Studie: Geschwister führen häufiger zu Ängsten & Depressionen

Frau sitzt im Vordergrund und blickt nachdenklich nach oben, andere junge Frau sitzt im Hintergrund in einem Sessel und starrt auf ihr Handy
Geschwister können nervig sein, keine Frage, aber sind sie auch schlecht für die Psyche? Eine aktuelle Studie deutet darauf hin.

Einzelkinder müssen sich mit einigen Vorurteilen herumschlagen. Sie seien egoistisch, verwöhnt, vorlaut und stecken nur ungern zurück. Doch scheinbar geht es ihnen mental wesentlich besser als Jugendlichen, die mehrere Geschwister haben. Das zumindest will eine neue Studie herausgefunden haben: Hat man zwei Geschwister oder mehr, korreliert das mit einer schlechteren psychischen Gesundheit für Jugendliche.

Jugendliche mit zwei Geschwistern weise schlechtere mentale Gesundheit auf

Mehr als 9.400 Schüler:innen der achten Klasse in China und mehr als 9.100 Achtklässler:innen in den USA wurden für diese Erhebung herangezogen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Dezember 2023 im "Journal of Family Issues" veröffentlicht. 

In beiden Länder ließ sich ein Gesamtmuster feststellen, was durchaus "bemerkenswert" ist, denn "andere Studien haben gezeigt, dass eine größere Anzahl von Geschwistern mit einigen positiven Auswirkungen verbunden ist, sodass unsere Ergebnisse nicht selbstverständlich waren", erklärt Doug Downey, Hauptautor der Studie und Professor für Soziologie an der Ohio State University. 

Folgendes Gesamtmuster hat sich in beiden Ländern herauskristallisiert: Jugendliche aus größeren Familien weisen eine schlechtere psychische Gesundheit auf als solche mit weniger Geschwistern. 

Konkret wurde herausgefunden, dass Jugendliche mit zwei Geschwistern mehr Ängste und depressive Symptome zeigen als es bei Gleichaltrigen mit nur einem Geschwisterkind oder bei Einzelkindern der Fall ist. 

Altersunterschied ist entscheidend

Folgender Länderunterschied machte sich jedoch bemerkbar: In China wiesen Einzelkinder die beste mentale Gesundheit auf, was sich insbesondere mit der Ein-Kind-Politik erklären lässt. Hingegen spielte es in den USA hinsichtlich der Psyche kaum eine Rolle, ob es in der Familie ein oder zwei Kinder gab. Sobald die Teenager aber zwei Geschwister hatten, ging es ihnen auffallend schlechter. 

➞ Auch der Altersunterschied spielte eine Rolle: Je geringer der Altersunterschied zwischen den Geschwistern war, umso schlechter stand es um die psychische Gesundheit der Jugendlichen. 

Geschwister, die im Abstand von einem Jahr zueinander geboren wurden, wiesen den stärksten negativen Zusammenhang mit Mental Health auf.

Grund für negativen Auswirkungen?

Bei der Frage nach dem Warum, erläutert Downey, dass die Ergebnisse mit der "Ressourcenverwässerung"-Erklärung zusammenpassen. "Wenn man sich die elterlichen Ressourcen wie einen Kuchen vorstellt, bedeutet ein Kind, dass es den ganzen Kuchen bekommt - die ganze Aufmerksamkeit und die Ressourcen der Eltern. Wenn man aber mehr Geschwister hat, bekommt jedes Kind weniger Ressourcen und Aufmerksamkeit von den Eltern, und das kann sich auf die psychische Gesundheit auswirken", so der Forscher. 

Im Gegensatz zu dieser Studie, welche negative Auswirkungen aufzeigt, haben andere Untersuchungen ergeben, dass eine größere Anzahl von Geschwistern mit besseren sozialen Fähigkeiten bei Kindergartenkindern und einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Scheidungen bei Erwachsenen einhergehen. "Diese Kombination von Ergebnissen ist nicht leicht zu erklären. Wir müssen noch mehr über die Auswirkungen von Geschwistern lernen", schlussfolgert Downey.

Kommentare