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Jeffrey Dahmer: Deshalb wird die Netflix-Doku stark kritisiert

Netflix' neuer True-Crime-Hit sorgt für Diskussionen über die Verherrlichung von SerienmörderInnen in jüngsten Verfilmungen.

Die Verbrechen an der eigenen Familie als Hit auf Netflix zu sehen? Keine willkommene Überraschung – jedoch passierte eben das Rita Isbell. Isbell ist die Schwester von Errol Lindsey, einem der 17 Männer, die Jeffrey Dahmer ermordet hatte.

Wir erklären dir, was an der Entstehung der Netflix-Produktion problematisch ist.

Triggerwarnung: In diesem Beitrag werden Gewalt, Missbrauch, und Rassismus beschrieben.

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Keine Information oder Einverständnis

Laut "CNN" ist die Doku-Serie ein Mega-Hit: Über 196 Millionen Stunden lang wurde die Produktion in der ersten Woche gestreamt. Was jedoch bei vielen sauer aufstößt: Die betroffenen Familien der 17 Mordopfer wurden weder gefragt, noch über die Produktion in Kenntnis gesetzt. In der Serie werden auch Szenen Angehöriger, etwa Aussagen vor Gericht, nachgestellt. Eric Perry, Cousin von Rita Isbell, erklärt, dass diese Produktionen "Menschen immer wieder erneut traumatisieren" und es nicht noch mehr davon brauche.

"Mein Plan war es, dorthin zu gehen und zu erzählen, wie sich meine Mutter dabei gefühlt hat und was er ihr angetan hat und all diese anderen Dinge. Aber nein, als ich sein Gesicht sah, war das ein ganz anderes Spiel. Ich erkannte das Böse. Ich stand Angesicht zu Angesicht mit dem puren Bösen", erklärte Isbell gegenüber "Insider".

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Homophobie und Rassismus vonseiten der Behörden

Ebenfalls für empörte Aufrufe sorgen die Umstände, unter denen Dahmer seine Fantasien ausleben konnte. Mehrere Ereignisse, bei denen die Behörden auf Dahmers Gräuel hätten aufmerksam werden sollen, blieben ohne Konsequenzen. NutzerInnen auf Twitter beschreiben die Momente, in denen die amerikanische Exekutive People of Color im Stich gelassen hat.

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Mindestens genauso besorgniserregend ist das Privileg des Weißseins, welches Jeffrey Dahmer in vollen Zügen ausgenutzt haben soll. Viele sind der Ansicht, dass die Behörden nachlässig, oder gar nachsichtig im Umgang mit Dahmer waren. Immerhin hatte der Serienmörder mehrere Begegnungen mit der Polizei, wobei sogar eines seiner verletzten Opfer von PolizistInnen in seiner Obhut gesehen wurde.

Keine Frage: Hätte die Polizei von Milwaukee ihre Arbeit ordentlich gemacht und genauer hingesehen, hätten Jeffrey Dahmers Gräueltaten ein früheres Ende gefunden. Auch Dahmers Nachbarin, Glenda Cleveland, hatte mehrmals die Polizei verständigt, jedoch soll diese kein Interesse daran gehabt haben, die Meldungen weiterzuverfolgen.

NutzerInnen sehen hier Beweise für das Versagen der Behörden, wenn es um People of Color geht.

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Netflix' Verherrlichung von Serienmördern

Es ist nicht das erste Mal, dass die Taten eines Serienmörders – erzählt durch eine Netflix-Produktion – von NutzerInnen im Netz verharmlost oder gar schöngeredet werden. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass es sich hier statt um fiktive Personen und Ereignisse, um echte Personen, echte Morde und echte Familien handelt. Familien, die heute damit leben müssen, dass Leute Verständnis für den Mörder ihrer Familienmitglieder zeigen.

Es ist egal, ob Ted Bundy, Jeffrey Dahmer, oder andere Serienmörder. Wir sollten uns immer vor Augen halten, dass es bei True Crime auch wirklich um echte, grauenhafte Taten geht. Taten, die Familien um geliebte Mitglieder gebracht haben.

Bei der Produktion solcher Dokumentationen sollte allermindestens Rücksicht auf die Betroffenen genommen werden, bevor ihre Geschichte über ihre Köpfe hinweg erzählt wird. Außerdem wird oft kritisiert, dass die einzelnen Opfer oft in eine Art Nebenrolle gerückt werden, während die Mörder die Rolle des "Protagonisten" einnehmen. Eine Darstellung, die weder den Ermordeten noch deren Hinterbliebenen gerecht wird.