Rezos Kritik an STRG_F: Überraschendes Entschuldigungs-Statement

Mann sitzt in einem verlassenem Gebäude auf einem Stuhl. In seinen Händen hält er eine brennende Zeitung
Rezo äußerte sich, warum Kritik an dem YouTube-Doku-Channel berechtigt ist. STRG_F teilte nun eine offizielle Entschuldigung.

STRG_F ist ein YouTube-Kanal mit über eine Million Follower:innen. Auf dem Channel werden vor allem unterschiedliche Dokus hochgeladen. STRG_F ist ein Teil des Gemeinschaftsangebots Funk, was wiederum zu den Rundfunkanstalten ARD und ZDF gehört. 

Die Dokus drehen sich häufig um aktuelle Themen – unter anderem auch über das Supplements-Unternehmen More Nutrition und den Ex-Geschäftsführer und Influencer Christian Wolf. Doch laut Rezo, der selbst einst Werbegesicht der Nahrungsergänzungs-Firma war, soll STRG_F sogar Unwahrheiten verbreiten und bewusst "Dinge, aus dem Kontext schneiden". Das behauptet der YouTuber mit knapp zwei Millionen Follower:inenn vor allem deswegen, weil ihm nach einer Kontaktaufnahme für eine Doku angekreidet wurde, dass er sich nicht an Deadlines halten würde – damit wollte er in einem YouTube-Video vom 4. Dezember aufräumen. Zwei Wochen später folgte die Antwort von STRG_F. 

Nach einem weiteren verbalen Schlagabtausch zwischen dem YouTuber und dem Doku-Channel folgt nun eine überraschende Wende: STRG_F teilte auf Instagram ein Entschuldigungs-Statement (mehr dazu am Ende des Beitrags!).

Rezos Vorwürfe gegenüber STRG_F im Schnellüberblick:

Framing
• einseitige Berichterstattung
• unprofessionelle Arbeit
• unwahre Behauptungen
• zu kurze Deadlines für die Beantwortung von Fragen

Vorwürfe gegen STRG_F

Laut Rezo haben STRG_F und das "ZDF Magazin Royale" gemeinsam über das Thema Christian Wolf und More Nutrition recherchiert. Circa fünf Wochen zuvor hatte der YouTuber bereits ein Video darüber gemacht, weshalb ihn Mitarbeiter:innen vom "ZDF Magazin Royale" kontaktiert haben. Der Streamer tauschte sich mit den Redakteur:innen aus und sollte ihnen Fragen beantworten, die für die bevorstehende Doku als wichtiger Content dienen sollte. 

  • Daraufhin wurde der 31-Jährige auch von einem Mitarbeiter von STRG_F angeschrieben. Rezo war jedoch irritiert, warum das Team des YouTube-Kanals seine Nummer kannte, beziehungsweise, warum er in der ersten Nachricht gefragt wurde, ob er sich nicht zu dem Thema äußern wird. 

  • Auf Nachfrage wurde nur erwähnt, dass die Nummer von "einem Kollegen" des "Magazin Royale" ausgegeben wurde. Dieser hatte sich anschließend bei Rezo dafür entschuldigt, dass er die Telefonnummer weitergegeben hatte. 

  • Für den YouTuber war es auf jeden Fall ein Dorn im Auge, dass seine Nummer einfach geteilt wurde, ohne ihn zu informieren und auch dass das STRG-F-Team zuerst nicht bereit war, mehr Auskunft zu geben, woher es die persönlichen Daten des YouTubers hatte. 

Komplizierte Fragestellungen und kurze Deadlines 

Rezo wurde mitgeteilt, dass ihm Fragen geschickt wurden, die er beantworten sollte – diese waren zuerst im Spamordner seines Managements gelandet, weshalb der Influencer nicht sofort darauf reagieren konnte. Ihm wurde eine zweistündige Deadline gesetzt, um sich zu den Fragen zu äußern und das, obwohl der YouTuber zuerst erwähnt hatte, dass er gerade bei seiner Therapiestunde ist. Ein großes Manko: Der YouTuber beschwerte sich darüber, dass ihm lange, unkonkrete Fragen mit wissenschaftlichen Studien geschickt wurden, die er erst nach stundenlanger Recherche richtig hätte beantworten können. 

