Vom Fuckboy zum Traummann: So ist es mir gelungen!

Fuckboys vermeiden und Traummann manifestieren? So klappt's!
ungeniert
Vier Jahre war ich einem Fuckboy regelrecht verfallen. Es war wie eine Sucht. Bis ich realisierte: Hier muss kalter Entzug her!

Um das Thema Sex und Lust zu enttabuisieren, haben wir das neue Format "ungeniert - Lippenbekenntnisse der Redaktion" ins Leben gerufen. Dieses soll einen informativen 'Safe Space' zur Aufklärung bieten. Es erscheint zweimal monatlich auf k.at.

Im Nachhinein könnte ich es deutlicher nicht erkennen: Er war ein "Fuckboy", wie er im Buche steht. Doch ich habe es nicht gesehen. Oder sagen wir eher: Ich wollte es vier Jahre lang (!) nicht wahrhaben. Vielleicht mag er mich doch irgendwann, verliebt sich womöglich sogar in mich und wir sind in baldiger Zukunft ein glückliches Paar, dachte ich mir. Doch der Preis für diese utopische Vorstellung war hoch: Meine Würde, mein Selbstvertrauen und mein Herz haben gelitten. 

Die Definition eines "Fuckboys"

"Onlinesprache.de" beschreibt einen "Fuckboy" als meist "jungen Mann, der Sex mit vielen verschiedenen Frauen:Männern hat, jedoch mit keine:m:r eine Beziehung will und sich nicht viel aus Gefühlen seiner Sexpartner:innen macht. Im Notfall lügt ein 'Fuckboy' seinem Gegenüber auch etwas vor, um an Sex mit ihr:ihm zu kommen."

Als mir J. vornehmlich sehr spontan und sehr spät abends WhatsApp-Nachrichten schrieb, die manchmal ganz eindeutige Absichten enthielten, war mir zwar schon klar, dass es ihm lediglich um das Sexuelle ging. Ich, die mittlerweile Gefühle für ihn entwickelt hatte, nahm das aber in Kauf. Guter Sex und körperliche Nähe schienen mir die bessere Option, als gar nichts von ihm haben zu können. Und weiß Gott, ich wollte ihn so sehr. 

Anfangs schien alles perfekt, dann wurde der Kontakt weniger

Und so zog sich dieses Spielchen erst Monate, dann Jahre dahin. Anfangs fühlte sich alles noch so gut an. Er kochte für mich, wir hatten anschließend Sex auf dem Küchentisch, wir schliefen eng umschlungen ein und liefen am nächsten Tag Hand in Hand die Straße entlang und holten uns einen Kaffee. Doch schon kurze Zeit später wurden die Unternehmungen weniger, der Kontakt spärlicher. Dieses junge Pflänzchen der Zweisamkeit hing plötzlich am seidenen Faden. Und dieser Faden, der das Wenige noch zusammenhielt, war Sex. 

Dennoch schwärmte ich für ihn, stellte mir beim Einschlafen die romantischsten Szenen vor, während er wahrscheinlich gerade zwischen den Beinen einer anderen Frau abtauchte. Exklusiv war das nie zwischen uns – ganz zu meinem Leidwesen. Meine Tagesverfassung hing lange Zeit davon ab, ob sich J. bei mir meldete. Kam eine Nachricht, machte mein Herz einen Sprung. Oft war diese Nachricht mit der Bitte oder gar Aufforderung verbunden, ihm ein Nacktfoto zu schicken. Spezielle Wünsche zu Körperteil und Position inklusive. Trotzdem war ich aufgeregt, immerhin hat er ja an mich gedacht und will etwas von mir hören. Mittlerweile weiß ich es besser, nämlich dass er nur etwas sehen wollte. Nämlich nacktes Fleisch, an dem er sich aufgeilen konnte.

Sex und Nacktfotos gegen Emotionen und eine engere Bindung

So oft habe ich mir vorgenommen, mich nicht mehr auf die Sextreffen, die nur alle heilige Zeiten stattfanden, einzulassen. So oft wurde ich wieder schwach. Weil der Sex verdammt gut war. Weil ich seinen Körper spüren wollte – nicht nur um der Berührung willen. Weil ich verliebt war. Und er wusste das. Immerhin habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und ihm meine Gefühle gestanden. Er wirkte verblüfft, war aber so manipulativ, dass er mich glauben ließ, es könne emotional intensiver werden, würde ich mich sexuell nur noch mehr öffnen. Das Gegengeschäft, das mir vermittelt wurde: Sex und Nacktfotos gegen Emotionen und eine engere Bindung. 

Doch eines Tages war es so weit: All die Selbsthilfe-Bücher und Coaching-Podcasts haben sich bezahlt gemacht. Dieses Mal war ich entschlossener denn je. So sehr ich für diesen Menschen schwärmte, so sehr es mir auch das Herz brechen wird, ich wusste, ich muss jetzt das tun, was ich auf keinen Fall möchte: Den Kontakt abbrechen. Und zwar dauerhaft. Ich musste dieses Geschwür aus meinem Bauch entfernen, nur dann kann die Wunde heilen. 

Stefanie Stahl hat mir die Augen geöffnet 

Insbesondere Stefanie Stahls Buch "Jeder ist beziehungsfähig" hat mir die Augen geöffnet. Darin beschreibt die deutsche Psychologin unter anderem das Phänomen, warum sich manche Personen eher zu bindungsscheuen Menschen hingezogen fühlen. Quasi stets das Arschloch statt des Nice Guys wollen.

