Valentinstag feiern oder nicht? Pro und Contra zum Tag der Liebe

Bunte Zuckerherzen mit Sprüchen wie "Forever" oder "I need you"
Er begeistert Verliebte und den Einzelhandel – der Valentinstag. Und er polarisiert. Den Tag der Liebe feiern oder boykottieren?

14. Februar – ein Datum, bei dem hierzulande wohl fast jeder Mensch an Herzen, Rosen, Pralinen und Liebe denkt. Wer diesen Tag ausblenden möchte, hat keine Chance. Dafür sorgen Wochen zuvor Einzelhandel, Medien, Werbeanzeigen und spätestens am Tag der Liebe selbst sämtliche Social-Media-Postings. Eines ist klar: Dieser Tag spaltet die Gemüter. Die einen boykottieren ihn, die anderen zelebrieren ihn und weitere versuchen, diesem Tag so wenig Bedeutung wie nur möglich zu schenken.

Ist der Valentinstag nun eine wundervolle Gelegenheit, um Liebe zu demonstrieren, oder eher eine aufgezwängte Verpflichtung, als Romantik getarnten Kitsch zu konsumieren? Ein Pro und Contra zu einem Tag, der eigentlich wie jeder andere ist, aber irgendwie auch nicht. 

Den Tag der Liebe feiern

Ein köstlich duftendes Menü steht auf dem Tisch, den Rosen, ein paar Kerzen und eine Karte mit liebevollen Worten zieren. Ein inniger Kuss, ein tiefer Blick in die Augen und den romantischen Moment genießend – so kann der Valentinstag aussehen. Laut einer Studie der "Offerista Group Austria" spielt der Valentinstag für 54 Prozent der Teilnehmer:innen eine wichtige Rolle. Zudem plane mehr als die Hälfte aller 2.000 Befragten seine Liebsten zu beschenken. Sie nehmen den Tag als Anlass, ihrer Liebe Nachdruck zu verleihen. Hinzu kommt eine gewisse Erwartungshaltung, die der:die Partner:in an einen richten könnte. 

Man muss natürlich nicht in einer Partnerschaft sein, um diesen Tag feiern zu können. Liebe kommt in vielen Formen daher, so kann man den Tag auch nutzen, um die Freundschaft zu zelebrieren oder die Liebe zu sich selbst zu feiern. 

Warum wird der Valentinstag gemieden?

Dann gibt es da noch die andere Partei, Leute, die den 14. Februar regelrecht hassen und ihn meiden wie der Teufel das Weihwasser. Und man spürt ihn, den Druck, den dieser Tag bereitet. Auch wenn er nur ganz dezent hervorlugt, man kann ihn fühlen, ob man will oder nicht. Bei einer Umfrage zum Thema "Valentinstag feiern, oder nicht?" des "Standards", an der der über 800 Österreicher:innen abgestimmt haben, gaben mehr als die Hälfte (51 Prozent) an, dass ihnen das Ereignis gleichgültig sei. 31 Prozent würden den Tag "auf keinen Fall" feiern.

Einer der Gründe, weshalb viele dem 14. Februar nichts abgewinnen können, ist die Kommerzialisierung, die von Jahr zu Jahr zunimmt. Kitschige Valentinstagsgeschenke lauern Tage zuvor an jeder Ecke in den Einkaufsstraßen. Auch Bäckereien und selbst die Käse-Theken der Supermärkte machen nicht Halt vor der Liebes-Dröhnung, und präsentieren Krapfen mit roten Zuckerherzen und, kein Scherz, rosa Käse in der Auslage.

Dass in erster Linie der Einzelhandel profitiert, bestätigt ein User im "Standard"-Forum: "Vom Grundsatz her eine nette Idee, die aber genauso wie Weihnachten, Ostern, Allerheiligen zur absoluten Geschäftemacherei mutiert ist." Ein anderer Nutzer schreibt: "Blumenstrauß beim Floristen: 25 Euro. Fast den gleichen Strauß habe ich vergangenen Montag um 17 Euro gekommen." Aus diesen Gründen wollen viele am Valentinstag ganz bewusst nichts kaufen, nichts schenken und auch nichts Besonderes unternehmen. 

Valentinstag als Single verbringen?

Doch nicht nur die Geschäftemacherei ist so mach einem:einer ein Dorn im Auge. Insbesondere Partner:innensuchende würden an diesem Tag am liebsten die Augen verschließen, denn am 14. Februar wird ihnen besonders deutlich klargemacht: Du bist Single! 

