Domina-Talk mit Lady Charlyn: Das waren die verrücktesten Anfragen

Domina-Talk mit Lady Charlyn: Das waren die verrücktesten Anfragen
Lady Charlyn gibt in einem Interview exklusiven Einblick in ihren Alltag als Online-Domina.

Inhaltlicher Hinweis: In diesem Interview wird unter anderem selbstverletzendes Verhalten behandelt. 

Die 27-jährige Lady Charlyn ist als Online-Domina auf Plattformen wie Maloum und Social Media bekannt. Sie ist in den Bereichen Fin- und Femdom tätig und liefert ihren Kunden regelmäßig Fetisch-Content. Auch getragene Unterwäsche & Co können die Fans von der Content Creatorin kaufen. Ihren Subs gibt Lady Charlyn vor allem schriftlich, telefonisch oder per Webcam Anweisungen.  Im Interview mit k.at erzählt Lady Charlyn über ihren Berufsalltag und verrät, ob sie ihr Job erregt.

Begriffserklärungen

  • BDSM: Sammelbegriff für sexuelle Vorlieben, in denen Dominanz und Unterwerfung relevant sind. Die Abkürzung steht für für die englischen Begriffe "Bondage and Discipline", "Dominance and Submission", "Sadism and Masochism". 

  • Dom: Unter Dom versteht man eine dominante Persönlichkeit. Die Person übt die Kontrolle in einem sexuellen Spiel oder einer Beziehung aus. Der Begriff ist geschlechtsneutral, doch für weibliche Doms haben sich auch Bezeichnungen wie Domme oder Femdom etabliert.  

  • Sub: Der Begriff Sub ist geschlechtsneutral und leitet sich von dem englischen Wort "submissive" (devot, unterwürfig) ab. 

  • Findom: Finanzielle Domination – Ein Fetisch oder eine sexuelle Vorliebe, bei der es darum geht, in finanzieller Hinsicht dominiert zu werden. Dazu gehören häufig Praktiken, bei dem die Kontrolle über die persönlichen Finanzen, der Kauf teurer Geschenke oder die regelmäßige Zahlung von Geldbeträgen an den dominanten Partner übergeben wird.

  • Cuckold: Unter diesem Begriff versteht man einen Mann, der den Cuckolding-Fetisch hat und es genießt, seine Frau beim Sex mit anderen Männern zu beobachten.

Wie sieht denn dein Alltag als Online-Domina aus? 

Ich mache mir meist schon eine Woche zuvor Gedanken darüber, welche Themen und Fetische ich in meinen Postings behandeln möchte. Meine Zielgruppe variiert regelmäßig, ein paar Follower kommen dazu, andere gehen wieder. Genau deswegen passe ich auch meinen Content immer an die aktuellen Fans etwas an. Ich bleibe mir dabei aber immer selbst treu und bediene nur die Fetische, wo ich selbst dahinterstehe

Was hat dich dazu bewegt, diesen Job zu machen?

Ich hatte mir schon in meiner Jugendzeit das Ziel gesetzt, irgendwann selbstständig und unabhängig zu arbeiten. Ich wollte einen Job, den ich mit Leidenschaft mache und darin aufgehe. Bei dem ich tatsächlich in mir den Ansporn sehe, weiterzumachen, besser und größer zu werden. Ich hatte aber schon immer eine Neigung in die dominante Richtung und bin dadurch auf verschiedene Dominas aufmerksam geworden. 

So habe ich auch den Online-Bereich entdeckt, der für mich passend war. Ich habe mich dann von einer professionellen Domina im Studio ausbilden lassen, weil ich über die Praktiken, die ich ausführe, zu 100 Prozent Bescheid wissen wollte. Ich möchte niemanden gefährden und keine gesundheitlichen Schäden verursachen – deswegen lag mir das sehr am Herzen.

Du bist seit einigen Jahren als Online-Domina tätig. Ist es dein Traumberuf?

