Warum gehen Menschen in Beziehungen überhaupt fremd?

Pärchen schmiegt sich in einer Bar aneinander und halten ein Glas Wein fest
Eine neue Studie zeigt, dass das Motiv für Untreue die Art der Affäre beeinflussen kann. Warum können wir es nicht lassen?

Unser Verständnis von Liebe und Beziehung hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, doch die Gründe für Untreue scheinen vielschichtig und tief verwurzelt in den menschlichen Emotionen und sozialen Strukturen zu sein. Eine Studie der University of Maryland zeigt, wie sich die Absichten beim Fremdgehen auf die Art der Affäre auswirken können. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Sex & Marital Therapy" veröffentlicht.

Männer gehen öfter fremd?

Statistisch gesehen gehen Männer häufiger fremd als Frauen. Eine Studie von "Illicit Encounters" aus dem Jahr 2023 ergab, dass ein Fünftel der verheirateten Männer zugaben, ihre Partnerin zu betrügen, wobei die höchste Untreue im Alter zwischen 60 und 69 Jahren auftrat. Illicit Encounters ist ein Portal für Seitensprünge im Vereinigten Königreich, und der Meinung, dass Affären eine Ehe bereichern.

Im Vergleich dazu gaben 13 Prozent der verheirateten Frauen zu, ihren Ehepartner zu betrügen, wobei die Untreue in dieser Gruppe in den letzten 20 Jahren fast um die Hälfte zugenommen hat. 

Auch, dass sowohl Männer als auch Frauen gern online fremdgehen soll die Studie bestätigen. 40 Prozent der Frauen hatten schon einmal eine Affäre online, während es bei Männern nur 30 Prozent sein sollen. Hingegen haben fast zwei Drittel der Männer zugegeben schon einmal auf einer Geschäftsreise untreu gewesen zu sein.

Entweder im Internet oder weg von zu Hause: Das Gefühl von Distanz erleichtert womöglich den Seitensprung. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Wie "PsyPost" berichtet, untersuchte ein Team in einer anderen Studie, wie sich Affären bei Fremdgeher:innen entwickelten. An der Untersuchung nahmen 495 Personen teil, die bereits mindestens einmal einen Ehebruch begangen hatten. Die Proband:innen füllten Fragebögen zu ihren Gründen für die Seitensprünge und ihren Handlungen während der Affäre aus. 

8 Hauptgründe fürs Fremdgehen

Die Forscher:innen wollten herausfinden, ob diese verschiedenen Gründe für das Fremdgehen mit bestimmten Gefühlen und Verhaltensweisen während und nach einer Affäre zusammenhängen. Die Expert:innen ermittelten acht Gründe für Seitensprünge. Vier davon standen indirekt mit der Hauptbeziehung in Zusammenhang:

  • ein starkes Wutempfinden
  • das Gefühl fehlender Liebe
  • mangelndes Engagement in der Beziehung
  • (empfundene) Vernachlässigung durch den/die PartnerIn

Die vier weiteren Gründe für's Fremdgehen waren: 

Wer aus Wut fremdgeht, bleibt eher allein

Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen, die aus mangelnder Liebe zu ihren Partner:innen fremdgingen, mehr emotional, intellektuell und sexuell lohnende Seitensprünge hatten.

  • Affären, die durch mangelnde Liebe, sexuelle Vielfalt oder mangelndes Selbstwertgefühl motiviert waren, dauerten zudem länger und wurden mehr in der Öffentlichkeit ausgelebt.
  • Andererseits waren situationsbedingte Affären (aufgrund von Alkohol oder Stress) eher kürzer, weniger öffentlich und weniger sexuell, emotional und intellektuell befriedigend.

Diejenigen, die zugaben, aus Wut oder mangelndem Engagement in der Partnerschaft fremdgegangen zu sein, waren nach einer Affäre mit größerer Wahrscheinlichkeit allein. Bei anderen Gründen war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die ursprüngliche Beziehung beendet wurde. Untreue, insbesondere wenn sie als Vergeltungsmaßnahme eingesetzt wird, führt zu einem tiefen Vertrauensbruch. In Beziehungen ist Vertrauen ein fundamentaler Baustein, und sein Verlust kann oft irreparabel sein.

  • Menschen, die aufgrund von Wut fremdgingen, neigten eher dazu, es ihren Partner:innen zu beichten. Teilnehmer:innen, die aus anderen Gründe untreu waren, verheimlichten es eher.
  • Fehlende sexuelle Lust und sexuelle Vielfalt in der Beziehung waren ebenfalls mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit des Seitensprungs verbunden.

Von emotionalen Mängeln über die Suche nach Selbstbestätigung bis hin zu soziokulturellen Einflüssen – die Gründe fürs Fremdgehen sind komplex und oft miteinander verwoben. Jedoch ist keiner dieser Gründe eine angemessene Rechtfertigung. Es ist wichtig, dass wir weiterhin versuchen, die Dynamiken hinter Untreue zu verstehen, nicht um Entschuldigungen für dieses Verhalten zu finden, sondern um Wege zu erkennen, wie Beziehungen gestärkt und solche schmerzhaften Erfahrungen vermieden werden können.

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