Stahl schreibt: "Tatsächlich ist sie nämlich nur so stark in Robert verliebt, weil sie ihn einfach nicht ganz sicher an die Angel bekommt. Gefühlsverstärkend kommt hinzu, dass die unterlegene Situation, in der sie sich befindet, sie dazu bringt, Robert idealisiert wahrzunehmen. Robert ist Alleinherrscher über Nähe und Distanz. (...) Wenn es Julia gelingt, sich radikal, also zu 100 Prozent in die Beobachterposition zu begeben, dann könnte sie von dort aus wahrnehmen, dass sie sich mit Robert auf Augenhöhe befindet und er nicht der unerreichbare Held ihrer Träume ist, sondern ein Mensch, der ein großes Problem mit Nähe in Liebesbeziehungen hat." 

Weg mit dem Fuckboy & Traummann manifestieren

Wie so oft im Leben heißt es auch bei dem Fuckboy-Dilemma: Raus aus der Opferrolle, rein in die Eigenverantwortung. Diesen Fuckboy musste ich vom Podest holen, das ich eigens für ihn erschaffen habe. Und wenn ich ihn am Hosenbund davon herunterzerren muss. Zwei Dinge nahm ich mir vor und zog sie durch:

1. Ich schrieb eine letzte Nachricht an J., erklärte ihm erneut, dass ich Gefühle entwickelt habe und das rein Sexuelle mit meinem Herz nicht mehr vereinbaren kann. Ich bat ihn darum, mir nie wieder zu schreiben. Ich habe sozusagen Schluss gemacht, obwohl wir nie eine Beziehung hatten, lol.

2. In einer sternenklaren Nacht manifestierte ich mir den Mann meiner Träume. Ich, die mit Spiritualität nicht so viel am Hut hat, zündete sogar eine herzförmige Wunderkerze an und machte mir gedanklich klar, welche Eigenschaften mein Partner haben sollte, während die Funken der Kerze nur so in die Dunkelheit sprühten.

Von J. kam übrigens noch eine Antwort. So nach dem Motto: "Du musst mir einfach mehr Nacktfotos schicken und mich öfters geil machen, dann kann das was werden, glaub mir doch." Seither haben wir nie wieder etwas voneinander gehört. Und es war im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte. 

Tinder bekam noch eine Chance

Kurz darauf begab ich mich mal wieder auf Tinder. Müde vom Swipen und von vielen ernüchternden Dates, nahm ich mir vor, es mal wieder "ein letztes Mal" mit der Dating-App zu versuchen. Da poppte R. auf. Ich war mir unsicher, entsprach er doch nicht wirklich meinem Typ und wirkte irgendwie nicht überzeugend genug. Ich kann mich noch erinnern, dass ich einige Zeit überlegte und fast schon nach links (also kein "Gefällt mir") wischen wollte, entschied mich aber dann doch für einen Swipe nach rechts. Zack! Match. 

Nach anfänglichem Hin- und Herschreiben, das zwischendrin sogar zweimal abriss (keiner hat mehr geschrieben) und nahezu dazu führte, dass ich das Match einfach auflösen wollte, kam es aber doch zu einem ersten Date. Und das war richtig nett. R. zeigte Interesse an mir als Mensch, war nicht aufdringlich und schrieb mir im Anschluss, ob ich gut nach Hause gekommen bin. Am darauffolgenden Tag hatte ich noch ein anderes Date und traf M. Er meldete sich hingegen nicht nach dem Date. Und nun dürft ihr dreimal raten, wer meine Neugierde (mehr) geweckt hat? Richtig, es war der desinteressierte M. Mir war anscheinend auch nicht mehr zu helfen ... 

Teufelskreis durchbrechen

Da erinnerte ich mich wieder an Stahls Worte. Diesen Teufelskreis kann man nur durchbrechen, wenn man sich auf den Menschen einlässt, der nicht ausschließlich nach Autonomie strebt, sondern auch bindungsfähig ist. Dieses Mal wollte ich es also besser machen. Ich wollte R. mögen. 

Und es klappte tatsächlich. Ich fing an, seine zuvorkommende, nette Art zu schätzen und wollte ihn näher kennenlernen. Als er sich dann vier Tage lang nicht gemeldet hat, wurde ich leicht panisch und sah auch diesen Hoffnungsschimmer wie Sand zwischen meinen Fingern herunterrieseln. Also fasste ich nach und fragte nach einem weiteren Date. Daraufhin folgte ein drittes, viertes Date. Die schönsten Dates, die ich je erleben durfte. Ich war wie beflügelt und konnte es nicht fassen, dass R. in so vielen Punkten dem Menschen entsprach, den ich in jener Nacht manifestiert habe. Das ist nun fast eineinhalb Jahre her und diese gesunde Beziehung bereichert mein Leben ungemein.

3 Tipps fürs Dating, wenn man eine Beziehung möchte:

  • Fuckboys loslassen, auch wenn's wehtut – es wird nicht besser, es schadet nur von Tag zu Tag mehr.
  • Sich seine:n Wunschpartner:in manifestieren – welche Eigenschaften sollte er:sie haben; wie sollte die Beziehung sein?
  • Sich auch mal auf Personen einlassen, die "nur" nett und womöglich langweilig wirken – wenn man immer nur an wandelnde "Red Flags" gerät, kann es helfen, in der Partner:innensuche Neues zu wagen.

Denn oft will man etwas, von dem man glaubt, es zu brauchen. Doch in Wahrheit braucht man vielleicht viel eher das, was man zunächst nicht wirklich möchte/anziehend findet.

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