Jochen Meyer, Single-Coach aus Berlin, rät, den Valentinstag als willkommenen Anlass zu sehen, um sich selbst wie eine allerbeste Freundin oder einen allerbesten Freund wertzuschätzen. "Das ist doch ein Grund, stolz zu sein, auch auf all das, was man als Single so alleine schafft." Der Tag der Liebe sei optimal, um Dinge zu tun, die man nicht jeden Tag macht. Das würde das eigene Wohlbefinden stärken, so der Single-Coach. 

Meinungen der Redaktion zum Valentinstag

Wie steht die k.at-Redaktion zum Valentinstag? Wir haben verschiedene Meinungen unserer Redakteurinnen eingeholt, die zeigen, wie sehr der Tag der Liebe polarisiert und wie unterschiedlich die Ansichten sein können. 

Selma, 29 Jahre alt

Meiner Meinung nach ist Valentinstag der perfekte Tag, um sich zu fragen, welchen noch so unsinnigen Brauch wir aus Amerika noch brauchen. Ich denke, dass viele von uns mittlerweile begriffen haben, dass der Valentinstag nur zur Geldeinnahme dient und den Kapitalismus fordert. Natürlich ist es schön, wenn man sich Zeit nimmt und seinen Lieblingsmenschen eine Freude macht, doch das kann ich auch an jedem anderen Tag, ohne unzählige Euros für Plüschtiere und überteuerte Rosen auszugeben. Ich "feier" den Valentinstag am liebsten so, indem ich am 15. Februar ins Geschäft marschier und mir schöne Blumen oder Pralinen um 50 Prozent billiger kauf. Selbstliebe ist einfach an jedem Tag schön. 

Julia, 29 Jahre alt

Ich habe den Valentinstag noch nie in meinem Leben gefeiert – nicht als Single, nicht als Vergebene. Erst letztes Jahr habe ich aber ein Ritual für diesen speziellen Tag entdeckt, das ich in den nächsten fortführen möchte. Am 14. Februar habe ich nämlich die Schlüssel zu meiner ersten eigenen Wohnung überreicht bekommen. Am selben Abend dann, hat es sich ergeben, dass ich ganz alleine in den leeren Räumen stand und "es" fühlte. Ich wollte romantisch und ein wenig dramatisch sein, wie es sich für diesen Tag eben gehört, habe mir einen bodenlangen, knallroten Kaftan angezogen, Billy Joel bis zum Anschlag aufgedreht, ein Glas Wein getrunken und die Aussicht auf die Stadt genossen.

An diesem Tag war ich sehr stolz auf mich selbst und ich habe auch keinen Gedanken an ein potenzielles "Love Interest" verschwendet. Vielleicht weil ich in diesem einen Moment sehr mit mir selbst im Reinen war. Diese Atmosphäre möchte ich ab sofort jedes Jahr, zumindest für eine Stunde, in mein Leben zurückholen – mit dem alten Kaftan, dem guten Billy und einem leckeren Drink.

Maike, 27 Jahre alt

Ich bin mit den Medien aufgewachsen, die für mich deshalb stets omnipräsent waren. Gerade dort wird die Romantik zum Tag der Liebe besonders groß geschrieben. Egal, ob in Zeitschriften, auf Social Media oder in Fernsehserien: Man kommt um Valentinstag nicht vorbei. Valentinstag wird einem beinahe aufgezwungen und ich ergebe mich ihm einfach und genieße es. 

Romantik oder Konsum?

Ob der 14. Februar nun der Tag der Romantik oder der Tag des Kitsch-Konsums ist, entscheidet am Ende jede Person für sich selbst. Doch in schnelllebigen Zeiten wie diesen, in denen man Partnerschaft, Familie, Freundschaft, Beruf, Sport und Hobbys unter einen Hut bekommen soll, bleibt die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für seine Liebsten schnell mal auf der Spur. Oft reicht es nur mehr für einen schnellen Kuss zwischen Tür und Angel oder einer kurz angebundenen Whatsapp-Nachricht à la "Kann jetzt nicht, melde mich später". 

Ereignisse wie der Muttertag, der Vatertag oder eben auch der Valentinstag sind doch ein guter Anlass, um zumindest einen Tag im Jahr etwas bewusster zu (er)leben. Und das kann man auch zeigen, ohne zu konsumieren und den Kapitalismus zu füttern. Mit gesprochenen oder geschriebenen Worten oder einer liebevollen Geste, die zeigt: "Du bedeutest mir viel. Danke, dass es dich gibt." Zeit zu schenken, kostet nichts und doch ist es eines der wertvollsten Dinge, die man seinen Liebsten geben kann. 

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