Schönheits-OPs: Geht der Trend in Richtung Natürlichkeit?

Was sind die Trends für plastische Chirurgie
Schönheitseingriffe sind längst kein Tabu mehr. Was sind die Trends und wohin geht die ästhetische Reise?

Was früher in Illustrierten stattgefunden hat, wird jetzt über Social Media besprochen: Welcher Star hat sich welcher Prozedur unterzogen? Oder, ist Bella Hadid wirklich so natürlich schön? Und vor allem, mit welchen Eingriffen kann ich selbst dieses Ideal erreichen (falls dies gewünscht ist)?

Mittlerweile gibt es viele Optionen, das eigene Aussehen zu optimieren. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass diese Eingriffe auch immer mit gewissen gesundheitlichen und auch psychologischen Risiken verbunden sind. Wer sich für eine Schönheitsoperation entscheidet, kann sich vielleicht wohler in seiner/ihrer Haut fühlen. Oder, um es in Kim Kardashians Worten zu sagen: "Wenn dich etwas unsicher macht und du dich seit Ewigkeiten so fühlst, dann mach etwas. Wer will nicht amazing aussehen? Du hast nur ein Leben, steh auch dazu."

Dass mittlerweile vermehrt über plastische-Eingriffe gesprochen wird, ist nicht nur auf TikTok und anderen Plattformen spürbar  auch Stars und Sternchen gehen heute offener damit um als noch vor einigen Jahren. In welche Richtung geht der ästhetische Trend und fällt der Look nach vielen Jahren des Maximalismus' nun wieder reduzierter aus?

Der Plastische Chirurg Dr. Maximilian Zaussinger erklärt, dass sich die meisten PatientInnen eine deutliche, aber natürliche Veränderung wünschen: "Das muss in den Vorgesprächen immer gut abgeklärt und abgestimmt werden." Hoch im Kurs stünden die minimal invasiven Eingriffe bei den jüngeren PatientInnen zwischen 18 und 25 Jahren: "Speziell das Lippen-Unterspritzen mit Hyaluronsäure ist derzeit sehr beliebt."

"Russian Lips"-Trend

Genauer, erklärt der Experte, gehe es dabei um die Trend-Form von sogenannten "Russian Lips" oder "Puppinka Lips". Bei dieser Art der Unterspritzung werde der Filler vertikal eingespritzt. So könne eine puppenartige Lippenform sowie eine Anhebung dieser Partie erreicht werden. Auch werde dadurch ein "Entenmund" vermieden, den man im Profil sonst stark erkennen kann.

Ein Eingriff, der bei Frauen derzeit hoch im Kurs steht, ist das sogenannte "Mommy Makeover". Wie der Name bereits impliziert, geht es dabei um die Partie, die ihm Rahmen einer Schwangerschaft beansprucht wurde: Bauch und Brust. "Eine kombinierte Bauchdeckenstraffung und Brustkorrektur ist gerade sehr im Trend," so der Arzt.

"Buccal-Fat-Removal" oder Bichektomie

International ist in den Medien vor allem eine Operation in aller Munde: Die Bichektomie, oder auch "Buccal-Fat-Removal" genannt. Stars wie Chrissy Teigen schwören auf diesen Look. Dabei wird Fett aus den Wangen entfernt, um die Knochenstruktur des Gesichts besser zur Geltung zu bringen. Der Look ist nicht ganz unumstritten, da es auch an den sogenannten "Heroin Chic" der 90er-Jahre erinnert.

Zaussinger ist dieser Eingriff nicht unbekannt: "Auch in Österreich gibt es die Nachfrage für die Bichektomie, dieser Eingriff wird zum Teil regelmäßig durchgeführt. Aus chirurgischer Sicht ist diese Operation technisch gut machbar, auch das Komplikationsrisiko ist verhältnismäßig gering. Man sollte aber seine/n behandelnde/n ChirurgIn nach seiner/ihrer Erfahrung über diesen Eingriff fragen."

