Dirty Talk: So sexy kann Verbalerotik in Fremdsprachen sein

Dirty Talk: "Ja", "oui", "yes": Auf welcher Sprache hast du am liebsten Sex? Die "Ungeniert"-Autor:innen packen über Verbalerotik auf Fremdsprachen aus.
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"Ja", "oui", "si": Auf welcher Sprache hast du am liebsten Sex? Die "Ungeniert"-Autor:innen im Dirty-Talk-Check!

Um das Thema Sex und Lust zu enttabuisieren, haben wir das neue Format "ungeniert  Lippenbekenntnisse der Redaktion" ins Leben gerufen. Dieses soll einen informativen 'Safe Space' zur Aufklärung bieten. Es erscheint zweimal monatlich auf k.at.

Sprichst du beim Sex mit deinem:deiner Partner:in? Zugegeben, seine Lust nicht nur in Form von Stöhnen mitzuteilen, ist nicht immer einfach. Manche von uns würde es sogar als unangenehm oder "cringey" bezeichnen, doch manchmal kann Dirty Talk ein voller Erfolg sein. Klingt er vielleicht auf anderen Sprachen besser als auf Deutsch? 

Unsere "Ungeniert"-Autor:innen haben an ihre letzten Verbalerotik-Erlebnisse zurückgedacht und ihre heißesten Momente zusammengefasst. 

Alex Rush: "Spanisch bringt mich richtig in Fahrt" 

Ich hatte im Bett zuvor eigentlich nie ein großes Redebedürfnis. Ich kann mich erinnern, dass ich besonders in meinen jüngeren Jahren immer das Gefühl hatte, dass ich ganz laut stöhnen muss (Pornos, olé), damit sich mein Partner gut fühlt und weiß, dass mir gefällt, was er tut. Mittlerweile bin ich selbstbewusst genug, auch im Bett ganze Sätze auszusprechen und klar zu formulieren, was mir gefällt und was nicht – und wie ich es (mehr oder weniger) sexy ausdrücken kann. 

Auf Deutsch sind da immer wieder Klassiker wie: "härter", "schneller" oder "fick mich" dabei. Doch auch die Tatsache, dass man seinem Gegenüber beispielsweise erklärt, was mit dem Körper gerade passiert, kann überaus heiß sein. "Du machst mich so feucht/hart", hat sowohl bei meinen Sexualpartnern als auch bei mir zu äußerst prickelnden Momenten geführt. Nach ein paar heißen Erlebnissen im Urlaub habe ich herausgefunden, dass mir Englisch und vor allem Spanisch im Bett noch besser gefallen. Pornos sei "Dank", haben sich ja auch etliche Sprachfloskeln wie "Daddy" oder "Choke me" ("Würg mich") sehr stark in unseren Schlafzimmern etabliert. Und seien wir uns doch mal ehrlich: Manche Wörter und Sätze klingen auf Fremdsprachen viel heißer als auf Deutsch! 

Es bringt mich richtig in Fahrt, wenn mir jemand "que rico" ("Wie schön") im Bett sagt, während die Person meinen Körper betrachtet. Oder "lo quieres?" ("Willst du es?") fragt, während man mitten im Akt ist. 

Nichts hat mich mehr motiviert, eine Fremdsprache zu lernen. 

Candy Intensity: "Jetzt reiß dich mal am Riemen, Bürschchen!"

Dirty Talk und dann noch in Kombination mit Fremdsprachen? In meinen Augen zwei Hindernisse, die ich nicht überwinden möchte. Würde ich es versuchen, bliebe ich mit beiden Beinen am Hindernis hängen und auf halber Sexstrecke liegen. Bis jetzt habe ich auch noch nicht erlebt, dass mich mein Sexualpartner verbal härter als "Soll ich dich ficken?" anging. Würden mir Aussagen wie "Na, du kleine Schlampe, gefällt dir das?" um die Ohren fliegen, könnte ich meine Worte nicht im Mund behalten. Und meine Antwort wäre alles andere als erotisch. Eher in die Richtung "Jetzt reiß dich mal am Riemen, Bürschchen!"

Vielleicht aber wär's ganz anders und Dirty Talk würde mich elektrisieren und meine Härchen am Körper zum Stehen bringen, aber bis dahin bleiben die einzigen Laute, die ich während sexueller Handlungen von mir gebe, ein Stöhnen in allen Variationen. 

Lucy Maximal: "Englisch ist irgendwie juicy, so wie Sex sein sollte."

Meine Einstellung zu Dirty Talk änderte sich mit einem Schlag, quasi radikal – Sex durfte bei mir zwar schon immer laut sein, aber bitte ohne Wörter. Sobald ein Sexualpartner mir gegenüber Dirty-Talk-Avancen machte, war ich wortwörtlich raus und begegnete mit Stille. Mir war es auf Deutsch schlichtweg zu peinlich: Es fühlte sich zu real, zu nah, zu offen und verletzlich an. Paradox, ich weiß, da die Person zu diesem Zeitpunkt buchstäblich in mir drin steckte.

Erst als ich mit einem Partner ausschließlich auf Englisch kommunizierte, ging bei mir der festgeschnürte Knoten auf und ich konnte mich fallen lassen. Deutsch fühlt sich oft mechanisch an, Englisch ist irgendwie juicy so wie Sex sein sollte. Außerdem berührt es einen emotional nicht so stark wie die Muttersprache, so ist man vielleicht in einer anderen Sprache von seiner draufgängerischen Seite. Seitdem klappt es übrigens auch auf Deutsch. Ein wenig Überwindung und Anglizismen sei Dank!

Max Moon: "Say Less"

Da ich sonst auch keine Person vieler Worte bin, halte ich es beim Sex ebenso. "Weniger ist mehr" ist mein Lebensmotto, und gerade beim Lustspiel können wenige, authentisch und einzigartig gewählte Worte für feuchte Explosionen sorgen. Ich habe bei Partner:innen teilweise das Gefühl gehabt, sie möchten sich selbst oder mir etwas beweisen, oder manchmal auch etwas Gesehenes nachspielen. In meiner Vorstellung ist der Geschlechtsakt am allerschönsten, wenn sich alle Beteiligten dem einfach völlig hingeben, und den Temporallappen unseres Hirns, welcher unser Sprachzentrum beherbergt, getrost ausschalten.

Beim Sex ist es meiner Meinung nach wichtig, dass man sich ein wenig den primitiven Instinkten, die man da ja gerade befriedigt, wirklich unterwirft. "Dirty Talk" fühlt sich für mich da eher zu performativ an, vor allem in deutscher Sprache. Bis jetzt durfte ich nur wenige positive Erfahrungen damit sammeln, auffälligerweise jedoch deutlich mehr in meiner südslawischen Muttersprache. Doch hier ebenso das Motto "Say Less" – Beschreibungen und Fragen sind es weniger, viel eher Kommandos und Komplimente.

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