Wie ist es eigentlich, bei ProStaff zu arbeiten?

Ein Kellner trägt ein Tablett mit Getränken.
Schlechte Google-Rezensionen, gemischte Erfahrungsberichte – wie läuft es beim Recruiting-Unternehmen so ab?

Die PG Personalservice proStaff GmbH, eine Personalvermittlung für Kurzzeitjobs in der Gastronomie, steht im Mittelpunkt negativer Resonanz. Viele enttäuschte Stimmen erheben sich online gegen die Arbeitspraktiken des Unternehmens.

 Dass "die Gastro" nicht immer die angenehmste Hockn ist, ist klar - aber die schiere Menge an negativen Berichten ist auffällig, darum schauen wir mal nach.

Grauenhafte Google-Rezensionen

Bei den 104 Google-Bewertungen ergibt sich ein Durchschnitt von 2,9 Sternen eine katastrophale Bewertung. Wirft man einen genaueren Blick auf die negativsten Bewertungen, so zeigt sich auch, dass die schlechten Darstellungen teilweise mehr als 50 Likes sammeln. Das ist ein ungewöhnlich hohes Maß an negativem Engagement. Warum liken mehr als 50 Personen eine negative Bewertung eines Unternehmens? Über ein "unverbindliches Informationsgespräch" bei ProStaff heißt es in einer Bewertung:

"Anstatt mich ein einziges Mal höflich darum zu bitten mein Handy wegzulegen, wurde ich von der Vertreterin (!) der Firma angeschrien, vor allen Teilnehmern bloßgestellt und beleidigt und es wurde einfach angenommen mir würde es an guter Erziehung fehlen und ich würde so sehr von diesem Job abhängen."

Doch damit nicht genug, ich lese weiter. Unzählige Ein-Stern-Bewertungen tummeln sich. Hier und da taucht eine Antwort von ProStaff auf, in der sich das Unternehmen verteidigt, als handele es sich um eine Diskussion auf Facebook. Aufgrund der vielen negativen Bewertungen auf Google hat ProStaff bereits damit begonnen, standartisierte Antworten auf Bewertungen zu versenden:

"Wir haben uns entschieden diese Flut an ungerechtfertigten Negativ-Bewertungen nicht mehr kommentarlos hinzunehmen und den interessierten Leser zu bitten, sich sein eigenes Bild zu machen und sich gerne bei uns zu bewerben."

Jedoch finden sich in manchen Fällen auch direkte, fast persönliche Antworten auf bestimmte Namen, an die sich die bei ProStaff für Google zuständige Person wohl erinnern kann. Ein Beispiel:

"Ohne deinen realen Namen zu kennen ist es uns jedoch sehr schwierig auf deine unqualifizierte Aussage unser Chef sei ein Arschloch im Detail einzugehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele unserer Ex-Mitarbeiter nachdem wir die Zusammenarbeit mit Ihnen beenden zu einem solchen Schluss kommen."

Nanonanet, wenn viele eurer Ex-Mitarbeiter:innen zu diesem Schluss kommen, könnte man ja eventuell Schlüsse daraus ziehen.

Ich wollte dem aber nicht so leicht nachgeben, also beschloss ich auf eigene Faust in meinem Freundes- und Bekanntenkreis nach "ProStaff" zu fragen.

Erfahrungen mit ProStaff

Zu meiner Enttäuschung zeichneten die meisten Menschen in meinem Umfeld, die in der Vergangenheit für ProStaff gearbeitet hatten, ein ähnliches Bild von Unzufriedenheit mit ProStaff. Einige hoben die gute Bezahlung hervor, kritisierten aber im nächsten Satz wieder die Arbeitsbedingungen und den Umgang dort. Doch nicht nur Negatives war zu hören.

Kosta R. erzählt in unserem Gespräch von einem Unternehmen, das überdurchschnittliche Löhne inklusive Überstunden pünktlich auszahlt, Tagespauschalen bei auswärtigen Einsätzen gewährt einfach fair ist. Er war drei Jahre regelmäßig für die Firma im Einsatz und zeigt sich sehr zufrieden. Die mangelnde Organisation bei den Einsätzen sei nicht auf den Arbeitgeber selbst zurückzuführen, sondern auf die veranstaltenden Unternehmen, die lediglich die Mitarbeiter:innen von ProStaff beziehen. Diese würden ihre eigenen Leiter:innen für die Jobs einsetzen.

Das Bewertungssystem bei ProStaff sieht er als fair an, denn in seiner Erfahrung konnte er auch schon Fehlverhalten solcher Schichtleiter:innen erfolgreich bei ProStaff melden. "Kurzfristig krankmelden ist natürlich sehr ungüstig ", erklärt er mir in Bezug auf mögliche negative Erfahrungen mit Google-Reviews. Natürlich könne man krank nicht zum Dienst erscheinen, aber es sei auch für ein Unternehmen in fallweiser Beschäftigung unvorteilhaft, wenn man sich wiederholt nicht auf eine Person verlassen könne.

"Wenn du deine Arbeit machst und gute Bewertungen bekommst, kannst du es dir auch "leisten", dich kurzfristig krank zu melden." Eine Maßnahme bei Unzuverlässigkeit ist die gelbe Karte. Wenn man die bekommt, ist es ein bisschen wie beim Fußball. "Dann darfst du dir nichts mehr erlauben", erklärt Kosta in Bezug auf kurzfristige Krankmeldungen oder Fehlverhalten während der Dienstzeit. Wenn nochmal etwas passiert, bist du raus.

Generell habe ich von den meisten Personen, mit denen ich gesprochen habe, ein eher negatives Bild von ProStaff erhalten. Manche erzählen mir es sei der schlimmste kurzfristige Gastro-Job ihres Lebens gewesen, andere erzählen mir mehrere Jahre dort zufrieden gewesen zu sein. Womöglich ist es deshalb auch nur fair, dem Unternehmen bei Interesse einfach eine Chance zu geben, und sich selbst ein Bild zu machen.

Kommentare