Welche Eingriffe liegen bei Männern im Trend?

Nicht nur das "Mommy Makeover" genießt Popularität, sondern auch das "Daddy-Do-Over" für Männer, wie die "American Society of Plastic Surgeons" beschreibt. Dabei geht es um verschiedene chirurgische und minimal invasive Eingriffe, wie Körper-Contouring und Prozeduren im Gesicht, die typischerweise in einer Sitzung oder Operation umgesetzt werden.

Der Experte spricht in diesem Zusammenhang von "high-definition" Liposuktionen, also: "Fettabsaugungen, die gewisse Muskelgruppen hervorheben, zum Beispiel die gerade Bauchmuskulatur." Außerdem gäbe es bei männlichen Patienten eine erhöhte Nachfrage nach einem markanten Kieferwinkel, der durch Hyaluronsäure definiert werden kann. Der Wunsch nach einer ausgeprägten "Jaw-Line", die vor allem über Social Media gehyped wird, ist auch in Österreich angekommen – in ist wohl, wer "snatched" ist.

Die "Klassiker" der plastischen Chirurgie

Die "Klassiker" der Schönheitschirurgie sind nach wir vor im hoch im Kurs, sprich Brustvergrößerung, Bruststraffung, Nasenkorrektur, Fettabsaugung oder Lidstraffung: "Diese Eingriffe sind seit Jahren sehr beliebt und werden am häufigsten durchgeführt. Je nach Trend werden auch phasenweise andere Eingriffe vermehrt nachgefragt, wie ein Brazilian-Butt-Lift, Waden- oder Po-Implantate."

Längerfristig gesehen sei es aber dennoch so, dass sich Eingriffe bei denen erhöhte gesundheitliche Risiken bestehen, nicht etablieren. Dies sei zum Beispiel beim erwähnten Brazilian-Butt-Lift der Fall, bei dem es international vermehrt zu Todesfällen durch die Gefahr einer Fettembolie kam, wie etwa "Bloomberg" berichtete.

Natürlicher Look im Trend?

Auch wenn der Trend hin zu einem natürlichen Look geht, bedeutet dies nicht, dass die Zahl der Eingriffe sich verringert. Ganz im Gegenteil, Schönheits-OPs und minimal invasive Eingriffe werden stetig mehr. International ist laut "Statista" ein kontinuierliches Wachstum zu verzeichnen. Zaussinger sieht den Grund darin, dass Plastische Chirurgie an Tabu verloren hat, was durchaus am gesellschaftlichen Wandel durch Social Media liegt.

Bereits 2019 beschrieb Jia Tolentino im "New Yorker" das Phänomen des "Instagram-Gesichts": "Es hat katzenartige Augen und lange, Cartoon-artige Wimpern, eine kleine, kompakte Nase und volle, üppige Lippen. (...) Das Gesicht ist deutlich weiß, aber gleichzeitig mehrdeutig ethnisch." Tolentino fragte in diesem Zusammenhang, ob wir dadurch alle bald genau gleich operiert aussähen  ganz nach dem Vorbild von Stars und InfluencerInnen? Wurden früher vielleicht noch Bilder von Superstars wie Angelina Jolie oder George Clooney mitgebracht, werden mittlerweile laut Zaussinger "vielmehr ganze Kollektionen an Wunschvorstellungen diverser Instagram-Fotos als Vorlage verwendet."

Wer sich nicht direkt unters Messer legen möchte, aber dennoch eine Veränderung am eigenen Look wünscht, für den/die können vielleicht minimal-invasive Prozeduren eine Lösung beziehungsweise temporäre Veränderung bringen, zum Beispiel mit Hyaluronsäure, die nach und nach vom Körper selbst wieder abgebaut wird. 

Der Experte rät außerdem dazu, eventuelle Fragen und Wünsche in Vorgesprächen klar zu kommunizieren, damit das Endergebnis auch wirklich den eigenen Wünschen entspricht.

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