➞ Antwort von STRG_F: Désirée von STRG_F erklärt: "Elf Minuten, 1 Stunde [Frist], wenn man das hört, klingt das tatsächlich nicht fair, aber die Anfrage beginnt schon einige Tage bevor diesem Chat." Redaktionsmitarbeiter Han erläutert, dass sie sich mit drei Fragen an Rezos Management gewendet haben und zusätzlich versucht haben, ihn auf Instagram zu kontaktieren: "Wir haben Rezo um die Beantwortung binnen zwei Tagen gebeten. [...] Um sicherzugehen, dass unsere Anfrage wirklich angekommen ist, hat unser Kollege Sebastian danach bei der Agentur angerufen. Er hat die Antwort so verstanden: 'Ja, unsere Mail ist angekommen‘. Zusätzlich hat mein Kollege Sebastian Rezo über seinen Insta-Account angeschrieben. Dem 'Magazin Royale', die ebenfalls über Instagram angefragt hätten, habe Rezo geantwortet, STRG_F erhielt bis zum Ende der Frist keine Rückmeldung." Daher wurde am Sendetag versucht, ihn schnellstmöglich zu erreichen, um ihm noch die Möglichkeit einzuräumen, Stellung zu beziehen. 

Den Fehler bezüglich der Deadline, die mit Rezos Therapiestunde kollidierte, räumen sie ein: "Das war unserer eigenen Hektik an diesem Tag geschuldet. Das hätte uns echt nicht passieren dürfen. Mentale Gesundheit ist immer wichtiger als irgendwelche Deadlines", so Désirée von STRG_F.

Problem mit dem "Hintergrundgespräch"

Nachdem Rezo ein Gespräch mit einem Redakteur hatte, wurde die ganze Sache laut dem Content Creator nur noch "weirder": Rückfragen seitens Rezo wurden nicht beantwortet und obwohl der 31-Jährige auf die Fragen des Mitarbeiters einging, wurde im Endeffekt beschlossen, dass man in der Doku erwähnen wollte, dass der YouTuber nicht auf die Anfragen geantwortet hatte – und das, obwohl Rezo gerade ein 30-minütiges Telefonat hinter sich hatte.

➞ Antwort von STRG_F: Der YouTuber habe auf mehrmaliges Nachfragen zunächst nicht reagiert. Nach einer erneuten Kontaktaufnahme via SMS zeigte sich Rezo verwirrt, so als wüsste er nichts von der Anfrage und bot in Anbetracht der Dringlichkeit ein telefonisches "Hintergrundgespräch" an. Die entsprechende SMS veröffentlichte STRG_F auch im Video. Laut dem deutschen Journalistenverband ist für die Verwendung von Zitaten aus einem "Hintergrundgespräch" eine schriftliche Erlaubnis nötig, da es sich um eine "vertrauliche Äußerung" handelt, die nicht aufgezeichnet werden darf. Zu der schriftlichen Freigabe kam es nicht, da die Kommunikation mit Rezo schwierig verlaufen sei.

"Unprofessionelle" Arbeitsweise

Eine Stunde nach dem Gespräch sollte Rezo doch zitiert werden, doch nur eine Antwort der drei gestellten Fragen sollte in der Doku vorkommen, die restlichen Aussagen hätte der Streamer schriftlich nachschicken können. Absolut unverständlich für den Content Creator, der sich darüber beschwerte, dass "unprofessionell" gearbeitet wurde. Denn als Rezo aufgefordert wurde, die restlichen Antworten zu schicken, war das Video zu More Nutrition bereits auf STRG_F veröffentlicht worden. 

Laut dem Influencer sei die Verhaltensweise seitens STRG_F nicht nachvollziehbar gewesen. "Nichts daran ist konstruktiv, nichts daran ist professionell, nichts daran ist journalistisch", sagte Rezo in seinem Video. Laut STRG_F hätte sich Rezo nicht "innerhalb der Frist" bei ihnen gemeldet, um Antworten zu liefern. Das sei laut dem YouTuber einfach "lächerlich". 

➞ Antwort von STRG_F: Die Redaktion hätte trotz eines nachträglichen weiteren Gesprächsangebots keine Antwort mehr bekommen, musste aber um 20 Uhr mit der Doku online gehen, da dies mit "ZDF Magazin Royale" so vereinbart wurde. Die Redaktion des Doku-Channels sieht es kritisch, dass Rezo nicht direkt an sie mit den Vorwürfen herangetreten ist, sondern ein Video dazu gedreht hat. 

Framing und Unwahrheiten in den Dokus? 

