Von MSN bis BeReal: Was wollen junge Menschen von Social Media?

Einloggen auf einem alten iPhone bei Facebook
Die sozialen Medien haben sich verändert, die ihnen zugrundeliegenden Systeme auch.

Eigentlich poste ich heutzutage hauptsächlich nurmehr Storys auf Instagram. Andere soziale Netzwerke verwende ich kaum mehr. Ausgebrannt ist das Wort, das ich suche, um dieses Gefühl näher zu beschreiben.

Vielen in meinem Umfeld geht es ähnlich, der Trend weg von den sozialen Medien verstärkt sich bei der älteren Generation Z und den Millennials in meiner Stadt. Gigantische Unternehmen in Silicon Valley recyclen seit 25 Jahren ein und dieselben Ideen der Konkurrenz, die Ströme an Nutzer:innen sind moderne, digitale Völkerwanderungen. Immer seltener freue ich mich in meinem Instagram-Feed über Posts von meinen Freund:innen, immer öfter wische ich lustlos unlustige Memes zur Seite.

Vielleicht ist es auch an der Zeit für etwas wirklich Neues.

Statusupdate: Social Media zu Shopping

Seitdem MySpace und Facebook in den frühen 2000er Jahren erste Profilbilder sahen, waren die Menschen wie gebannt von dem Phänomen "Social Media". Noch davor kursierten die ersten Spruchbilder und Kettenbriefe schon auf Windows Live Messenger oder ICQ. Wer kennt, der kennt – und damals lernten sich zum ersten Mal eine Unzahl an Leuten "übers Internet" kennen. Es sollte den Grundstein legen für eine vollständig neue Art der Vernetzung, Kommunikation und ja, sogar eine neue Art von Realität.

Doch heute sieht die Maschine ganz anders aus und funktioniert auch von Grund auf verschieden. Während die ersten Bestrebungen womöglich noch der Vernetzung gegolten hatten, folgte bald der Goldrausch der sozialen Medien. Und doch sind wir heute noch ein Stück weiter, geht es nicht mehr nur um Centbeträge einheimsen oder Abos abschließen, sondern um Aufmerksamkeit, und wie diese gezielt gelenkt werden kann – vor allem im Hinblick auf Verkäufe.

Sehen wir uns beispielsweise die Veränderung von Instagram an: Einen Shop-Tab gab es früher gar nicht. Brands und die für sie tätigen Influencer:innen markieren Kaufangebote für Kleidung oder Accessoires auf ihren Posts so, wie man auch andere Menschen auf seinen Fotos markiert. Oder nehmen wir die zahlungspflichtigen Abonnements, die Instagram, oder besser gesagt Meta auf all ihren Plattformen zu normalisieren versucht. Vergleicht man die monatlichen Abos einer Durchschnittsperson von vor allein zehn Jahren mit denen heute, ist offensichtlich etwas passiert.

Auf Nimmerwiedersehen, Twitter!

Es ist nun etwas über ein Jahr her, dass Elon Musk die Kontrolle über das, was von Twitter übrig war, übernommen hat. Seitdem versuchten zahllose Netzwerke die Lücke zu füllen, die das glorreiche Twitter in den Köpfen vieler Personen hinterlassen hatte. Jason Parham von "Wired" schreibt: "Wenn das anfängliche Versprechen der sozialen Medien darin bestand, die Gesellschaft näher an ein virtuelles Ideal heranzuführen, so hat der jüngste Wandel in der Art und Weise, wie die Plattformen genutzt werden, das Ziel verfehlt.

Musks Plattform X (vormals Twitter) ist ein Paradebeispiel für Features aus der Recycling-Tonne im Silicon Valley. Und das ist auch erstmal gar nicht schlecht, jedoch kennt der Großteil der chronischen Online-Menschen Storys schon von Snapchat, unendliche Feeds durch TikTok und Instagram, Spaces von Apps wie "Houseparty" und Co.

Die jungen Menschen brauchen nicht das x-te Feature, welches Silicon-Valley-Unternehmen Nr. 23 bei Reddit abgeschaut hat. Wir brauchen Verlangsamung, echte Vernetzung und sichere Plätze im Internet, bei denen man eine gewisse Etikette und Respekt erwarten kann.


 

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