Was bedeutet es eigentlich, gut im Bett zu sein?
Um das Thema Sex und Lust zu enttabuisieren, haben wir das Format "ungeniert - Lippenbekenntnisse der Redaktion" ins Leben gerufen. Dieses soll einen informativen 'Safe Space' zur Aufklärung bieten. Es erscheint zweimal monatlich auf k.at.
Bestimmt haben sich viele sexuell Aktive schon mal die Fragen gestellt: "Bin ich eigentlich gut im Bett? Findet es er:sie anregend genug, was ich mache oder muss ich noch eine Schippe drauflegen?" Im Netz lassen sich etliche Tipps finden, wie man einen unvergesslichen Eindruck beim Liebesspiel hinterlässt: Häufige Stellungswechsel, gemeinsam Pornos anschauen, Sexspielzeug verwenden, lustvoll und laut stöhnen, den Ton angeben, alles Mögliche ausprobieren und stets innovativ sein.
Doch kann man das wirklich so pauschal sagen? Unsere "Ungeniert"-Autor:innen verraten, was für sie persönlich "guter Sex" bedeutet. Die Erfahrungen zeigen: Die Erwartungen sind vollkommen unterschiedlich und das Wichtigste ist, dass der Vibe zwischen den Sexualpartner:innen stimmt. Stöhnen, Dauer des Aktes und eine Variation an Sexstellungen sind da eher nebensächlich.
"Ich habe seit zwei Jahren den gleichen Sex – und liebe es!"
Weder mein Freund noch ich sind sonderlich experimentierfreudig, was Sexualpraktiken anbelangt. Seit knapp zwei Jahren schlafen wir nun schon auf die gleiche Art und Weise miteinander und es startet meist ähnlich: Entweder werden unschuldige Bussis auf einmal zu leidenschaftlichen Küssen oder wir sagen uns direkt, dass wir gerne intim werden würden. Anschließend geht's so gut wie immer ins Schlafzimmer ins Bett. Auf der Couch und in der Dusche hatten wir vielleicht zwei-, dreimal Sex, doch Teppich, Schreibtisch oder Küchentresen? Fehlanzeige!
Nach einem ausgiebigen Vorspiel, bei dem wir uns beide oral verwöhnen, dringt er in mich ein, während mein Körper noch vom Orgasmus bebt. Zu 80 Prozent geschieht dies in der Missionarsstellung. Übrigens bevorzuge ich es, wenn das Liebesspiel nicht allzu lange dauert. Eine Stunde Hin- und Herwerkeln? Das wär einfach nicht mein Ding. Lieber genieße ich danach noch die Zeit, wenn sich unsere nackten Körper aneinanderkuscheln. Wir haben beide schon öfter darüber gesprochen, ob uns etwas fehlt oder wir etwas Neues ausprobieren möchten und sind bis jetzt jedes Mal zu dem Entschluss gekommen: Nein, es fühlt sich großartig an, wie es ist.
Keiner von uns empfindet Langeweile ob des routinemäßigen Ablaufs. Auch wenn es oft ähnlich abläuft, so ist jeder Orgasmus anders, der Geschlechtsverkehr manchmal härter, ein anderes Mal wieder zärtlicher. Besonders wichtig finde ich jedoch, dass man sich neben den eigenen sexuellen Bedürfnissen auch um die des:der Partners:Partnerin kümmert. Beide sollen auf ihre Kosten kommen!
Das macht für mich guten Sex aus:
- Echte Nähe
- Leidenschaft
- Zärtliche Küsse
- Dem Gegenüber zeigen, dass man ihn:sie anziehend findet
- Darüber reden, was man gerne hätte
- Beide kommen auf ihre Kosten
- Sex-Aftercare (mehr dazu hier!)
"Beiß mich, nimm mich, kratz mich"
Sex war für mich immer ein sehr schwieriges Thema, als ich jünger war. Wenn man in einem strengen Haushalt erzogen wird, dann hat Geschlechtsverkehr eine absolut verbotene Note, deswegen konnte ich immer nur geheim intim werden. Es war immer diese Angst im Nacken, die mich erstarren und den Sex nie richtig genießen ließ. Die "Rein-Raus"-Technik und der Orgasmus meines männlichen Partners war dabei das Wichtigste für mich (Patriachat, olé!). Nachdem meine Eltern entspannter wurden und mein Sexleben nicht mehr geheim sein musste, konnte ich endlich damit anfangen, zu erforschen, was wirklich guten Sex ausmachte.
