"Slim Thick": Kim K übers problematische Abfeiern ihres Figurtyps
Schönheitsideale ändern sich von Zeit zu Zeit. Deshalb sollten wir nicht übersehen, sie immer wieder aufs Neue kritisch zu hinterfragen. Während viele viele Jahre lang eine schlanke Figur als Ideal propagiert wurde, hat sich das Blatt in den letzten Jahren zumindest ein Stück weit gewendet.
Kurvige Figurtypen wie sie etwa Stars wie Kim Kardashian, Nicki Minaj, Shirin David oder – um einen Austro-Promi zu nennen – Tara Tabitha aufweisen, wurden plötzlich zu einem neuen Schönheitsideal.
"Slim Thick" wird dieser Body Type von der York University Toronto genannt, die eine Studie über den Zusammenhang von Körperakzeptanz und diesem Figurtyp veröffentlicht hat.
"Abfeiern" eines bestimmten Body Types ist gefährlich
Während der Trend zum kurvigeren Figurtyp wie dem von Kim Kardashian, die in der Studie als Beispiel genannt wurde, zunächst eher positiv betrachtet wurde, stellt sich im Zuge der Untersuchung heraus, dass die Glorifikation des Body Types zu Unzufriedenheit und Selbstzweifeln vieler Frauen führte.
Der "Slim Thick"-Hype wurde sogar für schädlicher befunden als das Ideal des schlanken oder dünnen Körpers. Er führte zu "mehr Unzufriedenheit mit Gewicht und Aussehen". Der kurvigere Body Type sei "keine positive Alternative" zum Schlankheitswahn der Jahre zuvor. "Es kann ein Schönheitsideal darstellen, das Frauen bedrohlich und persönlich unerreichbar finden", so die Forschenden.
Dennoch sollte hier betont werden, dass man Kim Kardashian keinesfalls bodyshamen oder für ihre freizügigen Postings verurteilen sollte. Es gilt jedoch, Schönheitsideale kritisch zu hinterfragen und das Idealisieren eines Figurtyps zu stoppen. Entspricht man nämlich nicht dem Trend (egal in welche Richtung), kann das zu Problemen mit dem eigenen Körperbild führen.
Die Kardashians als Beispiel
Die Kardashians wurden für die Studie im Übrigen deshalb als Beispiel herangezogen, weil sie bekanntlich auf Social Media mit Filtern und Photoshop arbeiten. Sie würden durch ihre Online-Inhalte zur Unzufriedenheit beitragen, die Frauen mit ihrem Körper empfinden, heißt es in der Studie. Das Nicht-Kennzeichnen von bearbeiteten Inhalten sieht sich mit großer Kritik konfrontiert. In Norwegen müssen InfluencerInnen beispielsweise bearbeitete Fotos kennzeichnen.
Was bedeutet eigentlich "Slim Thick"?
Das "Slim Thick"-Ideal wurde in der Untersuchung als "ein kurviger oder voller Körpertyp" definiert, "gekennzeichnet durch eine schmale Taille und einen flachen Bauch, einen großen Hintern, große Brüste und Oberschenkel".
Kim Kardashian äußert sich zum problematischen Glorifizieren ihres Figurtyps
Kim Kardashian ist der März-Coverstar des Vogue-Magazins und spricht über ihren Beitrag zu den sich ständig ändernden Schönheitsstandards.
Dass sie das Privileg zu mehr Zugang zu ErnährungsexpertInnen, Personal TrainerInnen und kosmetischen Behandlungen hat als jeder Normalo da draußen, blendet sie in der Diskussion meist aus.
Im Interview mit "Vogue" erklärt Kim Kardashian: "Es gibt definitiv einen sowohl positiven als auch negativen Einfluss darauf, wie sich eine ganze Gruppe von Menschen aufgrund von Social Media sieht. Ich kann das sehen. Ich weißt, dass es existiert."
"Aber ich versuche zu denken: 'Okay, wenn ich meine Kinder erziehe, wie würde ich reagieren, wenn ich das Gefühl hätte, dass es Dinge auf TikTok oder Instagram gibt, von denen ich nicht möchte, dass sie sie sehen und daran teilhaben?'", erklärt sie weiter. "Ich würde es ihnen erklären."
Sie fuhr schließlich damit fort, dass sie nur versuche, "ihr Leben zu leben", und deutete an, dass sie diese Art der Diskussion für ihren Seelenfrieden eher zu vermeiden versuche. "Es ist wie bei einem Rennpferd, das Scheuklappen anlegt, damit es klar und gerade sehen kann. Du musst einfach dieses Rennpferd sein, diese Scheuklappen anziehen und loslegen." Wie es aussieht, sieht sich der Mega-Star keineswegs in der Verantwortung.
Als Andy Cohen sie damals fragte, ob sie für unerreichbare Schönheitsstandards verantwortlich sei, sagte sie: "Nein, bin ich nicht. Weil ich denke, wir stehen auf, wir machen die Arbeit, wir trainieren."
Wie entstanden die Ergebnisse zur "Slim Thick"-Studie?
Die Forscherinnen Sarah McComb und Jennifer Mills untersuchten die Korrelation zwischen dem Körperideal und der körperlichen Zufriedenheit, indem sie 402 weibliche Teilnehmerinnen im Alter von 18 bis 25 Jahren befragten, die nachweislich starke Instagram-Nutzerinnen sind.
Ihnen wurden 13 Fotos von Influencerinnen mit unterschiedlichen Körpertypen gezeigt, die als "slim thick", "fit" und "dünn" gekennzeichnet waren. Das Ideal des kurvigen Körpers verursachte tatsächlich "mehr Unzufriedenheit mit dem Gewicht und dem Aussehen" als dünne Körper.
Die negative Wahrnehmung des eigenen Körperbildes könne zu Essstörungen, ungesundem Verhalten bei der Gewichtskontrolle, geringem Selbstwertgefühl und sozialer Angst führen, heißt es in der Studie.
Kendall Jenner: "Figurtyp meiner Schwestern verunsicherte mich"
Selbst Supermodel Kendall Jenner fühlte sich vom Hype rund um den Body Type ihrer Schwestern verunsichert. 2019 erklärte sie gegenüber "Telegraph", mit Selbstzweifeln gehadert zu haben. Ihr androgyner Body würde sich von den Kurven ihrer Schwestern deutlich abheben:
"Meine Schwestern sind alle viel kurviger als ich. Sie haben Brüste, ich dagegen habe keine Brüste. Neben ihnen als dieses kleine Twiggy-Mädchen aufzuwachsen, hat in mir oft zu der Frage geführt: 'Oh nein, sollte ich nicht auch so sexy sein wie sie?'“, erzählte sie im Interview.
Mittlerweile hätte sie ein positiveres Body Image, sagt sie. "Ich mag es, dass ich für andere diesen ganz eigenen Vibe habe. Ich mag es, mich in bestimmten Dingen von ihnen zu unterscheiden. Und das ist in Ordnung."
Brauchst du Hilfe?
Wenn du selbst denkst, an einer Essstörung zu leiden, dann kannst du dich an folgende Adressen wenden:
- Notfallpsychologischer Dienst Österreich
- Hotline sowhat
- Psychologische Studienberatung
- Intakt
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