Free Bleeding: Wie fühlt es sich an, Periodenblut laufen zu lassen?

Titelbild von ungeniert: Finger stecken in halber Grapefruit
ungeniert
Bei der freien Menstruation wird auf Tampons und Binden verzichtet. Wie funktioniert das und ist die Methode alltagstauglich?

Um das Thema Sex, Lust und Körper zu enttabuisieren, haben wir das Format "ungeniert - Lippenbekenntnisse der Redaktion" ins Leben gerufen. Dieses soll einen informativen 'Safe Space' zur Aufklärung bieten. Es erscheint zweimal monatlich auf k.at.

Geld sparen, Umwelt schonen, sich mit dem eigen Körper mehr verbunden fühlen, nicht mit möglichen Chemikalien in Berührung kommen und vieles mehr: Es gibt einige Gründe, weshalb Menstruierende auf Hygieneartikel wie Tampon und Binde verzichten wollen. Der Trend geht in Richtung spezieller Periodenunterwäsche, um sich während des sogenannten Free Bleedings sicherer zu fühlen. Ungeachtet der positiven Aspekte ist die freie Menstruation nach wie vor ein Tabuthema

Unsere "Ungeniert"-Autorin Candy Intensity hat die Methode ausprobiert und lässt ihre Erlebnisse mit der Praxis Revue passieren. 

Was ist Free Bleeding überhaupt?

Bei der freien Menstruation handelt es sich laut "Focus" um eine Praxis, bei der bewusst auf Hygieneprodukte (Tampons, Binden, Menstruationstassen) während der Periode verzichtet wird. Ohne Hilfsmittel lässt man das Blut beispielsweise in die Toilette, in den Slip oder in ein Handtuch abfließen. 

Wie funktioniert freie Menstruation?

Zunächst sollte man sich bewusst auf die Vorgänge im Unterleib konzentrieren und sich mit dem eigenen Körpergefühl mehr vertraut machen. In sich hineinspüren sozusagen. Das Periodenblut fließt nicht andauernd, es kommt vielmehr in Schüben – die, je nach Person und Tag der Periode, unterschiedlich stark ausfallen können. Widmet man dem Körper während der Menstruation viel Aufmerksamkeit, wird man den Moment rasch erkennen, wenn das in der Gebärmutter gesammelte Blut kurz davor ist, abzufließen. Dann ist es an der Zeit, die Toilette aufzusuchen und folgendermaßen vorzugehen:

  • Das Becken leicht nach vorne und zurückkippen und/oder zur Seite bewegen.
  • Gegebenenfalls die Bauchmuskeln anspannen und wieder locker lassen, um Druck auf den Unterleib auszuüben.
  • Auch nach vorne beugen oder eine Unterbauchmassage kann hilfreich sein.
  • Abwarten, bis der Blutschwall vollständig abgeflossen ist.

Dieser Vorgang kann zwischen einer und zehn Minuten dauern. Zu Beginn der Periode empfiehlt es sich, jede halbe Stunde das WC aufzusuchen, an den schwächeren Tagen reicht es alle paar Stunden. Eine Slipeinlage oder Periodenunterwäsche kann ein sichereres Gefühl geben und schützen die Kleidung vor Blutflecken.

Meine Erfahrungen mit Free Bleeding

Meine Periode dauert meist vier bis fünf Tage an. Die Blutung würde ich als mittelstark beschreiben. Besonders am ersten Tag hatte ich Probleme, zu erkennen, wann ich das Blut abfließen lassen sollte. Es floss größtenteils schon in die Unterhose, bevor ich es zur Toilette geschafft habe. Das Gefühl, wenn die äußeren Schamlippen an dem noch feuchten Blutfleck im Slip reiben, empfand ich alles andere als angenehm. Also Unterhose gewechselt und neuen Versuch gestartet.

Mit den Tagen wurde die Blutung schwächer und mein Körpergefühl stärker. Bereits bei der nächsten Monatsblutung hatte ich ein Gespür dafür entwickelt, wann ich auf die Toilette gehen sollte, weil sich ein Schub anbahnt. Da ich aber nicht jedes Mal riskieren wollte, dass Blut in die Unterwäsche tropft, legte ich mir ein zusammengefaltetes Blatt Klopapier in den Slip, welches ich bei jedem Toilettengang wechselte. Und mit dieser Methode klappte es dann auch wunderbar.

Ist Free Bleeding alltagstauglich?

Bis heute praktiziere ich Free Bleeding, jedoch ausschließlich, wenn ich Homeoffice mache oder Wochenende ist. Ich habe es mal unterwegs versucht, als ich zum Einkaufen gegangen bin, fragte mich aber nach wenigen Minuten: "Wie zum Geier soll das funktionieren?" Nicht überall ist ein öffentliches WC zur Stelle und so drehte ich auf halber Strecke wieder um, als ich spürte, dass sich gerade ein Schub Blut seinen Weg gen Vaginalausgang erkämpfte. Spezielle Periodenunterwäsche würde hier gewiss Abhilfe schaffen, die habe ich bis dato jedoch nicht ausprobiert.

Meiner Erfahrung nach ist freie Menstruation gut geeignet, um die Verbundenheit zum eigenen Körper zu stärken, sie als alltagstauglich (für alle Menstruierenden) zu beschreiben, finde ich jedoch schwierig – insbesondere, wenn die menstruierende Person zu einer stärkeren Monatsblutung neigt. Ist man an den Tagen, an denen man seine Periode hat, nicht unterwegs, kann man der umweltschonenden Methode durchaus mal eine Chance geben. Mit Periodenunterwäsche klappt es wahrscheinlich auch gut, wenn man seinen Alltagsaktivitäten nachgeht.

Kommentare