schlief Huberman in einem Hotel in Texas mit einer Frau, kurz nachdem eine andere das Hotel verlassen hatte, und schickte unmittelbar danach eine SMS an eine dritte. Diese aufeinander folgenden Treffen waren kein Einzelfall die Frauen fanden mehrere Fälle, in denen Huberman von einer Frau zur nächsten und wieder zurückwechselte, die mindestens bis ins Jahr 2021 zurückreichten.

In einer Welt, in der die Grenzen zwischen privatem und beruflichem Leben zunehmend verschwimmen, insbesondere für diejenigen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden Hubermans wissenschaftliche Beiträge möglicherweise von den Schatten seiner privaten Entscheidungen verunglimpft. Für die Gemeinschaft, die Huberman folgt, und für die breitere Öffentlichkeit bietet diese Situation eine Gelegenheit zum Nachdenken. Sie fordert uns auf, die Menschen, die wir bewundern und deren Rat wir folgen, kritisch zu hinterfragen. 

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