Ja, es ist definitiv mein Traumberuf. Und ich werde ihn, solange es möglich ist, ausüben. Zudem habe ich auch diese direkte Bindung zu meinen Fans und das gibt mir auch die Verantwortung, diese Personen nicht fallen zu lassen. 

Was macht dir bei der Content-Erstellung am meisten Spaß?

Es macht mir während der Erstellung schon Spaß, darüber nachzudenken, was er in meinen Follower auslöst. Ich kenne bei vielen Fans die Triggerpunkte und kann dadurch schon vorher die Reaktion sehr gut vermuten. Ich freue mich dann immer umso mehr, wenn sie genauso ausfällt wie gedacht, aber insgesamt ist es einfach das Spiel mit der Kontrolle. Das Macht-Gefälle. Die Kontrolle über bestimmte Verhaltensweisen anderer Menschen zu haben, ist einfach unheimlich spannend für mich.

Sind deine Fans eher männlich, weiblich oder divers? 

Grundsätzlich ist es im Fetisch- und Femdom-Bereich, wo die Frau die Führung übernimmt, schon sehr gemischt – also männlich, weiblich und divers. Ich habe aber ausschließlich männliche Kunden. Das liegt auch an meinem Content, da er einfach mehr auf Männer fokussiert ist. Ich bin für alle Geschlechter offen, aber bis jetzt ist es noch nicht dazu gekommen.

Es gibt dieses Klischee, dass vor allem Männer in Führungspositionen gerne Dominas aufsuchen. Würdest du dem zustimmen? 

Meiner Erfahrung nach: Ja. Das sehe ich bei mir schon sehr prägnant vertreten, aber ich merke auch immer wieder, dass beispielsweise Personen mit Angestelltenberufen oder Azubis und auch Studenten diese Neigung für sich entdecken. Da ist das Geld das Problem – natürlich gibt es bei mir keine Azubi- oder Studentenrabatte (lacht). Grundsätzlich verdient der Großteil meiner Follower tatsächlich sehr gut.

Warum kann Erniedrigung erregend sein? Sprechen deine Kunden mit dir darüber? 

Ich persönlich glaube, dass der Kern im Ausbrechen aus diesem gesellschaftlichen Standardbild verankert ist. Weil BDSM lebt ja prinzipiell von Tabus in der Gesellschaft. Ganz egal, ob man jetzt jemanden auspeitscht oder Tritte in die Hoden gibt, das sind Sachen, die gesellschaftlich nicht gerade anerkannt sind. Alles, was bei außenstehenden Haaresträuben hervorrufen würde, ist bei uns wirklich Standard.

Ich glaube, zur Erregung trägt auch das Brechen der gesellschaftlichen Regeln und das Gefühl dieser absoluten Freiheit bei. Meine Kunden erzählen mir das auch sehr oft – je mehr ich sie in die Ecke dränge und je mehr ich sie nach unten drücke, desto freier fühlen sie sich. Vor allem dadurch, dass sie keine Verantwortung in dem Moment haben. Die Verantwortung liegt bei mir und sie können sich fallen lassen. Hierbei geht es nicht um Mobbing oder extreme psychische Unterdrückung, es ist einfach ein Spiel in einem vorab besprochenen Rahmen. 

Deswegen ist Aftercare so wichtig, dass man also für den Sub auch da ist und ihn danach auch auffängt. Das bedeutet, dass mein Kunde trotz Erniedrigung und Demütigung auch nach der Session mit beiden Beinen so fest im Leben steht wie zuvor. 

Dominas ist es also wichtig, dass es ihren Subs weiterhin gut geht. Das vergessen leider sehr viele, oder?

Bedauerlicherweise, ja. Besonders Anfängerinnen gehen da teilweise sehr rabiat vor. Grundsätzlich sind gerade die professionellen Dominas, die seit vielen Jahren aktiv sind, sehr darauf bedacht, dass es den Subs auch gut geht und dass sie auch ihre Rechnungen begleichen können und nicht in den finanziellen Ruin getrieben werden. 

