Ciao Tampon & Binde! Gen Z entdeckt Free Bleeding für sich

Free Bleeding auf TikTok: Anleitung sowie Vor- und Nachteile
Eine neue Welle an TikTok-Videos zeigt, warum die junge Generation Periodenblut ihren freien Lauf lässt.

Stell dir vor, du hast deine Periode, gehst deinem Alltag nach, verzichtest dabei aber auf Tampons, Binden und Menstruationstasse. Du lässt das Blut einfach laufen. Das sogenannte Free Bleeding hat die Generation Z (junge Menschen, die in etwa zwischen 1995 und 2010 geboren wurden) nun für sich entdeckt und bringt die Methode auf TikTok wieder ins Gespräch.

Wie freie Menstruation genau funktioniert und was die Vor- und Nachteile sind, erfährst du hier.

Was ist Free Bleeding?

Bei der freien Menstruation handelt es sich laut "Focus" um eine Praxis, bei der bewusst auf Hygieneprodukte während der Periode verzichtet wird. Ohne Hilfsmittel lässt man das Blut beispielsweise in der Toilette, in den Slip oder in ein Handtuch abfließen. 

Weltweite Aufmerksamkeit für die Thematik

2015 hat US-Amerikanerin Kiran Gandhi (34) ein Zeichen gesetzt. Die Musikerin und Aktivistin erlangte größere Bekanntheit, als sie vor acht Jahren beim London Marathon teilnahm. Sie lief die 42 Kilometer ohne Hygieneartikel, obwohl sie ihre Menstruation hatte. Das Periodenblut zeichnete sich deutlich auf der Sportleggings im Schritt ab. Die 34-Jährige erregte damit weltweite Aufmerksamkeit und wurde zum Sinnbild der Free-Bleeding-Bewegung. Mit dieser Aktion wollte sie mit dem Stigma brechen und Frauen bestärken, sich nicht für ihre Menstruation zu schämen. Außerdem wollte sie auf jene Frauen aufmerksam machen, die keinen Zugang zu Monatshygieneartikeln haben.

TikTokerinnen berichten über positive Erfahrungen 

Zwischendrin wurde es stiller um die jahrhundertealte Praxis, doch nun holt TikToks Gen Z die Methode wieder an die Oberfläche. In zahlreichen Videos animieren junge Frauen dazu, auf Tampons & Co. zu verzichten und wollen ermutigen, die freie Menstruation auszuprobieren. Sie erklären, wie sie Free Bleeding praktizieren und teilen ihre Erfahrungen.

TikTokerin Brittany @odbrittany berichtet in einem viralen Video davon, dass sie gerade frei menstruiert und es "überhaupt nicht schlimm ist." Statt Tampons trage sie nun Periodenunterhosen und genau diese Veränderung solle dazu geführt haben, dass ihre Unterleibsschmerzen weniger stark ausgeprägt sind: "Aus irgendeinem Grund ist meine Blutung nicht so stark, wenn ich diese Unterwäsche trage und meine Krämpfe sind bei weitem nicht so schlimm."

TikTokerin blutet in Handtuch

Die Influencerin Annette @sacralsecret erklärte in einem TikTok-Video, wie Free Bleeding bei ihr in der Praxis aussieht und ging viral damit. 1,8 Millionen Aufrufe hat der Clip bereits, in dem sie erklärt: "Ich bleibe zu Hause, wenn ich meine Periode habe. Ich bleibe zu Hause und blute." Sie würde dann mit einem Handtuch zwischen den Beinen auf der Couch oder im Bett liegen und das Haus nicht verlassen. Wenn sie dann doch mal was draußen erledigen muss, verwendet sie Periodenunterwäsche. 

Wie funktioniert freie Menstruation?

Zunächst sollte man sich bewusst auf die Vorgänge im Unterleib konzentrieren. Das Periodenblut fließt nicht andauernd, es kommt vielmehr in Schüben. Widmet man dem Körper während der Menstruation viel Aufmerksamkeit, wird man den Moment rasch erkennen, wenn das in der Gebärmutter gesammelte Blut kurz davor ist, abzufließen. Dann ist es an der Zeit, die Toilette aufzusuchen und folgendermaßen vorzugehen:

    • Das Becken leicht nach vorne und zurückkippen.
    • Du kannst auch die Bauchmuskeln anspannen, um Druck auf den Unterleib auszuüben.
    • Auch nach vorne beugen oder eine Unterbauchmassage kann hilfreich sein.
    • Abwarten, bis der Blutschwall vollständig abgeflossen ist.

    Dieser Vorgang kann zwischen einer und zehn Minuten dauern. Zu Beginn der Periode empfiehlt es sich, jede halbe Stunde das WC aufzusuchen, an den schwächeren Tagen reicht es alle paar Stunden. Eine Slipeinlage oder Periodenunterwäsche kann ein sichereres Gefühl geben und schützen die Kleidung vor Blutflecken.

    Vorteile von Free Bleeding:

    • Menstruierende berichten, dass ihre Unterleibskrämpfe nachlassen => hierbei handelt es sich jedoch um individuelle Erfahrungen, für die es keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt.
    • Vermeidung von (Haut-)Irritationen, welche durch das Verwenden von Tampons und Binden entstehen können.
    • Risiko eines toxischen Schocksyndroms verringert sich durch Verzicht auf Tampons.
    • Mögliche Chemikalien von Hygieneprodukten gelangen nicht in die Vagina.
    • Man spart Geld durch Verzicht auf Tampons, Binden & Co.
    • Umwelt wird durch Verzicht auf Einwegprodukte geschont.

    Nachteile von Free Bleeding:

    • Nicht jede Frau hat eine leichte bis mittelstarke Monatsblutung => bei einer stärkeren Blutung ist diese Methode kaum umsetzbar.
    • Im Berufsalltag hat man zwischen Meetings und intensiven Arbeitsphasen kaum Zeit, sich ausreichend mit dem Körper zu befassen.
    • Ist man unterwegs und hat nicht jederzeit Zugang zu einer Toilette, gestaltet sich die Methode als sehr ungünstig.
    • Man benötigt viel Zeit und Übung, um einschätzen zu können, wann der nächste Blutschwall kommt.

    Im Endeffekt muss jede menstruierende Person selbst für sich entscheiden, ob sie diese Methode ausprobieren möchte. Die Bewegung trägt auf jeden Fall dazu bei, das Thema zu enttabuisieren und macht auf damit verbundene Problematiken – beispielsweise dass Millionen von Menschen weltweit immer noch immer keinen Zugang zu Hygieneartikeln haben – aufmerksam. 

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