Studie enthüllt: Zoom-Meetings schlecht für Gehirnaktivität

Mann blickt auf Laptop, auf dessen Bildschirm vier Teilnehmern eines Online-Meetings zu sehen sind
Eine aktuelle Untersuchung zeigt einen großen Nachteil der Meetings, die online abgehalten werden.

Durchaus praktisch, wenn man sich schnell mal die Arbeits-, Studien- oder Schulkolleg:innen via Einladungslink zu einem Zoom-Call ins Boot holen kann: Man spart sich die Buchung eines Raums, unnötigen Smalltalk vor und nach dem Meeting, kann ortsungebunden aus dem Homeoffice zusammenarbeiten und schafft einen effizienteren Arbeitsablauf. Das schreit nach Produktivitätswachstum, oder?

Doch ein US-amerikanisches Forscher:innen-Team der Universität Yale hat einen entscheidenden Nachteil von digitalen Besprechungen herausgefunden. Die neuronale Aktivität ist bei zwei Personen, die sich online, beispielsweise über Zoom unterhalten, ganz anders als bei einem Gespräch in persona.

Online-Interaktion unterdrückt Gehirnaktivität

In der Studie, die Ende Oktober 2023 im "Imaging Neuroscience", einem Fachjournal rund um Neurowissenschaften, erschienen ist, konnten die Forscher:innen – allen voran Neurowissenschaftlerin Joy Hirsch – herausfinden, dass neuronale Signale bei Online-Interaktionen im Vergleich zu den Gehirnaktivitäten, die bei persönlichen Unterhaltungen beobachten werden, deutlich unterdrückt werden.

Hirsch fasst in einer Aussendung der Yale-Universität zusammen: "In dieser Studie stellen wir fest, dass die sozialen Systeme des menschlichen Gehirns bei realen, persönlichen Begegnungen aktiver sind als bei Zoom." Das Videokonferenzen-Tool Zoom sei "ein verarmtes soziales Kommunikationssystem im Vergleich zu persönlichen Bedingungen."

Längere Blickdauer bei persönlichen Gesprächen

Die erhöhte Gehirnaktivität, welche bei den persönlichen Gesprächen zu bemerken war, ging mit einer längeren Blickdauer sowie einem größeren Pupillendurchmesser einher. Dies lässt auf eine erhöhte Erregung im Gehirn schließen. 

Zwar gab es bereits Untersuchungen, in denen die Gehirnaktivität während Online- und Offline-Interaktionen analysiert wurden, jedoch konzentrierten sich jene auf einzelne Personen. In der neuen Studie rund um Joy Hirsch wurde erstmals die Kommunikation zwischen zwei Menschen in Echtzeit untersucht. 

Die Wissenschafterin fasst zusammen: "Insgesamt scheinen die dynamischen und natürlichen sozialen Interaktionen, die bei persönlichen Gesprächen spontan auftreten, bei Zoom-Begegnungen weniger offensichtlich oder gar nicht vorhanden zu sein. Dies ist ein wirklich aussagekräftiger Effekt."

Persönlicher Austausch ist ungemein wichtig

Diese Forschungsarbeit unterstreicht, wie wichtig der Austausch in persona für uns Menschen ist – sowohl für das soziale Miteinander als auch für die Produktivität. "Online-Darstellungen von Gesichtern haben, zumindest mit der derzeitigen Technologie, nicht den gleichen 'privilegierten Zugang' zu den sozialen neuronalen Schaltkreisen im Gehirn, wie es für reale Darstellungen von Gesichtern typisch ist", so die Forscherin in einem abschließenden Statement. 

Homeoffice und Online-Meetings haben durchaus ihre Vorteile, keine Frage, jedoch sollte man auf einen gesunden Ausgleich achten und sich regelmäßig auch im echten (Arbeits-)Leben in die Augen schauen.

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