Rezo erklärte weiter, dass STRG_F einige Dinge während der Kontaktaufnahme behauptet hätte, die gar nicht so passiert wären. STRG_F erzählte im Funk-Podcast, dass sie Rezo nochmals kontaktiert hätten, um ihm die Chance zu geben, die Fragen zu beantworten und persönlich zu bereden. Beides sei laut des Dokuteams nicht passiert, was den Aussagen des Content Creators nach gelogen sei. Der 31-Jährige, der regelmäßig Werbung für More Nutrition gemacht hat, erklärte gegenüber STRG_F, dass er einen "Aufhebungsvertrag" mit dem Unternehmen vereinbart hatte. Eine Zusammenarbeit sei also eingestellt worden. 

In der Doku wurde jedoch behauptete, dass der Influencer die Kooperation mit More Nutrition nicht kappen wolle. Auch dies sei laut dem YouTuber nicht die Wahrheit. Er wirft "fehlende Recherche" vor, durch die die Geschichte dramatisiert wurde. Außerdem würde der Channel "Framing betreiben, um das Thema schlimmer und einseitiger darzustellen, als es das wirklich ist."

➞ Antwort von STRG_F: Eine Sache sei tatsächlich "dumm gelaufen", räumt STRG-F-Redakteurin Désirée in dem YouTube-Video ein: Den Satz "Am Ende bleibt: Rezo trennt sich nicht von More" hätten sie nach ihrem Hintergrundgespräch aus der Doku herausnehmen können, was sie mittlerweile auch getan haben. 

Vermehrte Kritik gegen STRG_F

"Es geht wohl eher darum, ein spektakuläres Narrativ zu erzeugen", erklärte Rezo in seinem Video weiter. Schon seit einiger Zeit steht STRG_F in der Kritik. Dies kann Rezo nun mit seiner Erfahrung mehr oder minder nachvollziehen. So kritisierte der Streamer auch, dass Nahrungsergänzungsmittel beziehungsweise Supplements durchgehend negativ dargestellt wurden, obwohl dies nicht ganz korrekt oder ehrlich sei. STRG_F behauptete, dass Nahrungsergänzungsmittel für "Menschen, die sich gesund ernähren" schlussendlich "überflüssig" seien. Laut Rezo sei das nicht korrekt, denn man solle beispielsweise nur die Einnahme von Vitamin D im Winter bedenken, die auch von Ärzt:innen empfohlen wird. 

Laut dem YouTuber wäre es schade, dass die Kritik immer mehr wird, da auch STRG_F "gute" Videos und Mitarbeiter:innen hätte, die von dem schlecht recherchierten Content und der Unprofessionalität überschattet werden. Dadurch würde vor allem das Vertrauen der STRG-F-Zuschauer:innen leiden. 

Christian Wolf äußert sich zur Doku

Nun äußert sich auch Christian Wolf zu dem Beitrag von Neo Magazin Royale und zitiert Rezo in einem Instagram-Reel. Er schreibt: "Jan Böhmermann und STRG F haben nachweislich Unwahrheiten vor einem Millionenpublikum verbreitet. Und STRG F antwortet darauf mit: wirren 'Ausreden' und noch mehr Lügen. Und das ganze bis inklusive der Redaktionsleitung."

Konkret geht es um den Vorwurf, dass bei More Nutrition laut Böhmermann keine Lebensmittelkontrollen stattfinden konnten, da das Unternehmen so oft seinen Sitz wechsle. Rezo fragte bei der Behörde nach, die dies jedoch verneinte – es hätten bereits Kontrollen dort stattgefunden. Diese Falschinformation sei einem Millionenpublikum kommuniziert worden, die STRG_F übernommen habe. Eine Korrektur, die journalistisch sorgfältig gewesen wäre, habe nie stattgefunden.

Schlechte Recherche? Theo Stratmann und STRG_F

Rezo veröffentlichte am 6. Jänner 2024 ein weiteres Video zur STRG_F-Thematik. In der einstündigen Aufnahme spricht er erneut Kritikpunkte an, die von dem Format nicht klargestellt wurden. So erklärte der YouTuber, dass Influencer Theo Stratmann (30k auf Instagram) in einer Doku interviewt und als "superreich" dargestellt wurde. Nachdem einige User:innen in den Kommentaren kritisierten, dass dies nicht stimmen kann, soll sich ein Redakteur erneut bei Stratmann gemeldet haben. Das konnte der Influencer gegenüber Rezo mit Chatnachrichten belegen.

Der Redakteur soll nach der Veröffentlichung der Dokumentation nachgefragt haben, ob Stratmann tatsächlich "so viel Geld" verdienen würde, wie zuvor angenommen. Rezo erklärte in dem Video weiter, dass er sogar Kontakt zu Stramanns Mutter hatte und diese erzählte, dass das Team von STRG_F sogar Kontoauszüge von ihr verlangt hätte, um den Reichtum ihres Sohnes nachvollziehen zu können. Auch in einem Statement auf Instagram ging Theo Stratmann auf die Diskussion erneut ein und betonte, dass er dem Format gegenüber nie erwähnt hätte, dass er so wohlhabend sei. 

