Abschied: Was tun, wenn Lieblingkolleg:innen kündigen?

Wenn der Lieblingsarbeitskollege kündigt: Erfahrung!
Der Alltag im Büro änder sich schlagartig, wenn der:die Lieblingarbeitskolleg:in kündigt. So ging es uns dabei!

Am Arbeitsplatz können mitunter schnell Freundschaften entstehen – manchmal sogar Liebe. Kein Wunder, verbringt man doch viele Stunden am Tag miteinander und lernt sich dabei besser kennen. An Gesprächsthemen mangelt es während der Bildschirmpause bestimmt nicht.

Was aber, wenn der: die liebste Kolleg:in beschließt, das Unternehmen zu verlassen, oder gar gekündigt wird? Dann zeigt sich vielleicht, ob die Freundschaft wahr oder eben vom Zweck der Zusammenarbeit motiviert war. Seine:n Verbündete:n zu verlieren kann schmerzhaft und traurig sein, was aber nicht heißen muss, dass die Verbindung für immer verloren geht. Vielleicht entsteht daraus eine schöne Freundschaft, übers Bürogebäude hinaus.

Welche Erfahrungen die Mitglieder der k.at-Redaktion gemacht haben, als ihre Lieblingsarbeitskolleg:innen gekündigt haben, teilen wir hier mit euch:

Amina:

Als in meiner früheren Arbeit meine Lieblingskollegin gekündigt hat, war es leider der Anfang vom Ende. Unser Team war in seiner damaligen Konstellation wie ein zweiter Freundeskreis für mich  auch, wenn die Arbeit oft sehr stressig war, habe ich mich jeden Tag darauf gefreut, besagte Kollegin und die anderen im Büro zu treffen. Als sie überraschend gekündigt hat, um in die Heimat zurückzuziehen, war es sehr hart für mich. Und leider auch der Beginn einer Kettenreaktion, denn danach sind weitere liebe Kolleg:innen gegangen (oder wurden gegangen) und der Arbeitsplatz war für mich nicht mehr derselbe.

Daran habe ich persönlich gemerkt, was für einen essentiellen Unterschied es machen kann, wenn man sich mit dem Team wirklich gut versteht. Natürlich besteht die "Gefahr", dass man sich deshalb zu sehr emotional an den Arbeitsplatz bindet  aber die Stimmung und die Freude an der Arbeit sind bei einem engen Team einfach nicht zu vergleichen, als wenn man mit den Kolleg:innen nur "auskommt".

Selma:

Ich habe es leider schon oft genug erlebt, dass ich eine:n Lieblingskolleg:in ziehen sehen musste, weil er:sie sich neu entfalten wollte oder der Job ihn:sie nicht mehr glücklich gemacht hat. Das hat jedes einzelne Mal wehgetan, denn häufig werden aus Kolleg:innen Freund:innen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass man bis zu acht Stunden oder mehr in der Arbeit gemeinsam verbringt. Abschiedsfeiern und Tränen hatte ich leider schon oft erlebt und immer wieder kam dieselbe Frage auf: Wir bleiben noch im Kontakt, oder?

Das Wichtigste war für mich stets der offizielle Abschied, das Bedanken und die minutenlangen Umarmungen. Besonders während der Corona-Zeit war es schlimm, den Job zu verlassen und niemanden mehr verabschieden zu können.

Mit vielen alten Kolleg:innen bin ich nach wie vor im Kontakt, sie zählen heute zu meinem engsten Umfeld. Eine Erkenntnis, die ich immer wieder bestätigt bekommen habe, war: Das Jobleben geht weiter! Und auch wenn man sich mit der Lieblingskolleg:in unglaublich gut verstanden hat, ändert es nichts daran, dass Veränderungen im Leben leider dazugehören. Meiner Meinung nach sollte diese "Trauer" jedoch niemals in das Arbeitsverhalten überschwappen oder Überhand gewinnen. Wir sind an erster Stelle immer noch in einem professionellen Setting und Kolleg:innen. Und erst an zweiter Stelle die besten Büro-Freund:innen. 

Manuel:

Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass der Kontakt sehr schnell abbricht, wenn der oder die Lieblings-Kolleg:in den Job verlässt. In solchen Situationen stellt sich eindeutig heraus, ob einem tatsächlich eine Freundschaft über die Büro-Grenzen hinaus verband oder ob es sich nicht doch nur um kollegialen Zusammenhalt handelte. Das Sprichwort "Aus den Augen, aus dem Sinn" bewahrheitete sich bis jetzt bei all meinen ehemaligen (Lieblings-)Kolleg:innen.

Julia

Ich bin noch mit sehr vielen ehemaligen Arbeitskolleg:innen freundschaftlich verbunden. Manche davon wurden zu besten Freund:innen und wir müssen uns regelmäßig in Erinnerung rufen, dass wir uns eigentlich aus einem beruflichen Kontext kennen. Wahrscheinlich sind manche Branchen aber auch weniger leger als die Kreativ-Industrie, in der ich arbeite. Gemeinsame Interessen bilden eine gute Basis, die auch abseits des Büros für Gesprächsstoff und Verbundenheit sorgt. In manchen Fällen muss man vielleicht aber auch aufpassen, dass man nicht in Vergangenem hängenbleibt und auch neue, gemeinsame Erinnerungen schafft. Zu leicht ist es, sich miteinander über prekäre Arbeitsverhältnisse zu echauffieren – irgendwann wird es Zeit loszulassen und sich neu aufzustellen.

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