Hauptsache subtil: Was hat es mit "Quiet Luxury" auf sich?

Hauptsache subtil: Was hat es mit "Quiet Luxury" auf sich?
"Quiet Luxury" braucht keine großen Logos oder Statements. Stimmt es, dass wahrer Luxus lieber subtil daherkommt?

Spätestens seit Filmen und Sendungen wie "Succession", "White Lotus" oder "Triangle of Sadness" wissen wir, wie sich Superreiche verhalten und auch kleiden sollen. Eliten, das sind laut "Gabler" nicht nur Menschen, die überdurchschnittlich finanzstark und gebildet sind, sondern es ist das eine Prozent der Bevölkerung, das scheinbar losgelöst von der "normalen" Gesellschaft agiert. Sprich: Privatflugzeug, Privatstrand, Privat-Uni und Kaviar. Zum großen Teil haben diese Personen eine hohe soziale Stellung und üben vielleicht sogar Macht aus.

Das Stichwort scheint bei diesem Lifestyle auch Privatsphäre zu sein – also alles abseits von den Massen. Wollen Superreiche wirklich wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen und was hat das mit ruhigem Luxus, also "Quiet Luxury" zu tun?

"Quiet Luxury": Nur keine Aufmerksamkeit

Wie "The Age" argumentiert, wollen diese Personengruppen vielleicht im Hintergrund bleiben und wenig auffallen, da Öffentlichkeit bestimmt nicht nur Vorteile bringt und potenziell angreifbar macht – hier kommt der Begriff der Stunde ins Spiel: "Quiet Luxury". In den sozialen Netzwerken wird stark über das Phänomen diskutiert, das wohl beschreiben soll, wie die "Upper Class" sich der Welt zeigt: Nämlich ruhig, unaufgeregt und gekleidet in gedeckten Farben, klaren Schnitten, aber immer nur die hochwertigsten Materialien am Körper tragend, versteht sich. Altes Geld versus neues Geld.

Soziale Codes beim "Quiet Luxury"

Es geht demnach um soziale Codes, die Unwissende von Wissenden unterscheidet. Die Personen innerhalb des Kreises könnten durch subtile Details den Status von anderen Menschen ablesen, wie das legendäre Standardwerk der 80er-Jahre "The Official Preppy Handbook" erklärt. Demnach erkennen diese sofort, wer in die illustre Runde eingeschlossen und wem die Teilhabe verwehrt wird. Das sind zum Beispiel die Wahl der Materialien, welche Knöpfe offen und geschlossen bleiben oder in welche Marken man investiert.

Eine übermäßige Zurschaustellung von Logos scheint demnach verpönt und wer die falschen Hosen bei einer Veranstaltung trägt, der:die wird sofort entlarvt. Natürlich gibt es selbst ohne plakative Markennamen trotzdem Wege und Möglichkeiten, wie Wissende schnell registrieren können, aus welchem Designhaus ein Stück stammt und was es potenziell über den:die Träger:in aussagen könnte. Trägt er:sie etwa Polyester-Mischung anstatt purem Kaschmir?

Succession und "Quiet Luxury"

Speziell die Erfolgsserie "Succession" von HBO hat den Terminus "Quiet Luxury" in den letzten Jahren stark geprägt. Dabei wird die elitäre Familie Roy begleitet, wie sie den Firmenkonzern lenkt – inklusive Intrigen und Machtspiele, natürlich. Die millionenschweren Erb:innen eines Medienimperiums sehen aber nicht etwa extravagant oder schillernd aus, sondern eher als wären sie einer Peek & Cloppenburg-Werbung entsprungen: Dezentes Make-up, wenig Schmuck und auf den ersten Blick Business Casual. Dass sie aber mit dem Helikopter spontan zum privaten Baseball-Feld fliegen, um eine Runde mit der Familie zu pitchen, ist auch Teil von "Quiet Luxury" – solange sie dabei nur keiner sieht oder gar filmt.

"Quiet Luxury" als Modetrend

Dass "Quiet Luxury" immer mehr zum Modetrend wird, zeigt sich auch darin, dass Hersteller von edlen, subtil-gehaltenen Kleidungsstücken, wie zum Beispiel Ermenegildo Zegna, große Umsatzplus verzeichnen, wie "Business of Fashion" berichtet. Zufällig ziert die Werbekampagne von Zegna auch der "Succession"-Star Kieran Culkin.

Um sich den "Quiet Luxury"-Stil anzueignen, reicht es nicht, sich einfach nur beige und möglichst unauffällig zu kleiden – hier muss vor allem die Qualität stimmen und die kann und will sich bestimmt nicht jede:r leisten.

Logomania war gestern

Dass der Trend immer mehr von plakativen Logos abrückt, ist in Zeiten von Inflation und wirtschaftlicher sowie politischer Instabilität vielleicht sogar eine intuitive Entwicklung. Schließlich fungieren wir mit unseren Körpern hierbei als Werbefläche für Brands und zahlen dabei sogar auch noch aus der eigenen Tasche dafür.

"Quiet Luxury" hin oder her, dass extravagante "campy" Ästhetik scheinbar mehr in den Hintergrund rückt, ist eventuell auch damit zu begründen, dass wir gerade größere Aufgaben als Gesellschaft bestreiten müssen. Schließlich will die Welt vor dem potenziellen Untergang gerettet werden, nicht?

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