Rezo beschwert sich über Lügen

Abgesehen davon wirft Rezo dem Format "gedankliche Verrenkungen" vor, da sie in Bezug auf die Kontaktaufnahmen mit ihm Lügen in ihrem Podcast verbreitet hätten. Hierbei ging es wieder darum, dass ein Gespräch zwischen Rezo und STRG_F ausgeblieben wäre, auch seine Kooperation mit More Nutrition – die zurzeit laut dem YouTuber nicht bestehen würde – kritisierten sie erneut. Obwohl der Infleuncer zuvor schon klar betont hatte, dass er sich von dem Unternehmen entfernen möchte. Laut dem 31-Jährigen würden sich die Aussagen seitens des Formates wie Ausreden anhören, um "keine Verantwortung übernehmen" zu müssen. 

Der YouTuber betonte, dass STRG_F in dem Statement-Video weitere neue Falschaussagen getätigt hätte und Rezo unterstellt hätte, dass er Dinge gesagt hätte, die gar nicht stimmen würden. "Wie man auf die Kritik, dass man falsche Sachen verbreitet, da teilweise sogar gelogen hat, reagieren kann, indem man weitere falsche Sachen behauptet, ist mir persönlich ein Rätsel", sagte der 31-Jährige. Besonders dreist: Laut Rezo wurde ihm von STRG_F sogar vorgeworfen, dass er seine Therapiestunde, die beim ersten Gesprächen dazwischenkam, erfunden habe. 

Außerdem würde das Format eine Reihe an "Strohmännern" bauen, also nachträglich Aussagen verändern. Auch würde sich in einem Fall die einseitige Berichterstattung des Formates mit der persönlichen Meinung einer Redakteurin decken. Der YouTuber erklärte anschließend, dass Fehler passieren können, auch im Journalismus, es sei jedoch wichtig, diese transparent aufzuarbeiten. Vor allem, wenn es sich dabei um öffentlich-rechtliche Medien handeln würde. STRG_F hätte sich durch sein Verhalten selbst und anderen öffentlich-rechtlichen Medien "einen großen Schaden" zugefügt. 

STRG_F meldet sich nach Rezo-Kritik

Auch zu dem zweiten Kritikvideo hat STRG_F nun Stellung bezogen, auf Instagram teilte der offizielle Account in einem Statement mit, dass die Kritik "sehr ernst" genommen und die aktuelle Winterpause dafür genutzt wird, um die Vorwürfe aufzuarbeiten. Diese sollen in einem neuen Video anschließend aufgeschlüsselt werden. "Fehler und Ungenauigkeiten werden wir analysieren und auch, wie wir solche in Zukunft verhindern können. Unser Anspruch ist es, über Themen zu berichten, die euch bewegen. Über aktuelle Geschehnisse und gesellschaftliche Entwicklungen. Ihr erwartet zurecht von uns qualitativ hochwertigen Journalismus. Wir setzen alles daran, eure Erwartungen zu erfüllen", heißt es im Instagram-Posting weiter.  

STRG_F postet Entschuldigung

Neuer Tag, neues Statement? Am 14. Jänner wurde auf STRG_Fs Instagram-Profil ein Posting geteilt, das überraschend einsichtige Worte enthält. 

In der Entschuldigung heißt es: "Es war falsch, gegenüber Rezo so misstrauisch und nicht offen genug gewesen zu sein. Wir hätten Rezo mehr Zeit zur Beantwortung unserer Fragen geben sollen und wir haben in diesem Fall etwas missachtet, was uns ein extrem wichtiges Anliegen ist: Alles daranzusetzen, die Perspektiven von allen Seiten zu verstehen und abzubilden, um euch die Möglichkeit zu geben, euch eine eigene Meinung zu bilden. Wir bitten Rezo und euch für diese Fehler um Entschuldigung. Wir haben Rezo aus dem More-Nutrition-Video rausgeschnitten."

Doch warum wurde das einsichtige Verhalten nicht früher demonstriert? "Wir haben dafür selbst noch keine Erklärung. Offenbar mussten wir erst einmal so richtig durchgeschüttelt werden. Sicher ist schonmal: Wir haben uns hier verrannt", lautet STRG_Fs Antwort.

Ob Rezo abermals auf das aktuellste Statement reagiert oder das Kriegsbeil nun begraben ist, wird sich herausstellen. 

Kommentare