Konstanter Konsens zum Vögeln: Was ist Free Use?

Ein aufgerissenes Briefkuvert mit der Aufschrift "FREE".
Hast du schonmal von "Free Use" in einer Beziehung gehört? Es geht um eine stark männerdominierte Beziehungsdynamik.

TikTok ist für viele Communitys zu einem Safe Space geworden, auch wenn die Content-Richtlinien nicht immer mitspielen. Auch als die App noch "musical.ly" hieß, hat man Wege gefunden, sich über Kinks & Co. auszutauschen. Aber es gibt eben Kinks oder Vorlieben, mit denen man etwas vorsichtiger umgehen sollte, weil sie deutlich stärker belastet sind als Reizwäsche oder harmlose Rollenspiele. Die Rede ist von "Free Use", einer Vorliebe für das "Benutztwerden" durch den:die Partner:in.

Was ist Free Use?

Bei Free Use handelt es sich um einen Fetisch, bei dem zwei Partner:innen ausmachen, dass eine Person die andere für Sex "benutzen" kann - wann und wo ist dabei egal. Was sich nach einer kleinen Nische anhört, wächst im Internet massiv. Das entsprechende Subreddit hat über eineinhalb Millionen Mitglieder, ein Banner mit den Worten "freeuse worlds where women are willing" "ziert" die Seite.  Aber auch hier geht es nicht um Austausch und Information hier werden schlicht Amateurpornos geteilt und eine fragwürdige Sexualpraktik verherrlicht.

Reddit-Screenshot des Unterforums von "Free Use"

"Free Use - worlds where women are willing": Screenshot der Tagline eines Reddit-Forums

Was ist an Free Use problematisch?

Während man natürlich niemandem seine sexuellen Vorlieben vorwerfen kann (so sie im Rahmen des Legalen bleiben), ist das unreflektierte Teilen und Verherrlichen einer Praxis, bei der quasi ein "ewiger Konsens" hergestellt wird, problematisch. Was letztlich zu einem solchen Konsens gehört zum Beispiel Regeln und Ausnahmen kann sehr unterschiedlich aussehen und vielleicht auch "funktionieren". Hier geht es aber darum, ob man Praktiken in einem sinnvollen Kontext teilt, oder lediglich eine Gewaltfantasie ohne weitere Erklärung verherrlicht.

Fragen, die aufkommen könnten, sind: Warum gefällt mir das? Warum fühle ich mich beim Sex nur dann gut genug, wenn mein/e Partner:in mich "benutzt"?

Das Verschwimmen der Grenzen beim Thema Konsens ist ein brisantes Thema, das in Zeiten, in denen wir offen über Sexarbeit und Co. reden wollen, nicht ausgeblendet werden darf. Vor allem wenn auch auf Plattformen wie TikTok unzählige Videos der Verherrlichung dienen, aber kaum welche die Dynamiken und Absprachen thematisieren, die notwendig sind, damit aus "Free Use" keine ausgelebte Vergewaltigungsfantasie wird.

Man kann auch genauso gut fragen, warum mein:e Partner:in mich "benutzen" möchte? Ist da vielleicht mehr als nur ein Fetisch im Spiel? "Free Use" als Fetisch erfordert viel Kommunikation und klare Grenzen Grundvoraussetzungen für intime Beziehungen, welche in den kurzen Videos auf TikTok und den Pornos auf Reddit absolut nicht vorhanden sind.

Soziale Medien schaffen es immer wieder, Menschen dazu zu bringen, Dinge aus ihrem Leben zu teilen, die nicht unbedingt geteilt werden müssen. Es ist eine Sache, sich über ein Tabuthema auszutauschen und zu versuchen, es zu enttabuisieren, aber es ist etwas ganz anderes, Millionen von jungen Menschen eine verzerrte Vorstellung von Konsens und Kommunikation zu vermitteln.

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