ChampLife: Schwere Anschuldigungen gegen das Alpha-Mann-Programm

Mehrere Männer sitzen um einen Tisch und beraten
Eine Online-Community von "Alpha"-Männern steht in der Kritik. Durch eine Recherche werden schwere Anschuldigungen laut.

Was ist eigentlich ein "ChampLife"? Vielleicht beinhaltet dies schnelle Autos, schöne Frauen, edle Fitnessstudios, Dinner mit Skyline im Hintergrund oder Infinity-Pools. Zumindest wenn es nach den Brüdern Nino und Elias Haralambidis geht, das sind die Gründer des "Movements" "ChampLife". Und was dabei nicht fehlen darf, ist natürlich ein großer Batzen Geld.

Alpha-Mindset wie Kollegah?

In einer Recherche des ZDF in Kooperation mit "Y-Kollektiv" gelang es dem Journalist:innen-Team, ein klareres Bild der eher undurchsichtigen, aber umstrittenen Gruppe "ChampLife" zu zeichnen, die als Online-Kurs tausende Mitglieder zählt. Hier wird zu Recht nicht gegendert, denn die Mitglieder, das sind nur Männer – schließlich geht es hier um das bereits bekannte und als toxisch gewertete Alpha-Mindset. Laut der Unternehmenswebsite sollen die Inhalte "motivieren und inspirieren", sie geben außerdem "viele praktische Tipps, um das Leben in sämtlichen Bereichen zu verbessern."

In öffentlich einsehbaren Blogposts wird erklärt, wie Männer ihren Körper formen, sich modisch kleiden, Geld verdienen und das richtige Mindset zulegen sollen. Zu erwerben sind Kurse mit den klingenden Namen "Vom Amateur zum Champ" oder "Die Gesetze der Führung". Außerdem, das Herzstück, die Mitgliedschaft im Premium-Club, in dem sich Mitglieder vernetzen können. In Instagram-Beiträgen vertreten die Brüder zudem durchaus kontroverse Meinungen zu Dating und Gleichberechtigung der Geschlechter. Man wird schnell an Aussagen des mittlerweile angeklagten Influencers Andrew Tate erinnert – und das ist kein Zufall – auch gemeinsame Fotos mit ebendiesem finden sich auf dem Account.

Vermeintlicher Menschenhandel?

In der Recherche des ZDF-Magazins "STRG_F" zu "ChampLife" steht ein Thema im Vordergrund: Vermeintlicher Menschenhandel durch Mitglieder der Gruppe. Angestoßen durch E-Mails von Betroffenen, begann die Investigation. Der Vorwurf lautet, Frauen durch emotionale Manipulation gedrängt zu haben, OnlyFans-Accounts zu eröffnen und Bilder mit teils-pornografischen Inhalten zu erstellen.

Über die OnlyFans-Plattform lassen sich große Geldbeträge mit teils wenig Aufwand lukrieren, was ebenfalls erst kürzlich dem Reality-Star Calvin Kleinen aufgefallen ist – dieser plant zum Beispiel eine OnlyFans-Agentur zu gründen. Im Falle von "ChampLife" soll aber der Mann den Löwenanteil des Umsatzes kassieren, beziehungsweise den gesamten Profit einstreichen und der Frau ab und zu Geschenke zu machen, um diese bei der Stange zu halten. Die Journalist:innen befragten im Beitrag auch Rechtsexpert:innen, die diesen Sachverhalt eindeutig als strafrechtlichen Tatbestand einordnen würden.

Screenshots über OnlyFans-Verdienst

Im "ChampLife"-Programm werde laut Recherche in den Telegram-Gruppen sogar erklärt, wie man Frauen in eine abhängige Rolle bringt und gefügig macht ("Schlaf mit ihr", "entziehe Aufmerksamkeit danach"). Verschiedene Mitglieder prahlen mit Screenshots, wieviel Geld sie monatlich über OnlyFans einnehmen würden. "ChampLife" scheint manchen Männern in Sachen Disziplin und Motivation geholfen zu haben – andere scheinen aber auch vermeintlich dazu animiert worden zu sein, Frauen für monetäre Zwecke zu missbrauchen. Im Interview mit "STRG_F" sprechen Frauen darüber, wie sie sich aus dem Bann von "ChampLife"-Mitgliedern befreien konnten.

Die Brüder Haralambidis reagierten nicht auf Interview-Anfragen des ZDF, ebenso wenig wie Andrew Tate selbst. Sie sollen jedoch in Folge einige Inhalte von ihren Social Media Profilen entfernt haben. Weitere Recherchen wurden erschwert, da das Unternehmen "ChampLife" seinen Sitz in Dubai hat und im Impressum eigentlich nur eine Postkastenfirma angegeben ist. Ob juristische Schritte gegen die Gruppe eingeleitet werden, bleibt abzuwarten.

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