Für mich an oberster Stelle: Kommunikation! Was für einige Leser:innen ein "Na no, na ned"-Merkmal beim Sex ist, kann für andere definitiv eine Überwindung sein. Für mich war es das allemal. Dem:der Partnerin offen und ehrlich zu sagen, was mal will, wo man angegriffen werden möchte und wie man am besten zum Höhepunkt kommt, ist nicht einfach. Und zu guter Kommunikation gehört für mich auch Dirty Talk – sorry not sorry!
Guter Sex wird aber auch durch Konsens und Leidenschaft begleitet: Nichts ist heißer als eine Person, die dich im Bett fragt, ob das in Ordnung ist, was sie gerade tut. Ob du dich gut fühlst und du das Gefühl hast, dass du jederzeit aufhören kannst, ohne die Mood zu killen. Und die Leidenschaft? Die wird für mich persönlich vor allem durch tiefen Augenkontakt, beißen, lecken und küssen transportiert. Bei richtig gutem Geschlechtsverkehr will ich ALLES von der anderen Person fühlen, sehen und schmecken. Wenn diese Aspekte kombiniert mit einer unglaublich intensiven Anziehungskraft kollidieren, dann kann es nur ein Orgasmus-Feuerwerk der Sondergleichn geben.
"Your Body Is A Wonderland"
Ich betrachte Sex weniger als Sport, mehr als spirituelle Erfahrung. Diese möchte ich demnach auch nicht mit jemandem teilen, zu dem:der ich keine Verbindung spüre. Das macht die Sache natürlich nicht immer leicht, da es die Natur von Bedürfnissen ist, befriedigt werden zu wollen. Bei gutem Sex muss ich mich vor allem sicher und gut aufgehoben fühlen. Wer mich nicht schätzt und auf Händen trägt, fliegt sofort von der Bettkante. Ich will Leidenschaft und Lust: Zwei zugegeben schwammige Begriffe, die in der Praxis für mich bedeuten, dass man die Welt um sich herum vergisst und alles von sich selbst gibt – aber eben auch alles vom Gegenüber empfängt.
Natürlich schadet es nicht, zu wissen, wo die erogenen Zonen sind und diese auch aufzusuchen. Dafür darf der Körper gerne auch erforscht werden, denn dieser ist, wie John Mayer schon sang, ein "Wonderland". Kontrolle abgeben und gemeinsam Grenzen austesten, tut aber ebenfalls gut. Ich glaube außerdem, dass manche Körper besser zueinander passen, als andere. Wer schon einmal richtig gute Chemie mit jemandem hatte, wird wissen, wovon ich spreche. Da fällt es manchmal schon leicht, in die Falle zu tappen und guten Sex mit Liebe zu verwechseln. Aber genau so rot fühlt es sich guter Sex auch an, oder?
Ich will gewollt werden!
In meinen Beziehungen sexueller Natur war es für mich immer von größter Wichtigkeit eine besondere Sache zu spüren. Nicht etwa leidenschaftliche Lust oder einzigartige Erregung, für mich ist es unerlässlich, dass mich die andere Person will. Ich möchte gehalten, gezogen, geküsst und ja auch gebissen werden. Zeig mir bitte, dass du mich genauso willst, wie ich dich. In meinen Augen gibt es eben nichts heißeres, als eine Person, die dich genau in diesem Moment haben möchte.
Dementsprechend finde ich es fair (und auch dem englischen "excellent lover" entsprechend), wenn "gut im Bett" soviel heißt wie "gut im Liebhaben". Wenn ich einer anderen Person, ob es nun eine langjährige Beziehung ist oder ein One-Night-Stand, effektiv zeigen kann, dass sie und nur sie alles ist, was ich in diesem heißen Moment begehre – dann ist das für mich "gut im Bett".
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