Kann man als (Online-) Domina von den Einnahmen generell leben?

Ich würde schon sagen, dass man davon leben kann. Aber pauschal kann ich das nicht wirklich beantworten, weil ja jede Domina selbstständig arbeitet. Sie entscheidet selbst, was sie anbietet, wie präsent sie online ist, wie sie ihre Werbung schaltet, welche Fetische sie bedient und wie viel Zeit sie investiert. Das ist eben die Sache mit der Selbstständigkeit: Entweder man hat dann Lust drauf und man zieht das wirklich durch oder man macht es halt wirklich nur sporadisch. Dementsprechend sind dann natürlich die Einnahmen.

Erregt es dich, wenn du deine Subs erniedrigen kannst? 

Es wird oft behauptet, dass das nur ein Job ist und die Domina dabei gar nichts empfindet und nur das Geld sieht – ich muss aber sagen, mich erregt es definitiv, meine Kunden zu erniedrigen und sie nach meinen Vorstellungen zu benutzen. Es gibt den sogenannten "Subspace": Das ist eine Art High-Gefühl, das bei den Kunden während der Sessions auftreten kann, ohne, dass da irgendwelche Drogen im Spiel sind. Das ist zum Beispiel auch mit dem Rauschzustand beim Orgasmus vergleichbar. Tatsächlich gibt es das bei Doms auch und ich selbst erlebe das regelmäßig im Spiel. 

Oh, wow, das klingt spannend. Und umso besser, wenn es ohne Drogen funktioniert.

Genau, man pusht sich gegenseitig während des Spiels so hoch, dass so eine intime Bindung in dem Moment da ist, die ein berauschendes Gefühl erweckt.

Bist du manchmal genervt davon, wenn deine Subs so unterwürfig sind?

Grundsätzlich nein. Aber ich habe auch Kunden, die sind eher im Bratty-Bereich. Das heißt, die werden zwischendurch auch ein bisschen frecher, um sich Bestrafungen zu erschleichen (lacht). Aber ich habe auch Fans, die komplett devot sind. Grundsätzlich stört mich das auch nicht, was mich aber nervt, ist, wenn die Subs feste Befehle von mir bekommen und dann noch 50-mal diesen einen Satz auseinander diskutieren. Da hört dann irgendwann auch mein Verständnis auf. 

Aber fällt es dir manchmal schwer, hart und dominant zu sein? 

Mir persönlich nicht, das liegt aber auch daran, dass ich auch nicht immer die harte, kraftvolle Domina bin. Wenn der Sub private Probleme, Ängste oder negative Erfahrungen im Fetischbereich hat und damit auf mich zukommt, dann bin ich neben meiner Dom-Rolle auch immer noch ein Mensch. In solchen Fällen wird dann auch auf Augenhöhe gesprochen, weil bei mir die körperliche und psychische Gesundheit meiner Subs immer an erster Stelle steht. 

Erzählen dir deine Subs häufig von ihren Problemen?

Ja, denn man darf nicht vergessen, was für eine intensive Bindung diese Menschen zu mir aufbauen und manchmal haben sie niemanden außer mir, dem sie ihre persönlichen Sorgen und Probleme anvertrauen würden. Da sehe ich es einfach in meiner Verantwortung und Pflicht, für meine Subs auch da zu sein. 

Fällt es dir mitunter schwer, nach einem Arbeitstag abzuschalten, wenn dir Subs von Problemen erzählen? 

Nein, ich kann mich da schon relativ gut davon distanzieren. Das liegt natürlich auch daran, dass ich primär online arbeite und sie mir nicht täglich Face to Face gegenüberstehen. Ich versuche mich schon persönlich davon zu distanzieren, aber auch den Subs gegenüber eine starke Schulter zu bieten. 

Was waren denn deine absurdesten Kunden-Wünsche?

