"Bossing": Was kannst du tun, wenn dein:e Chef:in dich mobbt?

Was bedeutet Bossing?
Mobbing stellt ein großes Problem am Arbeitsplatz dar. Aber es geht keineswegs nur von Kolleg:innen aus. Was bedeutet "Bossing"?

Fühlt sich jeder Arbeitstag wie ein Spießrutenlauf an? Mit den Kolleg:innen ist zwar alles im Lot, aber der:die Vorgesetzte scheint es auf einen abgesehen zu haben – eventuell ist man selbst von einem Phänomen namens "Bossing" betroffen.

Mobbing durch Vorgesetzte

Dass das berufliche Leben mit einigen Herausforderungen gespickt ist, würden wohl viele gedanklich unterschreiben. Schließlich gilt es fachlich, interpersonal und strategisch zu bestehen. Nicht immer gelingt das ohne Probleme und kann schonmal Konflikte fordern. Vor allem die persönliche Ebene scheint äußerst wichtig, da Teamarbeit hoch im Kurs steht. Von Mobbing unter Arbeitskolleg:innen hat man bereits gehört – aber auch Sticheleien, die von der Führungspersönlichkeit ausgehen, sind keine Seltenheit. "Bullying" von der:dem Chef:in nennt sich "Bossing".

Machtstruktur beim "Bossing"

Natürlich ist das Verhältnis zwischen Mitarbeiter:in und Vorgesetzten immer durch eine gewisse Machtdynamik geprägt, schließlich ist klar, wer wem untergeordnet ist. Die Machtstruktur ist außerdem im Organigramm des Unternehmens festgeschrieben. Wer aber regelmäßig von dem:der Chef:in negative Kritik einstecken muss, die weit über fachliche Kompetenz hinausgeht, oder gar unter die Gürtellinie zielt, sollte aufhorchen. Wie die "Arbeiterkammer" beschreibt, unterliegt ein Arbeitgeber einer gesetzlichen Fürsorgepflicht für seine Angestellten. Wird diese grob verletzt, kann in Einzelfällen auch ein strafrechtlicher Tatbestand entstehen.

Laut "Karrierebibel" ist an jedem zweiten Mobbingfall der:die Führungsperson beteiligt – "Bossing" könne auch nach vielen Jahren der Zusammenarbeit auftreten und äußere sich auf der Arbeits- sowie Persönlichkeitsebene wie folgt:

  • Unsachliche Kritik an den Arbeitsergebnissen
  • Überzogenes Mikromanagement
  • Entzug von Informationen, Gerüchte verbreiten
  • Ausgrenzung aus dem Team
  • Unterstellungen, negative Anspielungen
  • Denunzieren vor Kolleg:innen

Definition von "Bossing"

Außerdem ist für die Definition von "Bossing" maßgeblich, dass drei Faktoren im Spiel sind:

  • Systematik: Wenn Schikane systematisch und zielgerichtet ist.
  • Wiederholung: Angriffe kommen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum vor.
  • Hierarchie: Im Vergleich zu Mobbing kommt beim "Bossing" noch eine vordefinierte Machtstruktur hinzu.

Wie kommt es zum "Bossing"?

Wie "Arbeits-abc" erklärt, hat "Bossing" seinen Ursprung meistens bei der Führungspersönlichkeit. Betroffene Mitarbeiter:innen würden häufig die Schuld bei sich selbst suchen, was die psychische Belastung noch verschlimmern kann. Als Gründe werden niedriges Selbstbewusstsein der:s Chef:in genannt, Konkurrenzdenken oder auch eine Strategie, um Angestellte mit hohem Kündigungsschutz aus dem Unternehmen herauszubekommen.

Auswege aus dem "Bossing"

Im Vergleich zu Mobbing unter Kolleg:innen bei dem man sich vertrauensvoll an die Führungskraft wenden kann, ist ein Auflösen bei "Bossing" viel schwieriger. Laut "Mobbing beenden" gäbe es drei mögliche Strategien in dieser Situation:

  • Ausharren: Am jetzigen Arbeitsplatz bleiben und warten, bis der Wind vorüberzieht. Wer diese Route wählt, sollte sich um die negativen Folgen bewusst sein, die diese Auswirkungen auf die eigene Psyche haben könnten.
  • Klären: Ein offenes Gespräch und eine Konfrontation könnte eventuell zu einer Auflösung des Problems führen. Arbeitskolleg:innen könnten für Rückendeckung sorgen.
  • Gehen: Wer sich intern nicht versetzen oder eine Art der Karenzierung erwirken kann, wird vielleicht über eine Kündigung nachdenken müssen.

Alles in allem sind die Auswirkungen von "Bossing" auf Mitarbeiter:innen nicht zu unterschätzen und können langfristige Folgen für Betroffene bedeuten. Die Inanspruchnahme von professioneller Unterstützung in Form von Therapie oder Coaching ist in jedem Fall ratsam – eine weitere Anlaufstelle für Angestellte in Österreich ist außerdem die Arbeiterkammer.

Professionelle Hilfe 

Wer unter Mobbing leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle Erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen oder Beratungsstellen.

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