Die meisten Anfragen schockieren mich eigentlich nicht mehr, einfach deshalb, weil ich schon so lange dabei bin und schon alles einmal gehört oder gelesen habe. Ein Sklave wollte zum Beispiel, dass ich ihm befehle, die Inhalte der Biomülltonne seines Nachbarn zu essen. Wie ernst dieser Wunsch tatsächlich gemeint war, sei einmal dahingestellt. Es gab aber auch schon Kundenwünsche, die selbstverletzendes Verhalten inkludierten oder lebensgefährlich waren. 

Wie hast du auf diese Anfragen reagiert? Hast du Grenzen gezogen?

Also der Sklave mit der Biomüll-Anfrage muss für sich selbst entscheiden, ob er das seiner Gesundheit antun will. Ich habe ihn aber auf die gesundheitlichen Risiken hingewiesen und betont, dass ich ihm nicht diese Anweisung geben werde. Bei extremeren Anfragen, die zum Beispiel mit Selbstverstümmelung zu tun hatten, habe ich vorsichtig anklingen lassen, dass sich die Kunden psychologischen Beistand holen oder mit einem Außenstehenden darüber sprechen sollten. Vor allem, weil ihre Wünsche in den selbstverletzenden Bereich gehen und diese Aktionen möglicherweise nicht nur Gefahren für sich selbst, sondern auch für andere bergen können.

Ist es schon einmal passiert, dass sich ein Kunde in dich verliebt hat? 

Ja, das passiert öfter, als man denkt. Da ich selbst glücklich vergeben bin, kommt es für mich nie infrage. In der Regel habe ich das dann immer so gehandhabt, dass ich ein ruhiges Gespräch mit dem Kunden geführt habe. Ich habe die Situation erklärt und mich letztendlich mit allen verliebten Subs geeinigt, den Kontakt abzubrechen – im gegenseitigen Einvernehmen. Ja, ich spiele mit den Gefühlen von Kontrolle und Macht. Mit Sicherheit auch mal mit Herzrasen oder Angst, aber mit Liebesgefühlen … da ist bei mir eine Grenze, ich möchte niemanden verletzen. 

Du erwähnst gerade, dass du vergeben bist – wissen das deine Subs auch?

Ja, ich mache daraus auch kein Geheimnis. Ich habe das erst vor kurzem auch noch einmal öffentlich gepostet. Weil ein Fan völlig echauffiert war: Das gehe ja gar nicht, Domina zu sein, wenn man in einer Beziehung ist. Ich dachte mir, ich müsste das vielleicht noch mal erwähnen, damit allen bewusst ist, dass ich in der Partnerschaft lebe – genau wie viele andere Dominas übrigens auch. Letztendlich haben wir ja auch ein Privatleben – und ja, das sollte nicht dadurch beeinträchtigt werden.

Glaubst du, dass das manchen Followern gefällt, wenn sie wissen, dass du vergeben bist?

Ja, ich glaube, das ist für viele tatsächlich der Reiz. Vielen anderen ist es aber auch egal. Sie sehen mich wirklich als ihre Göttin, nennen mich auch so und himmeln mich dann tatsächlich an. Es gibt aber natürlich auch Einzelfälle, die dann sagen: "Okay, ich kann das nicht machen." Das ist dann auch okay, aber dann sind sie eben an der falschen Stelle (lacht). Ich würde nie lügen, nur um irgendwelche Kunden zu generieren. 

Bist du in deinem privaten Sexleben auch dominant?

Grundsätzlich gibt es in meiner privaten Beziehung kein Machtgefälle, also weder im allgemeinen Alltag noch im Sexleben. BDSM lebe ich persönlich rein im professionellen Raum aus. Die einzige Ausnahme ist, wenn ich mal wieder einen Cuckold-Fetischisten habe, der sich dann mal den ein oder anderen Einblick in mein Schlafzimmer verdient. 

Kommentare